Idee: Mit dem Preis zeichnet der Bundespräsident Jahr für Jahr eine Forschungsleistung oder Entwicklung aus, die auf dem Markt erfolgreich ist und das Leben der Menschen prägt. Ausgezeichnet wurde bereits die LED-Technik, das MP3-Format oder die Festplattenspeichertechnik. Der Preis gehört zu den höchstdotierten und angesehensten für angewandte Forschung in Deutschland.

 

Aufwertung: Seit diesem Jahr bringt sich der Bundespräsident persönlich ein und macht die Kandidaten und ihre Forschung über die Ideenexpo auf einer Showbühne der breiten Masse bekannt.

Preisgeld: Das Siegerteam erhält ein Preisgeld von 250.000 Euro. Meist stecken die Forscher das Geld in ihre Forschung oder die Nachwuchsförderung.

Nominierung: Aus allen Vorschlägen wählt eine Jury drei Kandidaten oder Kandidatenteams aus. In der Jury sitzen Instituts- und Unternehmensleiter. 2010 waren alle drei Teams aus Baden-Württemberg. Dieses Jahr gehen wieder zwei Nominierungen ins Ländle. Am 14. Dezember findet die Preisverleihung statt.

Infos unter www.deutscher-zukunftspreis.de

Mann mit Gespür für die Situation

Und auch in diesem Jahr kamen zwei der drei Teams aus Baden-Württemberg. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, Freiburg, und kooperierende Firmen aus Freiburg und Heilbronn sind mit einer neuartigen und effizienten Solarzellenkonstruktion im Rennen. Die Daimlerforschung aus Sindelfingen punktete mit Sicherheitskonzepten für Passanten und andere Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr. Und Forscher der Universität Dresden gelang es, aus Plastik - also organischen Materialien - Halbleiter und damit Leuchtdioden und Solarzellen zu bauen.

Wulff erwies sich auch als Mann mit Gespür für die Situation, der eine Schieflage erkennt, einordnet und austariert: Als der Bundespräsident mit allen Nominierten und Schülern zum Gruppenfoto auf die Bühne trat, sprach das Männer-Frauen-Verhältnis von 10:1 Bände. Der Bundespräsident erkannte die peinliche Situation und kommentierte, dass dies gewiss nicht dem aktuellen Interesse der Frauen und Mädchen an Wissenschaft und Technik entspreche. Vielmehr sehe er Frauen auch auf wissenschaftlichen Karrierewegen im Kommen. Das bunte Treiben auf der Ideenexpo unterstreicht das: Schülerinnen experimentieren dort genauso engagiert wie Schüler.

Auch auf einem anderen Feld setzte Wulff Akzente: Das Ringen um die besten Ideen würde ein geistiges Klima benötigen, in dem Gewohntes in Frage gestellt werden dürfe. "Wir sollten Querdenker nicht als Querulanten abstempeln, sondern zuhören, was sie zu sagen haben", sagte Wulff. Fortschritt bedeute immer auch einen Bruch mit Altem und Bewährtem. Die großen Probleme unserer Zeit, der Klimawandel, der Verbrauch endlicher Rohstoffe und Energieträger bis hin zur Luft- und Wasserverschmutzung ließen sich nicht nur mit mehr Technik oder raffinierterer Technik lösen. Auch Ideen, mit weniger auszukommen, müssten geprüft werden. Wulffs Anliegen: "Weniger Technik, weniger Energie, weniger Abfall, und dafür Ideen, wie wir besser zusammenleben und unsere Gesellschaft zum Vorteil aller gestalten können."

Zwei Nominierungen für Baden-Württemberg

Idee: Mit dem Preis zeichnet der Bundespräsident Jahr für Jahr eine Forschungsleistung oder Entwicklung aus, die auf dem Markt erfolgreich ist und das Leben der Menschen prägt. Ausgezeichnet wurde bereits die LED-Technik, das MP3-Format oder die Festplattenspeichertechnik. Der Preis gehört zu den höchstdotierten und angesehensten für angewandte Forschung in Deutschland.

Aufwertung: Seit diesem Jahr bringt sich der Bundespräsident persönlich ein und macht die Kandidaten und ihre Forschung über die Ideenexpo auf einer Showbühne der breiten Masse bekannt.

Preisgeld: Das Siegerteam erhält ein Preisgeld von 250.000 Euro. Meist stecken die Forscher das Geld in ihre Forschung oder die Nachwuchsförderung.

