Der Fall um den Journalisten Deniz Yücel sorgte für ein angespanntes Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland. Ein Jahr lang war er ohne Anklage in einem Istanbuler Gefängnis, bis er freigelassen wurde. Dennoch schreckt ihn das nicht ab.

Berlin - Der vor einem Jahr aus türkischer Haft entlassene Journalist Deniz Yücel hofft, eines Tages wieder aus der Türkei berichten zu können. Er arbeite zur Zeit an einem Buch über seine Erlebnisse und wolle so mit diesem Kapitel seines Lebens abschließen, schrieb Yücel in einem Beitrag für „Die Welt“ am Donnerstag. Danach wolle er wieder als Journalist berichten und kommentieren - „ob aus einer anderen Gegend der Welt und vielleicht eines Tages auch wieder aus der Türkei, wo sich durch meine Freilassung kein Deut an der Missachtung der Grundrechte geändert hat.“

 

Der „Welt“-Reporter war ein Jahr ohne Anklageschrift in einem Istanbuler Gefängnis hinter Gittern, bevor er am 16. Februar 2018 entlassen wurde und nach Deutschland ausreisen durfte. Auch die deutsche Journalistin Mesale Tolu war in der Türkei inhaftiert, durfte aber im August ausreisen.

Pflege für den Vater

Die ersten Monate nach seiner Freilassung habe er vor allem damit verbracht, seinen schwer erkrankten Vater auf seinem letzten Weg zu begleiten. „Das war nicht leicht, aber immerhin konnte ich bei ihm sein. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es gewesen wäre, wenn meine Geiselnahme noch ein paar Monate länger gedauert hätte.“

Aus dem Gefängnis heraus habe er seiner Frau Dilek versprochen, nach seiner Freilassung irgendwo zu leben, „wo unsere Füße die Erde berühren“. Beide hätten sich dann einige Zeit im Süden Europas niedergelassen.