Die Schauspielerin Diane Kruger gehört offensichtlich zu den Frauen, die kurz nach der Geburt wieder so aussehen wollen als sei nichts geschehen. Auf Instagram präsentiert sie stolz ihren straffen Bauch. Die zeitgemäßere Botschaft wäre gewesen, ihren Bauch postnatal untrainiert, also realistisch zu zeigen.

Los Angeles - Diane Kruger (42, „Aus dem Nichts“) zeigt vier Monate nach der Geburt des ersten Kindes stolz ihre Bauchmuskeln. Auf Instagram postete die Schauspielerin am Wochenende ein Foto von sich mit Sporthose und Bikini-Top in einem Fitnessstudio. „Gebe ich damit an? Verdammt, ja“, schrieb die gebürtige Deutsche dazu. Es sei „harte Arbeit“ gewesen, ihre Bauchmuskeln zurückzubekommen. Nach einer Schwangerschaft hätte sie das nicht für möglich gehalten. „Und ganz bestimmt nicht in meinem Alter.“

 

Man fragt sich: sollte man darauf stolz sein und wenn ja, muss es die Außenwelt mitbekommen? Und macht es der witzig gemeinte Zusatz „Gebe ich damit an? Verdammt, ja“ besser? Es ist zunächst einmal reine Veranlagung, ob man nach der Geburt eher schnell oder eher langsam zur pränatalen Form zurück findet. Natürlich kann und sollte man etwas dafür tun, damit alles wieder an seinen Platz rückt. Rückbildungsgymnastik heißt das, was normale Frauen nach einer Geburt betreiben. Der Beckenboden hat es im Zweifel nötiger als die Bauchmuskeln, gestärkt zu werden.

Prominente genießen gewisse Privilegien

Wir wollen Diane Kruger ihre Disziplin und Hartnäckigkeit nicht absprechen. Es gehört schon etwas dazu, sich so kurz nach einem lebensumwälzenden Ereignis wie einer Geburt, regelmäßig ins Fitnessstudio zu begeben und fleißig zu schwitzen. Wer selbst ein Kind in die Welt gesetzt hat, fragt sich allerdings: macht sie das zwischen den Stillzeiten und wenn ja: ist das nicht stressig? Stillt sie überhaupt? Wer passt währenddessen auf das Kind auf? Prominente genießen gewisse Privilegien und womöglich hat Diane Kruger einfach eine Nanny oder zumindest einen Mann – in dem Fall ist das der US-Schauspieler Norman Reedus (50, „The Walking Dead“) – der momentan Drehpause und Zeit hat, sich ums Baby zu kümmern.

Kruger hat offenbar noch nie etwas von der „After-Babybody“-Diskussion gehört

Das eigentlich Irritierende an Diane Krugers Angeberei ist allerdings, dass sie offenbar noch nie etwas von der „After-Babybody“-Diskussion gehört hat. Schon seit einiger Zeit gibt es Kritik an Stars und Models, deren größte Errungenschaft nach einer Geburt nicht das Baby zu sein scheint, sondern die Tatsache, in Rekordzeit wieder die Figur von vor der Schwangerschaft zu haben.

„Der Druck von außen, nach der Geburt schnell wieder wie vorher auszusehen, ist hoch“, sagte die Sexualpädagogin Katja Grach im Interview mit unserer Zeitung. In ihrem Buch „Milf Mädchenrechnung – Wie sich Frauen heute zwischen Fuckability-Zwang und Kinderstress aufreiben“ hat sie sich unter anderem mit dem Schönheitsdruck, der heutzutage auf Frauen lastet, beschäftigt“. Die Berichterstattung über die britische Herzogin Kate sei ein gutes Beispiel für das Thema „After-Babybody“. „Die Menschen jubeln zwar über ihren kleinen Bauch, den sie kurz nach der Geburt ihrer Kinder den Fotografen gezeigt hat, und finden das ‚mutig’“, so Grach. „Ein paar Wochen später war sie natürlich genauso gertenschlank wie vorher. Kaum vorstellbar, sie hätte ihre Babypfunde behalten.“ Das perfekte Äußere habe gerade bei Müttern einen extrem hohen Stellenwert.

Eine Bloggerin zeigt einen realistischen „After-Babybody“

Umso erfrischender war daher die Initiative der US-Fitnesstrainerin Alexa Jean Brown. Die Bloggerin, der auf Instagram über zwei Millionen Menschen folgen, postete ein Foto von sich kurz nach der Geburt ihres Kindes, auf dem man einen realistischen „After-Babybody“ sieht:

Dazu schrieb sie: „Das bin ich vier Wochen nach der Geburt. So sehr es auch meine Aufgabe ist, euch zu motivieren, glaube ich dennoch, dass es auch meine Aufgabe ist, nachvollziehbar und ehrlich zu sein. Unsere Gesellschaft hat diese Idee in unsere Köpfe gepflanzt, dass Frauen nach der Geburt wieder zurück „poppen“, aber das ist normalerweise nicht besonders realistisch. Das hat mit der Wahrheit der meisten von uns nur wenig zu tun.“ Diane Kruger hat da offenbar andere Erfahrungen gemacht. Zu ihrem angeberischen Sixpack-Foto schreibt sie: „Der weibliche Körper ist unglaublich“.