Auch bei den beiden letzten Länderspielen des Jahres werden viele Plätze frei bleiben. Den Trend, der beim DFB-Team seit dem WM-Debakel zu beobachten ist, wollen Manuel Neuer und Co. mit attraktivem Fußball stoppen.

Düsseldorf - Für Leon Goretzka ist die neuformierte Nationalmannschaft ein „kunterbunter Haufen mit richtig geilen Typen“, doch die Euphorie der Fans lässt noch auf sich warten. In der über 13-jährigen Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw kamen im Schnitt noch nie so wenige Besucher zu den Heimspielen wie 2019 (37.162).

 

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Auch die beiden letzten Länderspiele des Jahres am Samstag in Mönchengladbach gegen Weißrussland und drei Tage später in Frankfurt/Main gegen Nordirland (beide 20.45 Uhr/RTL) sind bei Weitem nicht ausverkauft. Fünf Jahre nach dem landauf und landab umjubelten WM-Coup muss das DFB-Team um jeden Zuschauer kämpfen.

„Wir kommen aus einer langen Phase der Begeisterung, in der Dinge fast von alleine liefen. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir mehr tun müssen, um das Niveau halten zu können“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff über den spätestens seit dem WM-Debakel in Russland zu beobachtenden Trend. Es sei aber ein Klagen auf hohem Niveau, betonte Bierhoff: „Im internationalen Vergleich stehen wir mit über 90 Prozent Auslastung vorne. Damit wären auch die meisten Bundesligaklubs zufrieden.“

Mehr als 20.000 freie Plätze gegen Argentinien

Im Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhofft man vom Flaggschiff aber andere Zahlen. Kapitän Manuel Neuer zeigte Verständnis für die Anhänger. „Die Anstoßzeiten sind wieder sehr spät, im November ist das Wetter in Deutschland nicht optimal, und bei allem Respekt: Wir spielen nicht gegen Mannschaften, bei denen man erwarten kann, dass jeder ins Stadion kommt“, sagte der Nationaltorhüter.

Doch selbst als im Oktober Top-Gegner Argentinien im Dortmunder Fußball-“Tempel“ zu Gast war, blieben mehr als 20.000 Plätze frei. Neuer macht auch die allgemeine Entwicklung im Fußball für den negativen Trend verantwortlich. Durch die vielen Wettbewerbe auf Vereinsebene werde „der Fußballfan mit Spielen befeuert“. Eine gewisse Sättigung ist die Folge. Teamkollege Goretzka forderte daher: „Man muss zusehen, dass der Fußball das bleibt, was er ist: ein Volkssport.“ 

Der Kritik über die oft vermisste Fannähe stellte sich die Nationalmannschaft nach dem WM-Debakel, seitdem werden öfters Schulen und Vereine besucht oder öffentliche Trainingseinheiten abgehalten. Doch am Ende müssen die Spieler auf dem Platz wieder die Euphorie entfachen, die nach dem WM-Titelgewinn 2014 fast unerschöpflich schien. „Ob die Zuschauer ins Stadion kommen, hängt vor allem davon ab, ob wir sexy spielen oder nicht sexy“, sagte Joshua Kimmich.