Deutschland wird in den kommenden Jahren eindeutig der Schwerpunkt bei den Investitionen des Waiblinger Sägenherstellers Andreas Stihl AG sein. Das Entwicklungszentrum in Waiblingen soll erweitert werden.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Waiblingen - Deutschland wird in den kommenden Jahren eindeutig der Schwerpunkt bei den Investitionen des Waiblinger Sägenherstellers Andreas Stihl AG sein. Dies erklärte der Vorstandsvorsitzende Bertram Kandziora. So soll das Entwicklungszentrum in Waiblingen erweitert werden. Ebenfalls an diesem Standort soll auch ein Neubau für die Produktionslogistik erstellt werden. Zusammen kosten beide Vorhaben deutlich mehr als 60 Millionen Euro. Wegen noch ausstehender Genehmigungen musste der Baubeginn allerdings auf das kommende Jahr verschoben werden. Die Verschiebung könnte auch dazu führen, dass in diesem Jahr weniger investiert wird als im vergangenen.

 

Für das laufende Jahr strebt Stihl eine Steigerung des Umsatzes um etwa fünf Prozent an. Es werde aber nicht einfach sein, dies zu erreichen, sagte Kandziora. Wegen des langen Winters liege das Unternehmen mit dem Umsatz im ersten Quartal erst auf der Höhe des entsprechenden Vorjahreszeitraumes. Er sei aber zuversichtlich, dass die Nachfrage nun an Fahrt gewinne. Die Stihl-Gruppe insgesamt werde wohl stärker wachsen als das deutsche „Stammhaus“ mit seinen Werken in Waiblingen, Prüm in der Eifel, Ludwigsburg und Wiechs am Randen an der Schweizer Grenze. Die Werke außerhalb Deutschlands profitieren davon, dass dort Gartengeräte produziert werden, die auf dem wachsenden Markt der „Einsteigermodelle“ verkauft werden. Für das Waiblinger Unternehmen werden Privatpersonen als Kunden immer wichtiger. Inzwischen entfällt etwa die Hälfte des Umsatzes auf dieses Kundensegment, vor wenigen Jahren waren es erst 40 Prozent gewesen. Nach den Worten von Vertriebsvorstand Norbert Pick will Stihl aber daran festhalten, seine Geräte ausschließlich über den Fachhandel zu verkaufen. An einen Verkauf in Baumärkten oder an die Schaffung einer eigenen Produktmarke für Privatleute denke man nicht.

Der Umsatz stieg um sechs Prozent

Vor allem Amerika und Asien werden nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden in diesem Jahr Impulse für das Wachstum bringen. Erfreulich sei auch das Geschäft in Russland und in europäischen Ländern außerhalb der EU wie etwa Kroatien oder der Ukraine. Innerhalb der EU verlaufe die Entwicklung dagegen eher schleppend. Deutlich unter dem Vorjahr habe schon 2012 der Umsatz in Spanien und anderen Mittelmeerländern gelegen. Neue Zielgruppen hat der Hersteller von Motorsägen, Gartengeräten und Geräten zum Schneiden von Steinen Kunden in Schwellenländern entdeckt: Käufer, die etwa die Landschaft pflegen, als Bauunternehmen tätig sind oder Gleisbauarbeiten ausführen.

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von Stihl um etwa sechs Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro. Damit sei Stihl „stärker als die Branche gewachsen“, sagte Kandziora. Etwa 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftete das Unternehmen im Ausland. Europa einschließlich Deutschlands ist mit einem Umsatzanteil von 45 Prozent die umsatzstärkste Region gefolgt von Amerika mit 40 Prozent. Asien trägt etwa zehn Prozent zum Umsatz bei, der Rest kommt aus Regionen wie Afrika, Australien und Ozeanien. In Argentinien und Venezuela leide das Unternehmen unter staatlichen Beschränkungen beim Import. In beiden Ländern sei es schwierig,eine entsprechende Lizenz zu erhalten. Gut sei dagegen die Entwicklung in Brasilien. Beim eigenen Einkaufsvolumen liege Deutschland mit einem Anteil von 44 Prozent klar an der Spitze vor den USA und Japan. Seine Investitionen hat das Waiblinger Unternehmen im vergangenen Jahr von 184 auf 227 Millionen Euro gesteigert. Der Löwenanteil der Ausgaben sei an die produzierenden Gesellschaften gegangen, die ihre Kapazitäten ausgewietet und neue Maschinen angeschafft hätten. Die Abschreibungen waren dagegen nur leicht auf 136 Millionen Euro gestiegen. Stihl macht zwar traditionell keine Angaben zum Ertrag, Kandziora erklärte aber, die Investitionen habe das Unternehmen aus eigener Kraft, also ohne die Hilfe von Banken, geschultert. Zudem sagte er, der Gewinn sei stärker gestiegen als der Umsatz. Die Eigenkapitalquote liege bei 68,5 Prozent.

Zahlreiche Veränderungen in den Gremien des Unternehmens

Die Zahl der Mitarbeiter stieg im vergangenen Jahr um etwa 300 auf 12 340 Beschäftigte. Einen deutlichen Zuwachs habe es dabei in China gegeben, wo ein Werk erweitert worden sei. Etwa ein Drittel der Beschäftigten arbeitet in Deutschland. Größter einzelner Standort ist der Firmensitz in Waiblingen mit 2970 Mitarbeitern, 340Mitarbeiter sind in Ludwigsburg beschäftigt, knapp 600 in Prüm.

In den Gremien des Unternehmens hatte es im vergangenen Jahr zahlreiche Veränderungen gegeben. So übernahm Nikolaus Stihl, der Enkel des Formengründers Andreas Stihl, den Vorsitz von Beirat und Aufsichtsrat. Der bisherige Vorsitzende von Beirat und Aufsichtsrat, Hans Peter Stihl, wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Neu in beiden Gremien ist der frühere Bosch-Chef Franz Fehrenbach. Zudem wurden drei neue Vorstandsmitglieder gewählt: Michael Prochaska für Personal und Recht, Karl Angler für Finanzen und Controlling und Norbert Pick für Marketing und Vertrieb.