Die Metal-Band Eskimo Callboy wird nicht zum Vorentscheid des ESC zugelassen. Das teilte der NDR mit. Fans der Veranstaltung reagieren empört. Die Hintergründe.

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Hamburg - Geht es nach der Stimmung in den sozialen Medien, hat Deutschland den diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) bereits verloren. Am Donnerstag präsentierte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) die sechs Musikerinnen und Musiker, von denen einer oder eine Deutschland beim ESC im italienischen Turin vertreten soll. Per Online-Abstimmung dürfen Interessierte nun ihre Favoriten bestimmen, am vierten März soll die finale Entscheidung fallen. Zur Wahl stehen Emily Roberts, Nico Soave & Team Liebe, Eros Atomus, Felicia Lu, Mael & Jonas und Malik Haris (Bilder der Nominierten finden Sie in unserer Bildergalerie).

 

Nach Ansicht vieler ESC-Fans fehlt allerdings ein Name auf der Liste: Eskimo Callboy. Die Metal-Band aus Deutschland ist mindestens europa-, wenn nicht sogar weltweit bekannt und hat sich unter großem Aufsehen erstmals dazu entschieden, eine Bewerbung für den ESC einzureichen. Zum Vergleich: Das bekannteste Musikvideo von Eskimo Callboy („Hypa, Hypa“, 2021) hat rund 21 Millionen Aufrufe auf Youtube, viele andere Stücke gehen ebenfalls in die Millionen. Die Solo-Werke der sechs Nominierten kassieren bestenfalls mehrere hunderttausend Klicks auf der Plattform. Das ist nicht schlecht, wirkt im Vergleich zu der Millionen-Fanbase von Eskimo Callboy aber doch gering.

„Ich habe wenig erwartet und wurde trotzdem enttäuscht“

Und so ist es wenig verwunderlich, dass viele ESC-Fans mit Unverständnis auf die Absage der NDR-Jury an Eskimo Callboy reagieren. „Ich kann nicht glauben, dass sie Eskimo Callboy abgelehnt haben, eine Band mit internationalem Hype und mitreißenden Metal-Songs“, schreibt etwa ein User und fügt hinzu: „und das für sechs Pop-Songs, die alle irgendwie gleich klingen und Stimmung für die letzten Plätze verbreiten.“

Während Eskimo Callboy massentauglichen Metal mit Technoeinflüssen verbindet, setzen die sechs Nominierten auf schon oft gehörten Radio-Pop/Rap. Aus 944 Bewerbungen hat die NDR-Jury, maßgeblich bestehend aus Musikexpertinnen und -experten verschiedener Radio-Programme, diese Auswahl getroffen. Und das, obwohl etwas härtere Rockmusik gerade im Trend zu liegen scheint. Der ESC-Gewinner aus dem vergangenen Jahr, die italienische Rockband Måneskin, ist jedenfalls sowohl optisch als auch musikalisch weit von den diesjährigen deutschen Kandidierenden entfernt.

Nach Ansicht vieler Fans traue sich die NDR-Jury nicht, etwas Eigenes, Überraschendes auszuprobieren. So kritisiert auch der ESC-Experte Mario Hanousek: „Ich habe wenig erwartet und wurde trotzdem enttäuscht. Das klingt alles nach generischem Radio-Pop und nicht nach #Eurovision-Bühne…“

Die Reaktionen

Der NDR reagiert derweil verhalten auf die Kritik. Eskimo Callboy sei „eine tolle Band. Sie sind sehr, sehr, sehr weit gekommen“, sagte ESC-Delegationsleiterin Alexandra Wolfslast noch bei der Kandidatenbekanntgabe. Man habe viel diskutiert, „und sie haben es halt nicht ganz geschafft“. Gerne könne es die Band im nächsten Jahr aber wieder versuchen. Für die Eskimo-Callboy-Unterstützer ist das ein Schlag ins Gesicht.

Sie haben eine Petition für die Aufnahme der Band in den Vorentscheid gestartet, knapp 25 000 Mal wurde der Aufruf bereits unterzeichnet. Darin heißt es: „Lange genug wurden beim ESC Null Punkte abgeholt und nicht daraus gelernt, dass Mainstream Musik und Pop-Songs in der Einheit der Masse untergehen. [...] Wir fordern eine realistische Chance für mehr als Mainstream beim ESC - Eskimo Callboy zum Vorentscheid schicken!!“

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Die Musiker selbst reagieren gewohnt humorvoll auf die Absage. In einem neuen Video auf Youtube spielen die Künstler einen Sketch, in dem ein angeblicher NDR-Mitarbeiter sagt: Eskimo Callboy überzeuge vor allem durch ihre Kreativität, Spielfreude auf der Bühne und ihre Farbenfrohheit. „Leider überzeugt die Musik von Eskimo Callboy nicht. Sie ist nämlich nicht radiotauglich.“