Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt im diesjährigen Index „Gute Arbeit“: Zunehmender Stress und chronische Belastung am Arbeitsplatz lassen Beschäftigte psychisch leiden.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Berlin - Deutsche Arbeitnehmer müssen laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) im Beruf gegen ein besorgniserregend hohes Stressniveau ankämpfen. Die psychische Belastung mache viele Beschäftigte krank, knapp 60 Prozent fühlten sich nach Feierabend leer und ausgebrannt. „Wenn Stress zum Dauerzustand wird, geht dies auf Kosten der Gesundheit. Das Risiko für chronische Erschöpfung, Burn-out und andere psychische Beeinträchtigungen steigt“, sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann, als er am Donnerstag von den Erkenntnissen des diesjährigen DGB-Indexes „Gute Arbeit“ berichtete.

 

Überstunden und keine Pausen

Laut der Studie geben 53 Prozent der Arbeitnehmer an, sich im Job häufig gehetzt zu fühlen. Jeder Vierte sieht sich oft nicht in der Lage, seine Arbeit in der vorgegebenen Zeit zu bewältigen. Ein ebenso großer Anteil reduziert deshalb die Pausen oder lässt sie ganz ausfallen. Unter den derzeitigen Bedingungen sind sich 50 Prozent der Befragten unsicher, ob sie ihren Job bis zur Rente durchstehen.

Gesundheitswesen und im Gastronomie stark betroffen

Die hohe Arbeitsintensität und ihre gesundheitlichen Folgen seien vor allem im Gesundheitswesen und im Gastgewerbe zu spüren, so Hoffmann. Hier würden jeweils zwei Drittel der Befragten von „Arbeitshetze“ sprechen. Der DGB-Vorsitzende sieht die Arbeitgeber in der Pflicht, viele würden den hohen Leistungsdruck ihrer Angestellten nicht beachten. Eine Möglichkeit die Beschäftigten vor zu hoher Belastung zu schützen, seien Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen oder der Betriebsrat, so Hoffmann. Zudem forderte er die Bundesregierung auf, „ein klares Zeichen für mehr Psycho-Schutz am Arbeitsplatz“ zu setzen und der Forderung der Gewerkschaften nach einer Anti-Stress-Verordnung nachzukommen.

Arbeit trotz Krankheit

Der diesjährige DGB-Index, für den zwischen Januar und April bundesweit über 6 500 Beschäftigte befragt wurden, zeigt eine weitere Auffälligkeit: Arbeitnehmer mit einer hohe Arbeitsbelastung gehen auch trotz Krankheit weiterhin zur Arbeit, anstatt sich um ihre Gesundheit zu kümmern. Die betroffenen Beschäftigten gingen an mindestens zehn Tagen im Jahr ihrer beruflichen Tätigkeit nach, obwohl sie sich richtig krank fühlten.

Psychische Erkrankungen nehmen zu

Der ebenfalls am Donnerstag veröffentlichte Gesundheitsreport 2019 der Betriebskrankenkassen (BKK) verdeutlicht: Psychische Erkrankungen sind mittlerweile die dritthäufigste Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit. Die Hauptursache für das krankheitsbedingte Fehlen seien weiterhin Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenschmerzen. Sehr oft verzeichnet der BKK-Gesundheitsreport auch kranke Atmungsorgane als Grund für ein Fehlen.

Baden-Württemberger am seltensten krank

Die Studie zeigt, dass Arbeitnehmer bundesweit durchschnittlich an 18,5 Tagen krankheitsbedingt auf der Arbeit ausfallen. Beschäftige aus Sachsen-Anhalt sind mit 24,4 Tagen pro Jahr am häufigsten krank. Die Arbeitnehmer in Baden-Württemberg fehlen mit 15,5 Krankheitstagen im Jahr am seltensten. Zudem sind die Beschäftigten aus Baden-Württemberg am seltensten von einer Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen betroffen: Hier fehlen die Beschäftigten wegen dieses Krankheitsbildes durchschnittlich an 2,3 Tagen, bundesweit sind es 2,9 Tage.