Marco Russ musste in diesen Tagen erst den schweren Schock mit der Tumor-Diagnose verdauen, erzielte dann ein Eigentor in der Bundesliga-Relegation und sah sich dann schlimmen Anschuldigungen von Raphael Schäfer ausgesetzt.

Frankfurt/Main - Ungeachtet vom Drama um den schwer erkrankten Marco Russ hat sich Eintracht Frankfurt beim 1:1 (0:1) gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg eine kleine Chance auf den Verbleib in der Bundesliga erhalten.

 

Im ersten Relegationsspiel steckten die Hessen auch den sportlichen Rückschlag eines Eigentores durch ihren Kapitän weg (43. Minute).

Mijat Gacinovic gelang in der 65. Minute vor 51 500 Zuschauern der Ausgleich für das Team von Trainer Niko Kovac. Das Rückspiel findet am Montag in Nürnberg statt.

Kritik am Zeitpunkt der Veröffentlichung

"Wichtig war, dass wir den Ausgleich noch geschossen haben. Ich glaube, wir waren heute die bessere Mannschaft", sagte Eintracht-Torjäger Alexander Meier in der ARD. "Hauptsache, wir schaffen die Relegation - egal, wer da auf dem Platz steht." Gästetrainer René Weiler war mit dem 1:1 sehr zufrieden. "Ich denke, mit dem Punkt und dem Unentschieden können wir leben."

Nicht ideal fand Weiler dagegen, wie die Hessen am Spieltag mit dem Fall Russ umgegangen sind: "Der Fußball darf nicht für irgendwelche Inszenierungen herhalten." Dem widersprach sein Frankfurter Kollege Niko Kovac vehement: "Krankheiten kann man nicht inszenieren - Krankheiten kommen."

Raphael Schäfer sorgt für Kopfschütteln

Für besonders viel Wirbel sorgte aber eine Aussage von Nürnberg-Schlussmann Raphael Schäfer, der nach dem Spiel sagte: "Wenn einer wirklich schwer krank ist, dann kann er heute kein Fußball spielen."

Russ hatte am Mittwochnachmittag erfahren, dass bei ihm eine Doping-Probe nach dem Spiel beim SV Darmstadt 98 einen auffällig hohen Wert des Wachstumshormons HCG in seinem Körper ergeben hatte. Weitere Untersuchungen hatten danach ergeben, dass es sich nicht um einen Dopingfall handelte, sondern Russ an einer schweren Tumorerkrankung leidet und bereits am Dienstag operiert werden muss.

Trotz der niederschmetternden Diagnose hatte der Eintracht-Kapitän am Mittwochabend Grünes Licht für einen Einsatz gegeben. Auch als Trainer Niko Kovac ihn wenige Stunden vor dem Anpfiff noch einmal fragte, bekam er nur eine Antwort: Russ wollte unbedingt dabei sein.

Und so lief Russ um kurz vor 20.00 Uhr in die Commerzbank-Arena ein, lautstark gefeiert von den Eintracht-Fans. "Kämpfen & Siegen Marco!", stand auf einem Transparent vor der Fankurve der Frankfurter Anhänger. Bei der Verlesung der Aufstellung riefen die Zuschauer bei jedem Frankfurter Spieler "Russ" - es herrschte Gänsehautatmosphäre in der Commerzbank-Arena.