Die Filmschauspielerin Diane Keaton wird siebzig Jahre alt. Im „Club der Teufelinnen“ hat sie von weiblicher Wut erzählt. Wir haben uns den Film zur Feier ihres Geburtstags noch einmal angesehen.

Stuttgart - Das wäre nicht nötig gewesen, ist aber ein schöner Kniff: dass Diane Keatons Figur in Hugh Wilsons Spielfilm „Der Club der Teufelinnen“ aus dem Jahr 1996 Annie heißt. Keaton spielt da eine von mehreren New Yorker Frauen, die von den Männern um sie herum gedemütigt, genasführt oder gleich ganz abserviert werden: Sie sind den gut verdienenden Herren nicht mehr frisch genug.

 

Damit konnte Diane Keaton, die am 5. Januar vor siebzig Jahren zur Welt kam, beim Start von „The First Wives Club“, wie der Originaltitel dieser Rachekomödie lautet, auch ihre eigene Situation als Schauspielerin beschreiben. Der Rollenname Annie erinnert an Annie Hall, die Titelfigur des Woody-Allen-Films von 1977, der in Deutschland „Der Stadtneurotiker“ heißt. Keaton hat sich da in die Filmgeschichte hineingespielt, sie war die erste große Leinwandpartnerin von Allen, sie hat dessen Vision großartig umgesetzt, bereichert und sogar beglaubigt. Denn dass Keaton einige Jahre lang auch im Leben Allens Gefährtin wurde, gab der Behauptung dieser Filme, diese komplizierten, anstrengenden, hypochondrischen, in ihrer jammernden Selbstverleugnung egomanischen Allen-Typen könnten ebenso komplizierte, aber weitaus attraktivere Frauen für sich gewinnen, ein solides Fundament.

Und nun trat Keaton im „Club der Teufelinnen“ auf die Szene – und war sofort als die Frau aus dem „Stadtneurotiker“ oder „Manhattan“ erkennbar, noch immer so schlank, so feinfühlig, so verletzlich. Aber jede Zuschauerin wusste, dass Keaton aufgrund von ein paar Fältchen im Filmgeschäft eigentlich erledigt war. Damals wie heute gehören Hollywoods Plätze im Scheinwerferlicht den jungen Frauen, gern auch an der Seite sehr viel älterer Männer. Bei denen gilt als Reife, was Frauen als Verfall angekreidet wird.

Die Mutter der Begehrenswerten

Goldie Hawn spielt im „Club der Teufelinnen“ tatsächlich die blonde Schauspielerin, der trotz ihrer vielen Collagen-Behandlungen nicht mehr die Rolle der Begehrenswerten, sondern nur noch die der Mutter der Begehrenswerten angeboten wird. Wobei diese Mutter dann eher eine komische Vettel als eine souveräne Frau zu sein hat. Bette Midler spielt die Geschiedene, die dem Unterhalt hinterherlaufen muss, Keaton die in Trennung Lebende, die von ihrem Noch-Mann nach Belieben manipuliert und ausgenutzt wird, weil sie noch immer an eine Versöhnungsmöglichkeit, an den Fortbestand ihrer Ehe glauben möchte. Aber die drei früheren College-Freundinnen haben die Nase voll, tun sich zusammen und wollen ihre Männer für deren Anmaßung endlich zahlen lassen.

Im realen Arbeitsleben hat Keaton dieses Kämpferische wenigstens halb umgesetzt und ist damit zum ermutigenden Vorbild vieler Kolleginnen geworden. Sie hat sich nicht hinausdrängen lassen aus dem Filmgeschäft und nicht absurd früh in die Rolle der tütteligen Alten gefügt. Aber viele ihrer Filme, in denen sie elegant, smart, taff oder liebesbedürftig auftreten konnte, hätten sehr viel besser geschrieben und inszeniert sein müssen, von Peter Mastersons „Liebe aus zweiter Hand“ (1997) bis zu Rob Reiners „Das grenzt an Liebe“ von 2014.

Für ein älteres Publikum, signalisieren diese Filme, muss man sich nicht ganz so viel Mühe geben. Auch „Der Club der Teufelinnen“ begnügt sich damit, ein Boulevardstück zu sein. Man fragt sich andauernd, was herausgekommen wäre, hätte jemand den Mumm gehabt, mit Keaton & Co. so keck wie Woody Allen zu erzählen.