Erstmals sind deutsche Soldaten bei der UN-Mission in Mali von Aufständischen angegriffen worden und schadlos herausgekommen. Doch ist die Attacke ein Signal für die Gefährlichkeit des Einsatzes. Die mit der Bundeswehr kooperierenden Niederländer haben gerade wieder zwei Soldaten verloren.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Lediglich eine karge Mitteilung gab das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in der Nacht zu Donnerstag heraus. Demnach war eine Patrouille mit deutschen Soldaten am Mittwochnachmittag gegen 14.15 Uhr deutscher Zeit erstmals in Mali in ein Gefecht geraten. Laut der Mitteilung seien die Angehörigen des Einsatzkontingentes während eines Haltes nördlich des Standortes Gao mit Handwaffen beschossen worden. Die Patrouille sei ausgewichen und in den Stützpunkt Camp Castor bei Gao zurückgekehrt. „Es wurden keine deutschen Soldaten verwundet und keine Fahrzeuge beschädigt“, hieß es.

 

Alles gut gegangen also – doch die Attacke der Aufständischen ist ein Signal, wie brisant die Unterstützungsoperation Minusma (Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission) in dem westafrikanischen Krisenstaat noch werden dürfte. Sie gilt als die derzeit gefährlichste UN-Mission überhaupt. Deutsche Soldaten sind seit Anfang Februar im Camp Castor, das von den niederländischen Streitkräften betrieben wird. Die Nachbarn haben erst Mitte der Woche zwei Soldaten verloren, die bei einer Übung auf einem Schießplatz bei Kidal von einem Minenwerfer getötet worden. Im März waren zwei weitere Soldaten durch einen Hubschrauberabsturz bei Gao ums Leben gekommen. Insgesamt verstärken 400 Niederländer die mit 12 000 Soldaten bestückte UN-Mission.

Schon Dutzende ausländische Soldaten getötet

In Mali sind in den vergangenen Jahren schon Dutzende ausländischer Soldaten getötet worden. Anfang Juni starben vier Menschen bei Attacken auf die Blauhelme: ein Chinese beim Minusma-Lager in Gao sowie zwei malische Sicherheitsleute und ein internationaler Sicherheitsberater in einem anderen Stadtviertel. Verantwortlich zeichnete sich jeweils der nordafrikanische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida.

Nach der Erweiterung des Mandats durch den Bundestag sollen im Norden Malis bis zu 650 deutsche Blauhelmsoldaten zur Durchsetzung des Friedensabkommens zwischen Regierung und Rebellengruppen beitragen. Derzeit sind es 503 – unter ihnen 14 Frauen. Zum 1. Juli hat die Bundeswehr ihre volle Einsatzbereitschaft hergestellt. Zugleich übernahm sie von den Niederländern den Aufklärungsauftrag – schwerpunktmäßig in der Region um Gao. Dazu ist von November an auch der Einsatz der Drohne Heron geplant. Bis dahin will man nur die kleinere Aufklärungsdrohne Luna in den Himmel steigen lassen. Wo immer die Aufklärer eingesetzt werden, soll eine medizinische Versorgung nach deutschen Standards gesichert sein. Dafür werden bewegliche Arzttrupps oder Hubschrauber in der Nähe bereit gehalten.

Eingesetzt werden zudem zwei Flugzeuge vom Typ Transall. Unabhängig von dem UN-Einsatz bildet die Bundeswehr seit drei Jahren in Mali einheimische Soldaten im Rahmen einer EU-Trainingsmission (EUTM) aus. Dafür werden momentan 163 Uniformierte (darunter 25 Soldatinnen) benötigt.