Das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt hat den besten Bau Deutschlands gekürt: Der DAM Preis 2019 geht an das Büro gmp – Architekten von Gerkan Marg und Partner und den modernisierten Kulturpalast in Dresden. Ein baden-württembergisches Projekt hatte es immerhin in die Finalistenrunde geschafft.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Frankfurt am Main - Der modernisierte und umgebaute Kulturpalast in Dresden ist mit dem DAM Preis ausgezeichnet worden. Das gab das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main bekannt. Das Hamburger Büro gmp – Architekten von Gerkan Marg und Partner hat die Sanierung verantwortet.

 

Dabei wurde der zentrale Multifunktionssaal des 1969 eröffneten Baus durch einen 1750 Besucherplätze umfassenden Konzertsaal „im Weinberglayout“ und einer darunter angeordneten Theaterbühne ersetzt. Zudem wurden Inneres und Fassaden denkmalschutzgerecht restauriert. Durch die Integration einer Stadtbibliothek hat sich der von den Dresdnern „Kulti“ genannte Bau zu einem zentralen Kulturort entwickelt.

Die Jury sprach sich einstimmig für das Gewinnerprojekt aus und begründete die Wahl mit den „exzellenten Leistungen“ auf mehreren Ebenen. Neben der „baulich behutsamen, beispielhaften Sanierung“ verwiesen die Juroren auch auf die politische Dimension der Modernisierung: Der Kulturpalast gilt als umstrittenster Bau der Dresdner Nachkriegsmoderne, gleichwohl entschied sich die Stadt, das architektonische Erbe der DDR nicht dem Abriss preiszugeben. „Die resolute Entscheidung der an sich besonders rekonstruktionsfreudigen Dresdner Bürgerschaft für die Rettung und Eintragung des Kulturpalasts in die Denkmalschutzliste im Jahr 2008 kann man als deutliche Replik auf den zeitgleich stattfindenden Abriss des Berliner Palasts der Republik lesen und auf die Entscheidung des Bundestags, dessen Vorgängerbau zu rekonstruieren, das zu DDR-Zeiten abgerissene Berliner Stadtschloss“, so Jury-Mitglied und DAM-Direktor Peter Cachola Schmal.

22 Projekte auf der Shortlist

Um den „besten Bau“ Deutschlands zu ermitteln, hatte die DAM-Expertenjury unter dem Vorsitz von Rainer Hofmann von Bogevischs Büro 100 Bauwerke, die zwischen Ende 2016 und Frühjahr 2018 fertiggestellt worden waren, für die Longlist nominiert; 22 davon kamen in die engere Auswahl der Shortlist. Daraus wiederum wurde das Finalisten-Quartett bestimmt. Konkurrenten um den renommierten DAM Preis, den das Architekturmuseum seit 2007 jährlich und in diesem Jahr zum dritten Mal in Kooperation mit dem Gebäudetechnik-Unternehmen Jung vergibt, waren die Stadtbibliothek in Rottenburg am Neckar von den Stuttgarter Architekten Harris + Kurrle, das Integrative Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt, Berlin von der Arge ifau / Heide von Beckerath sowie das AIZ Ausbildungs- und Seminargebäude in Bonn von Waechter + Waechter Architekten. Außer Konkurrenz im Wettbewerb vertreten waren zudem drei ausländische Bauten, die von deutschen Architekten geplant wurden.

Mit der Auszeichnung will das DAM beispielhafte, herausragende Architektur prämieren; zudem soll die Vielfalt der Gegenwartsarchitektur, die sich auf dem Land ebenso findet wie in Großstädten, abgebildet werden. Innerstädtisches Wohnen, Bildung, Kultur: Diese drei Bauaufgaben bildeten in diesem Jahr den Schwerpunkt und finden sich auch in der Finalistengruppe wieder. Technische Gebäude wie das Umspannwerk in München (Hild und K Architekten) und die Salzlagerhalle in Geislingen (Vautz Mang Architekten) erweitern die große Bandbreite der Bauaufgaben genauso wie etwa die Sanierung des Wittenberger Schlosses (Bruno Fioretti Marquez). Ein weiterer generalsanierter Kulturbau hat es ebenfalls unter die 22 besten Bauten in Deutschland geschafft: die Berliner Staatsoper unter den Linden (HG Merz und ADB Ewerien und Obermann).

Rottenburger Stadtbibliothek unter den Finalisten

Neben der Geislinger Salzlagerhalle war noch ein zweiter Bau aus Baden-Württemberg auf der Shortlist – und kam prompt zu Finalisten-Ehren: die vom Stuttgarter Büro Harris und Kurrle geplante Stadtbibliothek in Rottenburg am Neckar, die im Sommer 2017 eröffnet wurde. Das „offene Haus der Kultur“, am Eingang zur Altstadt gegenüber des bischöflichen Palais gelegen, führt vor, wie sich moderne Architektur an die historische Umgebung anpassen und dennoch selbstbewusst auftreten kann. Die Jury nennt das Gebäude einen „kommunizierenden Baustein“ im Stadtgefüge, dessen „Code“ aus der Umgebung gespeist werde. So korrespondiert der geknickte Baukörper mit der Form des Nachbargebäudes; Materialien wie Besenstrichputz auf Ziegelwänden und kupfergedecktes Satteldach respektieren die Altstadt-Traditionen. Gleichzeitig sind die großen quadratischen Fenster mit tiefen Laibungen, die zum Sitzen und Lesen einladen, klar der Architekturgegenwart zuzuordnen. Diese „Lesefenster“ signalisieren zum einen die Funktion des Gebäudes nach außen, zum anderen umfasst von innen jedes von ihnen bilderrahmengleich einen Altstadt-Ausschnitt.

Die Schau „Die 25 besten Bauten in/aus Deutschland“ stellt von 26. Januar bis 22. April sämtliche Shortlist-Projekte sowie die drei Auslandsbauten im Deutschen Architekturmuseum vor; zudem erscheint das „Deutsche Architektur Jahrbuch 2019“ mit dem Gewinner und den Shortlist-Projekten.

In unserer Bildergalerie zeigen wir Bilder des Gewinner-Projekts und der drei übrigen Finalisten.