Das Drama um Oscar Pistorius geht weiter. Der südafrikanische Ausnahmesportler muss aller Voraussicht nach für eine wesentlich längere Zeit ins Gefängnis zurück.

Bloemfontein - Das Drama um Oscar Pistorius geht weiter. Der südafrikanische Ausnahmesportler muss aller Voraussicht nach für eine wesentlich höher bemessene Haftstrafe ins Gefängnis zurück, nachdem ihn das Berufungsgericht in Bloemfontein am Donnerstag des Mordes zweiten Grades für schuldig befunden hat.

 

Einstimmig hoben fünf Richter des Berufungsgerichtes das ursprüngliche, auf Totschlag lautende Urteil des Landesgerichts in Pretoria auf: Richterin Thokozile Masipa habe bei ihrer Urteilsfindung „rechtliche Fehler“ begangen, sagte Richter Eric Leach bei der Verlesung des Berufungsentscheids in Bloemfontein. Auf Mord zweiten Grades, bei dem der Täter den Tod seines Opfers zwar nicht mit Absicht begangen, ihn aber billigend in Kauf genommen hat, steht in Südafrika eine Haftstrafe von mindestens 15 Jahren. Unter besonderen Umständen kann sie allerdings auch unterschritten werden.

Über das neue Strafmaß wird erneut Richterin Masipa zu befinden haben: Eine Entscheidung darüber wird allerdings frühestens im Januar nach einer erneuten Anhörung der Anklage und der Verteidigung erwartet. Bis dahin bleibt der beinamputierte Sprinterstar unter Hausarrest.

Pistorius war wegen seines Hausarrests nicht anwesend

Außer der Mutter der von Pistorius ermordeten Reeva Steenkamp war in Bloemfontein keiner der durch die Live-Übertragungen im Fernsehen in aller Welt bekannten Protagonisten des Mammutverfahrens zugegen. Sowohl Staatsanwalt Gerrie Nel, der das Berufungsverfahren beantragt hatte, wie Verteidiger Barry Roux ließen sich durch Kollegen vertreten. Der 28-jährige Angeklagte durfte allein schon wegen seines Hausarrests nicht in die 450 Kilometer von Pretoria entfernte Provinzhauptstadt reisen. Anders als während des ursprünglichen Verfahrens war auch kein Mitglied der Pistorius-Familie im Gerichtssaal. Schon bei einer eintägigen Anhörung vor dem Berufungsgericht Anfang November hatte sich abgezeichnet, dass die fünf Richter mit der Entscheidung ihrer Kollegin aus dem Landgericht nicht glücklich waren.