Der neue Chef der Deutschen Bank will Tausende Stellen streichen und zwei Jahre lang keine Dividende zahlen. Daher sollte auch der Brite selbst Verzicht üben und auf seinen Bonus verzichten, meint StZ-Korrespondentin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Ein Kahlschlag in der Belegschaft der Deutschen Bank und zwei Jahre keine Dividende für die Aktionäre: die Botschaften, mit denen der neue Co-Vorstandsvorsitzende John Cryan erstmals an die Öffentlichkeit getreten ist, verbreiten alles andere als Aufbruchstimmung. Wer von dem Briten einen Befreiungsschlag erwartete, wurde enttäuscht: Die Bewältigung zahlreicher Rechtsstreitigkeiten und andere Aufräumarbeiten würden die Bank noch mindestens bis Ende 2017 belasten, sagte der 54-Jährige am Donnerstag. Die Börse reagierte verschnupft, der Kurs der Deutschen-Bank-Aktie gab kräftig nach.

 

Doch es spricht für Cryan, dass er keine großen Versprechen abgibt. An hochfliegenden Zielen herrschte bei der Bank in der Vergangenheit kein Mangel, es haperte vielmehr bei der Umsetzung. Zwar wurden unter Cryans Vorvorgänger Josef Ackermann Rekordgewinne erzielt, doch wie man heute weiß, ließ sich die Bank dafür auf eine Reihe fragwürdiger Geschäfte ein – die in den vergangenen Jahren milliardenschwere Strafen nach sich zogen.

Schonungslose Bestandsaufnahme

Das im Juni zerbrochene Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen hatte schon im Jahr 2012 eine Wende zu nachhaltigerem Wirtschaften angekündigt. Doch der Umbau der Bank sei weitaus schwieriger als gedacht, räumte der noch amtierende Co-Chef Fitschen jetzt ein. Cryan unterzog das Institut deshalb zunächst einmal einer schonungslosen Bestandsaufnahme. Sein Fazit lautet: „Wir haben lausige Systeme, langsame Prozesse und sind furchtbar ineffizient organisiert.“ Dass er sich vor diesem Hintergrund erst einmal auf Reparaturarbeiten konzentriert, scheint nur realistisch.

Die Eckpfeiler der Strategie 2020, die Jain und Fitschen eingeschlagen haben, tastet der Neue nicht an: Die Deutsche Bank wird sich wie angekündigt von der Postbank trennen – und damit auch von rund 19 000 Mitarbeitern, die bislang für diese Tochtergesellschaft im Einsatz sind. Für gut die Hälfte dieser Arbeitnehmer hat die Postbank bereits eine Beschäftigungsgarantie abgegeben, die über den für nächstes Jahr geplanten Börsengang hinausgeht.

An Filialschließungen führt kein Weg vorbei

Dass bei der Deutschen Bank selbst 9000 Stellen wegfallen, ist bitter, angesichts der ebenfalls schon vor Monaten verkündeten Filialschließungen im In- und Ausland aber wenig überraschend. Die Ausdünnung des Filialnetzes in Deutschland ist eine logische Antwort darauf, dass die Kunden mittlerweile viele Bankgeschäfte online erledigen und die Schalterhallen nur noch sporadisch aufsuchen. Konsequent ist auch der Rückzug aus zehn Ländern, die für die Deutsche Bank ohnehin von untergeordneter Bedeutung sind.

Cryan wird daran gemessen werden, ob er jenseits dieser bereits von seinen Vorgängern eingeleiteten Schrumpfkur die hohen Kosten der verbleibenden Kernbank senken kann. Dazu sollen effizientere IT-Systeme und der Abbau komplexer Strukturen beitragen. Mit der Abschaffung des erweiterten Vorstands, eines noch von Ackermann eingeführten Machtzentrums unterhalb der Führungsspitze, hat Cryan bereits einen Aufsehen erregenden Schritt in diese Richtung unternommen.

Der Bankchef sollte mit gutem Vorbild vorangehen

Doch jetzt beginnen die Mühen der Ebene. Hierarchien und Arbeitsprozesse in einem weltweiten Konzern wie der Deutschen Bank zu reformieren wird wohl tatsächlich Jahre dauern. Vergleichsweise schnell ließe sich dagegen eine Kürzung der noch immer hohen Bonuszahlungen für Investmentbanker und Führungskräfte umsetzen. Cryan hat bereits klargestellt, dass die Mitarbeiter angesichts des für das laufende Geschäftsjahr erwartbaren Milliardenverlusts mit Einbußen rechnen müssen. Vor konkreten Aussagen auch zu seiner eigenen Vergütung scheute er bisher aber zurück. Der Bankchef sollte mit gutem Vorbild vorangehen und für 2015 auf einen Bonus verzichten.

Doch es spricht für Cryan, dass er keine großen Versprechen abgibt. An hochfliegenden Zielen herrschte bei der Bank in der Vergangenheit kein Mangel, es haperte vielmehr bei der Umsetzung. Zwar wurden unter Cryans Vorvorgänger Josef Ackermann Rekordgewinne erzielt. Aber wie man heute weiß, ließ sich die Bank dafür auf eine Reihe fragwürdiger Geschäfte ein – die in den vergangenen Jahren milliardenschwere Strafen nach sich zogen.

Schonungslose Bestandsaufnahme

Das im Juni zerbrochene Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen hatte schon 2012 eine Wende zu nachhaltigerem Wirtschaften angekündigt. Doch der Umbau der Bank erweise sich als weitaus schwieriger als gedacht, räumte der noch amtierende Co-Chef Fitschen jetzt ein. Cryan unterzog das Institut deshalb zunächst einmal einer schonungslosen Bestandsaufnahme, sein Fazit: „Wir haben lausige Systeme, langsame Prozesse und sind furchtbar ineffizient organisiert.“ Dass er sich vor diesem Hintergrund erst einmal auf die Reparaturarbeiten konzentriert, scheint nur realistisch.