Wie fahren wir morgen? Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas zeigt BMW wie sich die Bayern das Auto der Zukunft vorstellen. Daimler und Bosch stellen sehr unterschiedliche Entwürfe von autonom fahrenden Mini-Bussen ins Rampenlicht.

Las Vegas - Google ist nicht zu übersehen auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Der Internetriese wirbt überall in der Stadt für seinen Sprachassistenten, der gegen Amazons Alexa und Apples Siri antritt. „Hey Google“, das Kommando, mit dem der Sprachassistent aktiviert wird, steht überall in riesigen schwarzen Buchstaben auf weißem Hintergrund, auch auf dem Pavillon, den Google direkt vor dem Eingang des Messegeländes an der Paradise Road aufgebaut hat.

 

Wettkampf der Sprachassistenten

Der Wettkampf der Sprachassistenten, die zuhause auf Wunsch das Licht ein- und ausschalten oder im Auto bei der Navi-Suche nach der nächsten Bäckerei helfen, ist eines der großen Themen auf der CES. Vor einem Jahr hat Daimler erstmals einen Sprachassistenten mit seinem Multimediasystem MBUX auf der CES präsentiert, das in der neuen A-Klasse von Mercedes-Benz gestartet ist. Nun folgt eine weiterentwickelte Version im Schwestermodell CLA, das in Las Vegas Premiere feierte.

Wie Google hat auch BMW einen Showroom vor dem Messegelände. Das nächste große Ding der Münchner soll ein Wagen werden, der in einem auf Öko gestylten Pavillon ausgestellt ist, in dem Grünpflanzen von der Decke hängen und Vögel zwitschern: der BMW iNext. Die Bayern wollen damit eine Antwort auf die Frage geben, wie ein Wagen gestaltet wird, der nicht mehr selbst gefahren werden muss. Solch ein Auto, das voll elektrisch fährt, hochautomatisiert und digital vernetzt ist, soll 2021 als neues Technologie-Flaggschiff auf den Markt kommen.

Edles Holz auf dem Boden und Sitze im Retro-Design

Der Innenraum ist geprägt durch edles Holz als Bodenbelag und Sitze im Retro-Design mit Stoffbezug in warmen Farben. „Wir wollten einen Lieblingsort schaffen“, sagt Claudia Geidobler, die für Farben und Materialien der Elektromobile der Bayern zuständig ist. Wenn man nicht mehr selbst fahren müsse, werde das Auto zum rollenden Wohnzimmer, in dem man sich mit der Familie oder Freunden unterhalte, einen Film schaut, Musik hört oder auch ein Meeting mit Geschäftspartnern hat. Das Lenkrad wird dann eingefahren und auch die Pedale verschwinden.

Knöpfe und Schalter haben bei diesem Zukunftsmobil ausgedient, wie Olivier Pitrat, der Projektmanager für Konzeptfahrzeuge erläutert. „Die Technik soll nur sichtbar sein, wenn man sie braucht“, sagt Pitrat, wobei es mehrere Möglichkeiten für die Kommunikation zwischen Mensch und Auto gibt. „Der größte Teil der Interaktion wird über Spracheingabe laufen“, erläutert der BMW-Manager. Der Sprachassistent wird durch die Worte „Hey BMW“ aktiviert. Man kann aber auch die Holzoberfläche der Mittelkonsole oder den Sitzbezug der Rückbank wie ein Touchpad benutzen. Wenn eine Note ins Polster gezeichnet wird, startet die Musik, wenn man mit zwei Fingern einen Kreis auseinanderzieht, nimmt die Lautstärke zu. Bei der Eingabe folgen Lichtpunkte dem Finger. Mit einem Beamer, der im Glasdach eingebaut ist, lassen sich Fotos oder Filme auf die Windschutzscheibe oder beliebige Flächen im Wagen projizieren.

New Yorkerin verlässt sich nicht auf die Robotertechnik

Gina Pierce hält nicht viel vom autonomen Fahren. Sie wolle das Steuer nicht aus der Hand geben, sagt die New Yorkerin, die für den Kamerahersteller Nikon arbeitet. „In den Weiten Iowas mag das ja vielleicht funktionieren“, so Pierce, „aber wohl kaum im dichten Verkehr von New York.“ Auch von autonom fahrenden elektrischen Mini-Bussen, die in diesem Jahr auf vielen Messeständen in Las Vegas zu besichtigen sind, hält die junge Frau nicht viel. „Ich will bei einer Panne nicht in einem solchen Wagen festsitzen“, gibt die Vertriebsmanagerin zu bedenken und berichtet, dass ihr dies schon einmal in einem fahrerlosen Shuttle auf einem Flughafen passiert sei.

Der Vision Urbanetic von Mercedes-Benz hat seine erste Fahrt in Las Vegas problemlos bewältigt, was allerdings auch kein harter Praxistest, sondern eher eine Inszenierung vor der Glitzerkulisse der Stadt der Glücksritter war. Nachts um eins wird für das futuristische Vehikel, das wie ein rollendes Ei aussieht, eine Fahrspur des Strips gesperrt, auf dem tagsüber schwere Geländewagen, Pickups und Lastwagen mit großen Werbeflächen für Shows, Hotels oder Marihuana Stoßstange an Stoßstange rollen. Es sind geschätzt nur einige hundert Meter auf eigener Spur, die der Vision Urbanetic hier immer wieder ohne Fahrer vor- und zurückfährt.

Experten gehen von verschiedenen Stufen bei Einführung aus

Daimler-Vorstand Wilfried Porth meint, dass eigene Fahrspuren für solche Shuttles bei der Einführung dieser neuen Technik durchaus realistisch sind. „Es wird sicher Zwischenstufen auf dem Weg zum autonomen Fahren geben. Bis sie frei im Straßenverkehr mitschwimmen können, wird es noch ein paar Jahre dauern“, sagt Porth. Zunächst könnten die Fahrzeuge auch auf abgeschlossenem Gelände unterwegs sein, etwa auf Flughäfen von Gate zu Gate oder in privaten Wohnanlagen pendeln. Auch Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn rechnet mit einer stufenweisen Einführung und zeigt sich zuversichtlich, dass die noch fehlenden rechtlichen Regelungen bald geschaffen werden.

Wie aber werden die Roboter- Shuttles einmal aussehen, wenn sie auf den Markt kommen? Das Design der Fahrzeugstudien, die Daimler und Bosch in Las Vegas ins Rampenlicht stellen, ist sehr unterschiedlich. Während der Vision Urbanetic von Daimler mit den neongrün umrandeten Lichtern, der roten runden Sitzbank im Fond und der blau leuchtenden Anzeige im Dach wie eine Disco auf Rädern aussieht, wirkt das weiße kastenförmige Vehikel von Bosch eher unterkühlt. „Ich glaube, dass wir sehr unterschiedliche Shuttles sehen werden, je nachdem, was lokal gewünscht wird“, meint Bosch-Geschäftsführer Heyn. Dem stimmt auch Porth zu. „Für Las Vegas passt dieses Design besonders gut, in Stuttgart würde man vielleicht eine etwas schlichtere Variante wählen“, so der Daimler-Vorstand.