Arnd Peiffer war über Jahre der konstanteste Biathlet im deutschen Lager, nun hat er sich recht unvermittelt in den sportlichen Ruhestand verabschiedet. Er hat damit den wohl passendsten Zeitpunkt gewählt.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Es war kein Abgang mit Pauken und Trompeten, keiner mit Glanz und Gloria, so wie sich das gehört hätte – ganz im Gegenteil. Das Rennen am vergangenen Sonntag in Nove Mesto mit der Mixed-Staffel war der letzte Wettbewerb von Arnd Peiffer. Dabei musste er sich als dritter Läufer sogar gegen eine Überrundung wehren, das deutsche Quartett belegte einen indiskutablen, niederschmetternden neunten Rang. Es war die Abschiedsvorstellung des Sprint-Olympiasiegers von 2018 im Biathlon-Weltcup. Denn, völlig überraschend verkündete der Mann, der am Donnerstag 34 Jahre alt wird, am Dienstag sein sofortiges Karriereende.

 

„Für mich hat sich schon länger herauskristallisiert, dass nach dieser Saison der ideale Zeitpunkt zum Aufhören gekommen ist“, erklärte der Sportler vom WSV Clausthal-Zellerfeld, der seit Jahren in Holzkirchen vor den Toren Münchens lebt, „in diesem Winter konnte ich mich noch über einige gute Rennen und Erfolge freuen und es ist wunderbar, mit dem Gefühl aufzuhören, noch konkurrenzfähig gewesen zu sein.“ Die Reise nach Östersund in Mittelschweden, wo am kommenden Wochenende das Weltcup-Finale stattfindet, hatte Arnd Peiffer schon gar nicht mehr angetreten.

Olympia 2022 war kein Grund weiterzumachen

Es ist ein harter Schlag für den Deutschen Skiverband (DSV), dass sich ihr konstantester und bester Biathlet der vergangenen Jahre knapp elf Monate vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking verabschiedet – dass er darüber hinaus nicht mehr im Team sein würde, das war von Bundestrainer Mark Kirchner bis hin zu den deutschen Fans so ziemlich allen klar. Insgeheim hofften viele, der fünfmalige Weltmeister würde seine Karriere erst nach den Winterspielen im kommenden Jahr beenden. Allerdings hatte Arnd Peiffer zuletzt öfters betont, dass der Ausblick auf die Winterspiele 2022 kein Grund sei, unbedingt bis dahin weiterzumachen.

„Arnd war nicht nur im aktuellen Winter, sondern auch in den vergangenen Jahren einer unserer wichtigsten und beständigsten Leistungsträger“, betonte Bernd Eisenbichler, der Biathlon-Sportdirektor im DSV. Peiffer absolvierte 2009 sein Weltcup-Debüt und gehörte 13 Winter lang zum Nationalteam, er brachte immer wieder Topresultate, man konnte sich fast immer auf ihn verlassen. Nach dem viermaligen Weltmeister Simon Schempp (32), der im Februar seinen Abschied erklärt hatte, ist der gebürtige Wolfenbütteler nun der zweite langjährige Vorzeigeathlet, der in dieser Saison seine Karriere abschließt – und der eine große Lücke im Team hinterlässt.

Wartet ein neuer Job beim DSV?

„Wir verstehen seine Entscheidung. So wie man Arnd ja kennt, hat er diesen Entschluss nicht spontan, sondern ganz bewusst vor Monaten getroffen“, sagte Eisenbichler, „Arnd war sowohl sportlich als auch menschlich immer ein Vorbild. Von daher bleibt uns allen nur, ihm alles Gute für seine private und berufliche Zukunft zu wünschen.“ Karin Orgeldinger hofft, dass der Bundespolizist seiner Disziplin auch im sportlichen Ruhestand verbunden bleiben wird. Dass er vielleicht sogar aktiv mitgestaltet. „Ein Athlet wie Arnd wäre sicher eine Bereicherung“, sagte das Mitglied des DSV-Vorstandes, „in all den Jahren haben wir Arnd als hochprofessionellen und charakterlich vorbildlichen Sportler und Aktivensprecher erlebt. Ich würde mir wünschen, wenn er uns mit seiner Erfahrung und Expertise weiter zur Verfügung steht.“

Erst vor rund drei Wochen war Peiffer in Pokljuka Einzel-Vizeweltmeister geworden. Höhepunkte seiner Karriere waren Gold im Sprint bei den Spielen 2018 in Pyeongchang sowie die fünf WM-Titel; er siegte 2011 im Massenstart und 2019 im Einzel, zudem drei Mal mit der Staffel. Insgesamt gewann er 20 Medaillen bei Großereignissen. „Die Bandbreite reichte von süßen Erfolgen bis zu bitteren Niederlagen und allem was dazwischenliegt“, sagte der Niedersachse, „der Sport und die Erlebnisse haben mich geprägt, ich möchte die Erfahrungen, die ich sammeln durfte, nicht missen.“

Das WM-Silber von Slowenien zeigt: Der Mann war bis zum Schluss in der Lage, in der Weltspitze mitzumischen. Er wählte den besten Zeitpunkt für den Rückzug. „Ich würde das nicht groß ankündigen. Irgendwann sage ich einfach: Das war’s für mich“, deutete er vor Wochen an. Nun hat er die Worte umgesetzt. Es war kein Abgang mit Pauken und Trompeten, keiner mit Glanz und Gloria. Aber genau so, wie Arnd Peiffer ihn wollte.