Die Schweiz will die Verbindung auf dem Bodensee zwischen Friedrichshafen und Romanshorn auf supermoderne Elektrofähren umstellen. Der deutschen Seite ist das zu teuer. Doch dem Verkehrsminister Hermann gefällt die Idee.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Friedrichshafen - Bei Friedrichshafen ist noch nicht einmal die Bahnlinie elektrifiziert. Doch die Schweiz will nun sogar die Fährverbindung zwischen der Stadt und Romanshorn auf Elektroantrieb umstellen. Untersuchungen hätten ergeben, dass solche Fähren auf der zwölf Kilometer langen Strecke über den Bodensee sinnvoll wäre, sagt der Leiter der Abteilung öffentlicher Verkehr beim Kanton Thurgau, Werner Müller. Zwar koste eine Elektrofähre 15 Millionen Euro, womit sie in der Anschaffung etwa um ein Drittel teurer sei als herkömmliche Modelle. Dafür seien die Treibstoffkosten viel geringer, sagt Müller. Laut der Reederei Norled, die seit zwei Jahren in Norwegen die weltweit erste Elektrofähre einsetzt, spart sie gegenüber den Ausgaben für Dieselkraftstoff bis zu 60 Prozent.

 

Für die deutsche Seite kommt der Vorstoß aus der Schweiz überraschend. Zuletzt wurde die binationale Verbindung, die, unterbrochen nur vom Krieg, seit 1929 Autos über den See transportiert, von der Schweizer Seite sogar ganz infrage gestellt. Der Hintergrund waren Überlegungen, die Zollstation in Romanshorn zu schließen. Damit wäre der Güterverkehr weggefallen. „Der ist überlebenswichtig“, sagt Müller.

Mehr Autos, mehr Passagiere

Das ist nun vom Tisch. Jetzt will die Schweiz den Fährverkehr sogar ausbauen. Dafür müssten sich aber neben der Schweiz und dem Kanton Thurgau auch das Land Baden-Württemberg und die beiden Hafenstädte beteiligen. „Die Elektrofähren wären schnell genug, um einen Halbstundentakt zu ermöglichen, und zwar mit drei Schiffen“, wirbt Müller. Bisher schaffen die mit Diesel betriebenen Schiffe MF Friedrichshafen, MF Romanshorn und MF Euregia von 5.40 bis 20.40 Uhr gerade mal einen Stundentakt. Die Zahl der Passagiere werde von jährlich 400 000 auf 550 000 steigen, die der transportierten Autos von 50 000 auf 70 000, die der Lastwagen von 9000 auf 14 000, rechnet Müller vor. „Das entspricht einem Plus von 50 Prozent.“

Auf der deutschen Seite werden die Zahlen ganz anders interpretiert. „Ein größeres Angebot ist weder betriebswirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll“, heißt es bei den Bodenseeschiffsbetrieben (BSB). Die hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Konstanz betreibt die Fährverbindung gemeinsam mit der Schweizerischen Bodenseeschifffahrtsgesellschaft (SBS). Ihre ureigene Autofähre zwischen Meersburg und Konstanz-Staad gilt für die Stadtwerke als Goldgrube, zwischen Friedrichshafen und Romanshorn erreiche man jedoch gerade mal eine schwarze Null; und das wohl nur, weil die 1966 vom Stapel gelaufene MF Friedrichshafen längst abgeschrieben ist.

Konstanz setzt auf Gasmotor

„Für Elektrofähren wären so hohe Investitionskosten nötig, dass der Betrieb noch defizitärer würde“, erklärt die Stadtwerke-Sprecherin Teresa Wolf. Die Fährflotte sei gerade erst zur Landrevision gewesen und mit neuen Dieselmotoren ausgestattet worden. Für die Konstanzer Verbindung laufe im Jahr 2019 ein neues Fährschiff vom Stapel, das mit verflüssigtem Gas betrieben werde. Das bedeute 90 Prozent weniger Stickoxide, zehn Prozent weniger Treibhausgas und kein Ruß.

Offenbar laufen die Diskussionen trotz der gleichen Sprache ganz unterschiedlich. „Der Kontakt zwischen SBS und BSB könnte besser sein“, klagt Müller. Doch auch die Ausgangssituationen sind andere. In der Schweiz zahlen der Bund und der Kanton für den Fährverkehr auf dem Bodensee eine Förderung von 700 000 Euro im Jahr. In Deutschland dagegen gibt es grundsätzlich keine Zuschüsse für den Schiffsverkehr. Das Land befürworte zwar einen Halbstundentakt mit elektrisch angetriebenen Schiffen, erklärt eine Sprecherin des Stuttgarter Verkehrsministeriums. Aus Sicht des Landes handle es sich aber um „ein privates Projekt“.

Minister sucht Lösung

Doch das letzte Wort scheint in der Frage der Elektro-Fähren nicht gesprochen zu sein: Bei einer Tagung in Konstanz versicherte der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) jüngst seinem Thurgauer Amtskollegen, man werde einen Weg für eine paritätische Finanzierung finden. Dies wäre ein Präzedenzfall, der in Konstanz weitere Wünsche wecken könnte. Dort wird gerade über den Einsatz von Wasserbussen auf dem Seerhein diskutiert.