Felix Brych hat wegen einer Sichtbehinderung das Phantomtor von Stefan Kießling nicht gesehen. Dies sagte der Schiedsrichter bei der Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht in Frankfurt.

Frankfurt/Main - Der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz hat zum Auftakt der DFB-Sportgerichtsverhandlung über das Phantomtor von Stefan Kießling die Unabhängigkeit des Gremiums ausdrücklich betont. „Das DFB-Sportgericht ist ein unabhängiges. Wir machen hier keine Entscheidungen, damit sie dem DFB, der DFL oder der FIFA gefallen“, sagte Lorenz am Montag in Frankfurt/Main. Anton Nachreiner plädierte als Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses dafür, das Spiel nicht zu wiederholen: „Die FIFA hat die Tür zugemacht, eigentlich total zugemacht.“ Es liege auch kein Regelverstoß von Schiedsrichter Felix Brych vor.

 

Das Gremium entscheidet in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über den Einspruch von 1899 Hoffenheim gegen die Wertung des Skandalspiels vom 18. Oktober. Bayer Leverkusen hatte die Bundesliga-Partie dank eines Phantomtors von Kießling mit 2:1 gewonnen. Kießlings Kopfball war ans Außennetz geflogen und von dort durch ein Loch ins Tor.

Der DFB hatte von Anfang an darauf verwiesen, dass er sich in diesem Fall mit dem Weltverband FIFA beraten wird. Dieser hat bisher immer auf Tatsachenentscheidungen der Referees beharrt. In Paragraf 14 der Spielordnung der Deutschen Fußball Liga (DFL) heißt es zudem, dass rechtskräftige Entscheidungen zu Spielwiederholungen „zur abschließenden Beurteilung“ der FIFA vorgelegt werden müssen.

Laut Lorenz gab es aber keine offizielle Anfrage des DFB an die FIFA, sondern nur einen informellen Austausch von DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock mit einem FIFA-Vertreter. „Der FIFA-Vertreter hat uns zu verstehen gegeben, dass es ihnen fernliegt, uns irgendwelche Vorschriften zu machen“, so der Richter.

"Danach habe ich gesehen: Der Ball lag im Tor"

Referee Brych hat wegen einer Sichtbehinderung das Phantomtor nicht gesehen. Dies sagte der Jurist aus München als Zeuge bei der Verhandlung. „Ich habe gedacht, der Ball geht am Tor vorbei. Ich habe den Ball aus den Augen verloren durch eine Sichtbehinderung“, erklärte Brych. „Danach habe ich gesehen: Der Ball lag im Tor.“

Der Unparteiische hat nach seinen Angaben in der besagten Szene auch mit seinen Assistenten kommuniziert. Von Linienrichter Stefan Lupp habe es ein zustimmenden Kopfnicken gegeben. Mit dem anderen Assistenten Mark Borsch habe er via Headset gesprochen.

Kießling hatte ans Außennetz geköpft, der Ball war durch ein Loch im Netz ins Tor gelangt. Brych sagte über die kurze Unterhaltung mit dem Leverkusener Profi unmittelbar nach dem irregulären Treffer, er könne sich an den genauen Wortlaut nicht erinnern: „Sinngemäß hat er auch Zweifel an der Flugbahn des Balles geäußert. Er hat nicht gesagt, dass es kein Tor war.“ Die beiden Platzwarte von 1899 Hoffenheim hatten vor Gericht keine Erklärung für das Loch im Netz, das seit 2011 verwendet wird.

Kießling selbst dachte bei seinem Phantomtor im ersten Moment, Hoffenheims Torwart Koen Casteels hätte den Ball noch ins Netz gelenkt. „Ich sehe den Ball Richtung Außennetz fliegen, die Sicht war versperrt, ich sehe den Einschlag nicht, aber dass der Ball dann im Tor war“, sagte Kießling am Montag. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler plädierte erneut dafür, die letzten 22 Minuten noch einmal zu spielen. „Wir haben 1:0 geführt“, sagte er über den Zeitpunkt des Treffers.