Bei der Deutschen Bartmeisterschaft sind Fön, Lockenwickler und Haarspray unverzichtbar. Vom schlicht gezwirbelten Schnauzer bis zum kunstvoll drapierten Vollbart ist alles dabei.

Pforzheim - Die Männer haben sich als Angler, Schotte oder Feuerwehrmann verkleidet. Sie stehen vor Jury und Publikum und neigen freundlich den Kopf nach vorne. Kaum jemand achtet auf die Verkleidung, alle Blicke richten sich auf die auffälligen Bärte, die mit viel Mühe und noch mehr Haarspray zurecht gemacht wurden. Bei der Deutschen Meisterschaft am Samstag in Pforzheim wird nach den schönsten Schnauz-, Kinn- und Backenbärten sowie Vollbärten gesucht. Neu dazu gekommen sind Trendbärte. Insgesamt gibt es 18 Kategorien, in denen die Männer gegeneinander antreten.

 

„Etwa zwei bis drei Stunden benötige ich für das Styling“, sagt der amtierende Europameister Hans-Peter Weis. Er tritt mit seinem Vollbart an, zudem ist er Vize-Präsident des Bartclubs „Pforzemer Schnäuz“, der den Wettbewerb ausrichtet.

„Angefangen hat alles 1973, seitdem wächst der Bart“, erzählt Weis. Ungestylt reiche er bis zum Bauchnabel. Nach der aufwendigen Prozedur mit viel Haarspray, Haarlack und Fön zieren zwei weiße Spitzen, die nach links und rechts ragen, die unter Hälfte seines Gesichts. Darum drapiert sind braune Strähnen und der Schnauzbart ragt - ordentlich zurecht gezwirbelt - in die Höhe.

Am Ende des Wettbewerbs landet Europameister Weis auf Platz zwei, hinter seinem Club-Kollegen Armin Knapp, der nun Deutscher Meister in der Kategorie „Vollbart Freistil“ ist. Den dritten Platz belegt Alfred Martin vom Bartclub Steinau-Gründau. Insgesamt waren sieben Teilnehmer in der Königsdisziplin unter den Bartträgern angetreten.

Jury besteht hauptsächlich aus Friseurmeistern

Seit elf Jahren ist Josef Ibach im Berliner Bartclub. „Mir wurde gesagt, dass ich von Natur aus einen sehr schönen ungarischen Schnauzbart habe“, erinnert er sich an die Anfänge. Mittlerweile hat er eine Menge Titel geholt und ist unter anderem Vize-Weltmeister 2003 in der Kategorie „Schnauzbart ungarisch“.

Ibach hat schon immer Bart getragen, sagt er. Wenn man ihn zurecht mache und alleine auftrete, werde man eher belächelt. In der Gruppe mit Bartträgern allerdings würden die Menschen staunen und begeistert reagieren. „Nach Pforzheim bin ich hauptsächlich gekommen, um meine Freunde zu treffen“, sagt Ibach. Spaß alleine sei es aber nicht. Er trete durchaus auch mit Ehrgeiz vor die Jury.

Diese setzt sich hauptsächlich aus Friseurmeistern zusammen, die mit Erfahrungen im Styling von Bärten aufwarten können. „Als erstes muss das Barthaar geglättet werden, erst dann kann man es zu zurecht machen, wie man möchte“, erklärt Friseurmeisterin Karin Hoffmann. Männer mit glatten Bartwuchs haben es da deutlich einfacher als Männer mit lockigem Barthaar.

Sauberkeit, Kreativität und Ausarbeitung sind Kriterien

„Färben ist in einigen Kategorien auch erlaubt“, sagt Hoffmann und deutet auf einen Trendbart, der dieses Jahr eine eigene Wettbewerb- Kategorie bildet. Die einrasierten Muster verteilen sich filigran über die Backen bis zu den Ohren hinauf.

„Bei den Teilnehmern achten wir auf Sauberkeit, Kreativität und die Ausarbeitung“, fasst Hoffmann die Bewertungskriterien zusammen. Natürlich spiele auch der eigene Geschmack eine Rolle. Sie selbst sei immer wieder erstaunt, mit welchem Aufwand die Männer ihre Bärte pflegen und aufmotzen würden.

Der Bartclub „Pforzemer Schnäuz“ feiert zur Meisterschaft sein 20-jähriges Bestehen. „Wir sind mittlerweile rund 40 Mitglieder und treffen uns regelmäßig“, erklärt Heinz Schober. Eine Stunde braucht er, bis auch das letzte Härchen an seinem Bart richtig sitzt. „Die Frauen finden das gut“, sagt er verschmitzt lachend.

„Es geht nicht ums gewinnen, aber es muss im Wettbewerb fair zugehen“, sagt Schober mit Nachdruck. Die Bart-Weltmeisterschaft wird übrigens auch in Baden-Württemberg ausgerichtet. Am 2. November 2013 findet sie in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen statt.