Ohne Solidarität in der Flüchtlingsfrage macht sich die EU weiter von Despoten wie dem türkischen Präsidenten Erdogan erpressbar, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Markus Grabitz.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel - Die Europäer haben ihre Lektion aus der sogenannten Migrationskrise des Spätsommers 2015 nicht gelernt, als binnen kurzer Zeit mehr als eine Millionen Migranten illegal die EU-Grenzen überquerten. Sie haben es versäumt, sich auf eine gemeinsame Linie in der Flüchtlingspolitik zu verständigen. Daher dürfen sie sich nicht beschweren, wenn sie sich jetzt Erpressungsversuchen durch Politiker vom Schlag des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ausgesetzt sehen. Um nichts anderes geht es ihm mit seiner Aktion „offene Grenze“: Erdogan will die Konditionen zu seinen Gunsten verbessern, wenn demnächst eine Neuauflage des Flüchtlingsdeals auf der Tagesordnung steht. Seine Chancen dabei sind wegen der Uneinigkeit der Europäer sogar recht gut.