Seine Liedtitel wie „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ und „Keine Macht für niemand“ sind sprichwörtlich geworden. Nun wandert der Nachlass des 1996 verstorbenen Rio Reiser ins Deutsche Literaturarchiv.

Marbach - Der künstlerische Nachlass des ehemaligen Bürgerschrecks Rio Reiser kommt ins Deutsche Literaturarchiv nach Marbach. Als Mitbegründer, Texter und Sänger der Band „Ton Steine Scherben“ prägte Rio Reiser, der bürgerlich Ralph Möbius hieß, die musikalische Sozialisation der deutschen Alternativbewegung, der Anarcho- und Hausbesetzerszene der 70er- und 80er-Jahre. Die Punk- und Rockmusik dieser und der nachfolgenden Generation bis zur Hamburger Schule wurde nachhaltig von ihm beeinflusst, Liedtitel wie „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ und „Keine Macht für niemand“ sind sprichwörtlich geworden.

 

Die Brüder des 1996 gestorbenen Musikers, Peter und Gert Möbius, haben den Nachlass gestiftet. Er umfasst Manuskripte, Briefe, Theaterstücke und Drehbücher, aber auch ein digitales Archiv: VHS-, Hi8-, DV-Kassetten, DVDs und Youtube-Clips mit Konzertmitschnitten, Musikvideos und Filmen, an denen Reiser als Schauspieler oder Filmkomponist mitwirkte. Als einer der ersten Rockmusiker sang Rio Reiser beinahe ausschließlich deutsche Texte. Sein Pseudonym wählte er 1978 nach dem Roman Anton Reiser des Goethe-Zeitgenossen Karl Philipp Moritz. Zusammen mit seinen Brüdern spielte Reiser jahrelang Theater („Hoffmanns Comic Teater“, „Lehrlingstheaterkollektiv Rote Steine“), auch später schrieb er immer wieder Songs für die Bühne. Er führte Tagebuch und hinterließ eine große Menge von Liedtexten und Entwürfen.