Der HipHop-Produzent und Rapper Dexter spielt im ausverkauften Theater Rampe in Stuttgart ein ganz besonderes HipHop-Konzert - im Rahmen der Singles-Club-Reihe, die seit fünf Jahren Livegigs ganz neu denkt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - "Vinyl statt einsamer Herzen" lautete vor drei Jahren die Überschrift zu unserem Beitrag über den Singles Club, bebildert mit einem sehr jungen Joscha Brettschneider übrigens. Zeit, da auch wirklich mal hinzugehen. So wie, unter anderem, Brettschneider selbst und viele andere Menschen aus der Stuttgarter Popszene. Das Theater Rampe, wo die Reihe seit jeher stattfindet, ist längst eine zentrale Anlaufstelle für die Musiker und ihr Umfeld, und das erfreulicherweise betont genreübergreifend.

 

An diesem Samstagabend haben die Konzeptverantwortlichen Andreas Vogel, Max Braun und Aliki Schäfer im fünften Singles-Club-Jahr erstmals einen HipHop-Act gebucht: Dexter, Kinderarzt und Beatproduzent für unter anderem Cro und Casper und seit seinem Album "Haare nice Socken fly" auch wieder Rapper. Ein Tausendsassa, der aber auch bestens ins Singles-Club-Konzept passt: Dexters Tracks atmen nicht nur klassisch funk- und soulinformierte Rapbeats, sondern da steckt immer auch Jazz drin oder Experimentelles. Und: an diesem Abend wird das Ganze mit der Liveband Tribes of Jizu performt.

Das kann man aus der Musik heraushören, oder man lässt es sich im Interview erzählen - der Backstage-Besuch samt Plauderei über die Musik des Künstlers ist fester Teil des Singles-Club-Konzepts, live übertragen auf die Wand hinter der Theaterbühne. Dann noch drei, vier etwas alberne, von den Singles-Club-Machern produzierte Werbeclips, und schon geht es los.

Das gibt es nicht im Internet

Die Band füllt fast die komplette Bühne aus und schnell fühlt man sich an die ersten Stuttgarter Abende dieser Art erinnert. Damals in den Neunzigern brachten Freundeskreis und die Fantastischen Vier HipHop-Gigs im Konzertformat auf die Bühnen und öffneten das Genre auch klanglich. An diese Tradition knüpfen Dexter und die Tribes of Jizu an.

Den Tracks tut das gut: Sie dürfen musikalisch atmen, immer wieder ist Zeit für ein jazziges Solo oder improvisierte Parts - die Tribes of Jizu könnten problemlos auch im Jazzclub Kiste auftreten. Das passt wunderbar zu Dexters erstaunlich smoothem Mix von klassischem Stuttgart-Rap à la Massive Töne mit den aktuellen, hingeworfenen Trap-Halbsätzen. Auch bei dieser Interpretation hilft das vorab gesehene Interview mit dem Rapper und Produzenten.

So fließt der Abend dahin. Er wird kein Abriss, sondern ein überaus musikalisches HipHop-Konzert mit herrlich gemischtem Publikum und sehr konzentrierten Musikern. Normalerweise hört man im Singles Club etwas ruhigere Klänge, aber diesen Geist atmet auch das Dexter-Konzert. Als das Saallicht angeht, stellen sich alle brav für ihre Vinyl-Single an. Im Internet soll es die beiden darauf enthaltenen Songs nicht zu hören geben. Es ist wie eine Lektion der gereiften Singles-Club-Macher gerade für die vielen jungen Konzertbesucher: Manche Sachen gibt es nur im echten Leben, man muss sich da selbst hinbewegen. Im Theater Rampe bereut man das eigentlich nie.


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