Svenja Huth, Lina Magull, Lena Oberdorf und Sara Däbritz sind die Taktgeberinnen im Mittelfeld der DFB-Elf. Auch dem Viertelfinale gegen Österreich will das Quartett seinen Stempel aufdrücken.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Bei der Fußball-EM 2017 kam für die Deutschen im Viertelfinale das Aus. Doch diesmal ist Martina Voss-Tecklenburg in der Runde der letzten acht vor dem Duell mit den Österreicherinnen an diesem Donnerstag (21 Uhr/ARD) betont optimistisch. „Ich bin sehr entspannt, weil ich sicher bin, dass wir eine gute Leistung bringen“, sagt die Bundestrainerin, die gegen den Nachbarn auf ihr Stammquartett im Mittelfeld setzt, das sich bisher bewährt hat.

 

Sara Däbritz Die 27-Jährige aus der Oberpfalz ist zwar nicht Kapitänin, aber dennoch die Führungsfigur im zentralen Mittelfeld: „Ich bin mir dieser Rolle sehr bewusst – und nehme sie auch an“, sagt die 90-malige Nationalspielerin (17 Tore), die hinter Alexandra Popp die zweitmeisten Einsätze im deutschen Kader hat. Däbritz ist eine komplette Spielerin mit einem starken linken Fuß. Neben ihrer körperlichen Robustheit und der Spielübersicht in der Schaltzentrale des deutschen Spiels bringt die Ambergerin auch die nötige Technik mit.

„Wir brauchen sie. Sie ist eine unserer wichtigsten Achsenspielerinnen“, sagt die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg über Däbritz, die auch auf Vereinsebene eine beachtliche Karriere hingelegt hat: Über die Stationen SC Freiburg, FC Bayern und Paris Saint-Germain wechselt Däbritz im Anschluss an die EM zum achtmaligen Champions-League-Sieger Olympique Lyon. Sie ist damit die einzige deutsche Feldspielerin, die im Ausland am Ball ist.

Bereits 2013 debütierte die damals 18-jährige Däbritz im DFB-Team – und wurde unter Trainerin Silvia Neid Europameisterin. „Wir sind nicht am Ziel, wollen eine erfolgreiche EM spielen und die Leute begeistern“, sagt Däbritz vor dem Österreich-Spiel.

Lena Oberdorf „Es war ein bisschen wie in der Schule. Man sitzt da und hofft, dass man nicht drankommt“, erzählt Lena Oberdorf über die Prämienverhandlungen mit dem DFB-Direktor Oliver Bierhoff im Vorfeld der EM. Den Ton vonseiten der Spielerinnen gaben letztlich andere an – doch dass Oberdorf mit dabei war, zeigt allein, welch wichtige Rolle sie bereits im Team bekleidet.

Mit gerade mal 17 Jahren war die defensive Mittelfeldspielerin bei der WM 2019, als ebenfalls im Viertelfinale das Aus kam, die jüngste Akteurin bei den Deutschen. Inzwischen ist sie aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken. Es sei denn, es kommt wie beim 3:0-Sieg gegen Finnland im letzten Vorrundenspiel eine Gelbsperre dazwischen.

Mit körperlicher Wucht und Aggressivität

Den anderen im Mittelfeld mit körperlicher Wucht, Übersicht und aggressiver Zweikampfführung den Rücken freizuhalten, das ist die Aufgabe der Sechserin vom Doublesieger VfL Wolfsburg, deren älterer Bruder Tim ebenfalls Fußballprofi bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf ist. Für Ralf Kellermann, den Sportlichen Leiter der Wölfinnen, ist die 20-Jährige „eines der größten Talente im weltweiten Frauenfußball“.

Lina Magull Mit 20 Toren in bisher 63 Länderspielen agiert die 27-Jährige stark im Abschluss, ist also die Mittelfeldspielerin mit dem offensivsten Ansatz. Auch beim 4:0-Sieg zum EM-Auftakt gegen Dänemark hat die Spielführerin des FC Bayern München, die in Dortmund geboren wurde, getroffen. Gegen Finnland wurde Magull geschont, ist nun gegen das Team Austria wieder gesetzt.

„Manchmal frage ich mich schon, ob ich so gut bin, wie mir mein Umfeld sagt – und wie ich es auch selbst von mir erwarte“, sagt die trickreiche Magull, der Selbstzweifel in Bezug auf ihre Auftritte auf dem grünen Rasen nicht fremd sind. Kämpferisch gibt sich die Westfälin derweil, wenn es darum geht, ihre Sportart voranzubringen: „Wir Fußballerinnen sollten ab der zweiten Liga so gut verdienen, dass niemand mehr nebenbei arbeiten gehen muss“, sagte Lina Magull der „Bild“: „Da sprechen wir von einem Mindestgehalt von 2000, 3000 Euro im Monat.“

Svenja Huth Weil Alexandra Popp zu Turnierbeginn als Edeljoker fungierte, führte Huth das Team als Spielführerin aufs Feld. Wie Däbritz wurde die 31-Jährige vom VfL Wolfsburg, die aus Unterfranken stammt, bereits 2013 Europameisterin. „Ich bin fit, habe Spaß und insgesamt mehr Selbstvertrauen“, sagt Huth, die inzwischen seit 15 Jahren in der Bundesliga kickt – und auch im Nationalteam zu den Routiniers gehört.

Gerade der gesunde Mix aus Erfahrung und Jugend sei ein Plus des aktuellen Teams. „Wir haben viele Spielerinnen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen“, sagt Svenja Huth, die auf dem rechten Flügel spielt: „Sie bringen noch eine Leichtigkeit und viel Unbekümmertheit mit rein.“