Schon seit Wochen galt er als Favorit für den Posten: Der Vizeadmiral Mike Rogers soll als neuer Chef des US-Geheimdienstes NSA die Alarmstimmung beenden – allerdings ohne allzu zu viel zu verändern.

Washington - Vergangene Woche musste Mike Rogers beim Präsidenten vorsprechen. Das war ungewöhnlich. Denn normalerweise wäre die Suche nach einem Chef für einen der zahlreichen US-Geheimdienste nicht zur Chefsache geworden. Aber die Zeiten sind nicht normal. Nach den Enthüllungen von Edward Snowden herrscht Alarmstimmung im Weißen Haus in Washington – also wollte sich Barack Obama persönlich ein Bild machen von dem Mann, der den weltweit kritisierten Abhördienst NSA aus der Imagekrise führen soll.

 

Vizeadmiral Mike Rogers, seit mehr als 30 Jahren im US-Militärdienst, galt schon seit Wochen als Favorit. Er soll im März Keith Alexander ablösen. Der amtierende NSA-Direktor gibt nach fast neun Jahren den Posten ab und geht in den Ruhestand.

Der 54 Jahre alte Rogers soll nun hinter Alexander aufräumen – aber nicht zu sehr. Denn nach dem Willen des US-Präsidenten soll die NSA zwar reformiert werden, aber ihre Fähigkeiten behalten, weltweit zu jeder Zeit ihren Datenstaubsauger anwerfen zu können. Mike Rogers werde in ein Hornissennest gesetzt, sagte ein Obama-Berater der Zeitung „New York Times“: „Und all das wird sich in der Öffentlichkeit abspielen.“

Vorschusslorbeeren vom Verteidigungsminister

Denn bevor Rogers das Chefbüro im NSA-Komplex von Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland beziehen kann, stehen ihm Anhörungen im Senat bevor. Die Abgeordneten werden genau wissen wollen, was Rogers vorhat, und erst dann seiner Beförderung zustimmen. Rogers muss, so hat es Obama unlängst verkündet, einen neuen Speicherort für die Millionen von Metadaten finden, die die NSA Tag für Tag aus dem US-Telefonnetz zieht. Bisher lagern diese Informationen bei der NSA selbst, künftig sollen sie an anderer Stelle gespeichert werden, um dem Geheimdienst den Zugriff darauf zumindest etwas zu erschweren.

US-Verteidigungsminister Chuck Hagel, der die Top-Personalie jetzt verkünden durfte, schickte schon einmal Vorschusslorbeeren auf den Weg. Er sei zuversichtlich, dass Rogers „die Weisheit besitzt, die Ansprüche von Sicherheit, Privatsphäre und Freiheit im digitalen Zeitalter in Einklang zu bringen“, sagte Hagel.

Rogers ist ein Internet-Experte

Bemerkenswert: James Clapper, Obamas Geheimdienstkoordinator, lobte zwar ebenfalls Rogers‘ Qualitäten, ließ sich aber nicht weiter zur Frage von Reformen innerhalb der NSA ein. Doch Clapper ist ein bekennender Skeptiker. Seit Beginn der Affäre vor nunmehr fast acht Monaten hat er bei öffentlichen Auftritten mehrfach die Sorge geäußert, dass allzu große Veränderungen im Arbeitsstil Nachteile für die Sicherheit der USA bringen könnten.

In Rogers, der ein ausgewiesener Fachmann für die Verwendung des Internets als militärisches Waffensystem ist, glaubt US-Präsident Obama nun aber offenbar den richtigen Mann gefunden zu haben. Auf den Ratschlag einer von ihm selbst eingesetzten Kommission, die sich einen Zivilisten an der NSA-Spitze gewünscht hätte, ging Obama nicht ein.