Im Reiten sind die Deutschen stark, und im Dressur-Viereck noch stärker. Nun gab es bei der WM erneut Mannschafts-Gold, es ist der zwölfte Titel in 14 Veranstaltungen. Vorreiterin Isabell Werth verdrückte nicht nur wegen des Triumphs ein paar Freudentränen.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Tryon - Isabell Werth ist ein Emotionsbündel. Sie kann sich himmlisch freuen, sich gnadenlos ärgern und erbarmungslos kämpfen. Die deutsche Reit-Ikone hält mit ihren Gefühlen nur ganz selten hinter den Berg – und als feststand, dass sie ihr achtes WM-Gold gewonnen hatte, kochten die Emotionen wieder einmal über. Isabell Werth ballte energiegeladen die rechte Faust, so wie sie das oft nach Erfolgen tut, doch kurze Zeit später liefen ihr die Freudentränen über das Gesicht. Es war ein ganz besonderer Sieg. Für sie und für ihre Stute Bella Rose. „Ich bin so glücklich, dass sie wieder fit ist“, sagte die Ausnahmereiterin strahlend über ihre 14 Jahre alte westfälische Fuchsstute, die dreieinhalb Jahre immer wieder verletzt war. Ob sie jemals ein Comeback im Viereck geben würde, war nicht immer sicher. Dass es hieß, das sei ein Risiko, sie einzusetzen, „hat mir zusätzliche Motivation gegeben“, erklärte die Rekordreiterin nach ihrer achten WM-Triumph. Dieses Gold war Balsam auf die Seele, weil Isabell Werth immer an das Comeback ihres Lieblings geglaubt hatte. „Bella Rose ist mein Traumpferd, weil sie alles vereint, was Gigolo, Satchmo und Weihegold zu großen Teilen mitbringen“, hatte Werth einmal verkündet. Angeführt von der Rekordreiterin hat die deutsche Dressur-Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in den USA in der Nacht auf Freitag erneut Mannschafts-Gold in der Dressur gewonnen. Schon bevor der letzte Ritt der US-Konkurrenz beendet war, begannen die Feierlichkeiten.

 

Das deutsche Team gewann souverän vor dem US-Team, für das als letzte Reiterin Laura Graves mit Verdades Silber vor Großbritannien sicherte. „Das war Gänsehaut pur“, jubelte Klaus Roeser, der Equipe-Chef: „Das war Wahnsinn, wie Isabell der Belastung standgehalten hat.“ Als letzte deutsche Reiterin brillierte die 49-Jährige aus Rheinberg mit ihrer Stute im Viereck – der Rest des Quartetts hatte auf der Tribüne mitgezittert und lag sich kurz danach in den Armen. „Der Kreis schließt sich, es ist etwas ganz besonderes, mit diesem Pferd zu gewinnen“, sagte Werth, und Bundestrainerin Monica Theodorescu kommentierte grinsend: „Ich liebe es, wenn ein Plan aufgeht, gerade mit diesem wunderbaren Team.“

Zwölftes WM-Gold für deutsche Dressur-Equipe

„Sensationell“, rief Jessica von Bredow-Werndl, die bei ihrem WM-Debüt im deutschen Team gleich Gold gewann. „Das ist einfach Wahnsinn, es ist wirklich ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung gegangen. Isabell hat es nicht mehr spannend und den Sack einfach zugemacht.“ Vor Werth hatte Sönke Rothenberger aus Bad Homburg mit Cosmo eine starke Leistung mit nur zwei kleinen Fehlern gezeigt. Am Tag zuvor hatten von Bredow-Werndl (Tuntenhausen) mit Dalera und Dorothee Schneider (Framersheim) mit Sammy Davis Jr. für Deutschland geritten. „Jessi hat super vorgelegt“, sagte Theodorescu. Schneider lieferte das sogenannte Streichergebnis, da pro Team nur die besten drei Ergebnisse zählen. Durch den Erfolg des Teams in den USA baute Deutschland seine beeindruckende Rekord-Serie in der Dressur aus. Seit der ersten WM 1966 siegten deutsche Teams bei vierzehn Titelkämpfen zwölfmal. Nur zweimal reichte es nicht zu Gold: 1970 in Aachen gewann die UdSSR, 2010 siegten die Niederländer.