Nominierung: Aus allen Vorschlägen wählt eine Jury drei Kandidaten oder Kandidatenteams aus. In der Jury sitzen Instituts- und Unternehmensleiter. 2010 waren alle drei Teams aus Baden-Württemberg. Dieses Jahr gehen wieder zwei Nominierungen ins Ländle. Am 14. Dezember findet die Preisverleihung statt.

Infos unter www.deutscher-zukunftspreis.de

Nominierung 1: Gefahren erkennen

Es war der Wunsch des Bundespräsidenten, deshalb musste jeder nominierte Forscher ein paar Utensilien aus seinem Arbeitsalltag auf die Ideenexpo nach Hannover mitbringen. Uwe Franke brachte Wecker und Maßband mit. Der Forscher von Daimler in Sindelfingen untersucht, wie sich Unfälle im Straßenverkehr vermeiden lassen. Und da kommt es auf jede Sekunde und auf jeden Zentimeter an. Gemeinsam mit seinen Kollegen Stefan Gehrig und Clemens Rabe forscht Franke zum Thema "Bildverstehen": Eine Stereokamera nimmt das Geschehen vor und um das Fahrzeug herum auf. Ein Computer kann dann in Windeseile herausfiltern, ob sich beispielsweise Passanten nähern, in kritischen Kreuzungen ein Fahrzeug querfährt, Radfahrer gefährlich nahe kommen. In nur 0,2 Sekunden soll das System tollende Kinder am Straßenrand erfassen können oder Kinder, die sich von einem verdeckenden Auto an der Straßenseite nur mit dem Oberkörper abheben. In dieser Zeit kann die Software den Fahrer warnen oder in Zukunft in den Bremsvorgang eingreifen.

Nominierung 2: Plastik für Schaltkreise

Vor Jahren erntete Karl Leo nur Kopfschütteln: Der Forscher von der Technischen Uni Dresden wollte aus einem schnöden Material Gold machen, nämlich aus Plastik elektronische Schaltkreise. Diese bestehen üblicherweise aus Silizium, die Produktionsverfahren sind teuer, das Material stößt an Grenzen. Heute ist Leo der heimliche Star beim Arbeiten an organischen Halbleitern – das sind Materialien, die auf einem Kohlenstoffgerüst chemischer Moleküle oder Polymere aufbauen. Zwar wird man mit diesen Halbleitern keinen Chip für den PC bauen, organische Schaltkreise sind aber so billig, wie eine Plastikfolie herzustellen ist. Sie sind biegbar und kommen als organische Leuchtdioden (Oleds) zum Einsatz. Oder sie kehren das Funktionsprinzip um und konvertieren Sonnenlicht in Strom. Kommerziell ausgereift ist das noch nicht. Für die Zukunft kann sich das Team aber einiges vorstellen: einen Plastikchip für die Milchtüte, der mit Überschreiten des Ablaufdatums blinkt; oder ein Pflaster, das voreingestellt einen Wirkstoff über die Haut an einen Patienten abgibt.

Nominierung 3: Geballtes Sonnenlicht

Sonnenlicht lässt sich viel effizienter als bislang von Solarzellen in Strom verwandeln. Das zeigte Hansjörg Lerchenmüller mit einer Torte aus drei farbigen Schichten. Bislang nutzen Solarzellen nämlich nur einen kleinen Teil der Lichtspektrums der Sonne aus. Im Tortenmodell von Lerchenmüllers Solarzellen filtert jede Schicht einen Teil des Sonnenspektrums heraus: eine Schicht den kurzwelligen blauen Anteil, die Mittelschicht das sichtbare Licht und die dritte Schicht das infrarote Licht. „Mit dem Stapelaufbau können wir Wirkungsgrade von 40 Prozent erzielen“, sagt Lerchenmüller. Mit seinen Teamkollegen Andreas Bett und Klaus-Dieter Rasch will er sogar fünfzig Prozent erreichen; angesichts eines Wirkungsgrades kommerzieller Zellen von 10 bis 15 Prozent kein schlechtes Ergebnis. Das Solarzellenkonzept der Forscher vom Fraunhofer-Institut für Solare Energieerzeugung, der Firma Soitec Solar in Freiburg und der Firma Azur Space Solar Power in Heilbronn funktioniert, indem eine Linse das Licht auf kleine Chipeinheiten bündelt.