Für Menschen mit Handicap ist Sport ein guter Ausgleich im Alltag – die Göppinger Behindertensportler wollen ihre Gruppen jetzt unter einem Dach vereinen.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Wir streben keine Rekorde an, denn wir sind alle ein wenig angeschlagen. Aber wir wollen uns bewegen und uns dabei wohlfühlen“, erklärt der Abteilungsleiter Michele Frati die Aufgabenstellung bei der Herzsportgruppe. Sie zählt zu den insgesamt 17 Sportgruppen, in denen sich rund 350 Mitglieder der Behindertensportgemeinschaft Göppingen (BSG) und 200 Gäste fit halten. Bisher trainieren die Teilnehmer in verschiedenen Hallen im Stadtgebiet. Das soll sich mit dem Neubau einer Gymnastikhalle ändern. Der Spatenstich erfolgt an diesem Freitag.

 

In der Freizeit wird die Schulbank gedrückt

„Kontrollierter Sport dient der Gesundheit. Mit dem richtigen Maß kann man viel leisten“, erklärt Frati, der nach zwei Herzinfarkten vor Jahren zu der Gruppe stieß und merkte, wie gut es tut, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun. Sportlich engagiert war der Versicherungsfachmann schon als Fußballjugendtrainer. Jetzt bezeichnet er das Ehrenamt bei der BSG als sein Hobby, in dessen Rahmen er nicht nur das Training organisiert, Ausflüge und Stammtische anbietet, sondern auch noch einmal die Schulbank drückt, um sich zum Übungsleiter zu qualifizieren.

Diese Ausbildung hat Fratis Vereinskamerad Rolf König schon vor Jahren absolviert: „Jetzt bin ich ein halber Doktor“, habe er damals nach der langwierigen Schulung gesagt, erinnert sich der BSG-Übungsleiter, der sich damit für die Betreuung von Herzsportgruppen qualifizierte. Seither leitet König in seinem Verein eine von drei Gruppen für Menschen mit koronaren Erkrankungen an.

Regelmäßig wird der Puls gemessen

Während die Teilnehmer der Gruppe in der Halle des Mörikegymnasiums kraftvoll Bälle prellen und anschließend Gleichgewichtsübungen machen, stehen die Teilnehmer einer weiteren Gruppen im Freien im Kreis und trainieren mit isometrischen Übungen ihre Rumpfmuskulatur. Zu Beginn und nach dem Aufwärmen wird jeweils der Puls gemessen, die Werte werden feinsäuberlich in eine Liste eintragen. Ein wachsames Auge auf die Teilnehmer haben außerdem die Mediziner, die für die ärztliche Aufsicht während der Übungsstunden zuständig sind .

„Nach dem Dehnen kommt das Cooldown zum Abschluss“ erklärt Frati, der jedem Teilnehmer noch eine Einladung für die Weihnachtsfeier mit auf den Weg gibt. „Ihr könnte euch gerne beteiligen und einen Sketch aufführen“, ruft er den Senioren in seiner Ü-60-Gruppe zu, dann ist das Training beendet.

Achim Fehrenbacher hält die Fäden für den Neubau in der Hand

Ob die Gruppen in einem Jahr bereits in der eigenen Halle trainieren können, wird sich weisen, sagt Achim Fehrenbacher. Der Architekt, der für die CDU im Göppinger Gemeinderat sitzt, engagiert sich in der BSG als zweiter Vorsitzender. Bei ihm laufen alle Fäden für das Neubauprojekt zusammen, für das die BSG, die er als zweitgrößten Behindertensportverein im Land bezeichnet, rund 550 000 Euro an Ausgaben eingeplant hat.

Gefördert von der Stadt Göppingen, dem Württembergischen Landessportbund und von Sponsoren soll innerhalb eines Jahres in der John-F.-Kennedystraße eine 160 Quadratmeter große Gymnastikhalle entstehen. Und sollte das Geld zusammenkommen, möchte die BSG gleich daneben später noch eine 20 mal 40 Meter große Turnhalle bauen.