Der fast sichere Aufstieg des VfB Stuttgart ist auch wirtschaftlich enorm wichtig. Wir zeigen auf, warum die finanzielle Lage dennoch angespannt bleibt.

Stuttgart - Als die Not am größten war, scheute auch Stefan Heim nicht davor zurück, eine mutige Entscheidung zu treffen. Während VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo nach der Derby-Pleite beim KSC die halbe Mannschaft austauschte, wechselte der Finanzvorstand seine Garderobe: Im nächsten Spiel saß Heim im roten Anzug auf der Tribüne. Womöglich trug ja auch dieser Glücksbringer zur wundersamen Wende bei, dem 5:1 gegen den SV Sandhausen, dem in Nürnberg sogar ein rauschendes 6:0 folgte.

 

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Nur noch rein theoretisch ist dem VfB der Aufstieg jetzt noch zu nehmen. Für den Verein und seinen Finanzchef ist die Bundesliga-Rückkehr in vielerlei Hinsicht von fundamentaler Bedeutung.

Fernsehgelder Wie viele andere Clubs hat die Corona-Krise auch den VfB Stuttgart in schwere finanzielle Bedrängnis gebracht. Die Zuschauereinnahmen fielen weg, die Gelder aus dem TV-Vertrag wurden gekürzt – der VfB war und ist zu massiven Einsparungen gezwungen. Der Aufstieg bringt nun eine dringend benötigte Erlössteigerung. Um rund 20 Millionen Euro erhöhen sich in der Bundesliga die Fernsehgelder. Ein Grund zum Durch-, aber nicht zum Aufatmen. Die finanzielle Situation bleibt angespannt – auch weil noch völlig unklar ist, wann wieder vor zahlenden Zuschauern gespielt werden darf. Keine Zusatzeinnahme, die neue Spielräume eröffnet, sondern fest eingeplanter Teil des Löcherstopfens sind daher auch die rund sechs Millionen Euro, die der VfB durch den Transfer von Nationalstürmer Timo Werner von RB Leipzig zum FC Chelsea bekommt.

Wann es wieder Zuschauereinnahmen gibt, ist unklar

Gehaltsverzicht Ein Aufstieg kostet Geld – in Form von Prämien sowie im aktuellen Fall des VfB der Rückerstattung von einbehaltenen Gehältern. Zu einem freiwilligen Gehaltsverzicht von etwa 20 Prozent hatten sich die Spieler bereit erklärt, circa die Hälfte davon werden sie nun wieder zurück bekommen. Wie es in der Bundesliga weitergeht, ist unklar und hängt nicht zuletzt davon ab, wann der Fußball wieder zum Normalzustand, also dem Spielen vor Publikum, zurückkehren kann.

Kurzarbeit So lange es keine Zuschauereinnahmen gibt, wird ein Großteil der rund 250 Mitarbeiter in Kurzarbeit bleiben. Sie wurden darüber informiert, dass bis Ende des Jahres Kurzarbeit beantragt wurde. Bei hundert Prozent liegt sie teilweise bei Angestellten, die mit dem Ticketing oder anderen Tätigkeiten rund um die Organisation von Heimspielen oder Veranstaltungen befasst sind. Deutlich geringer sind die Einbußen in Abteilungen, in denen der Betrieb weitgehend normal weiterläuft. Ohne diese staatlichen Hilfen käme der VfB auch nach dem Aufstieg nur schwer über die Runden.

Zweiter Investor Nach Wolfgang Dietrich hat sich Ende vergangenen Jahres der neue Präsident Claus Vogt auf die Suche begeben, ihm schwebt ein Investorenpool regionaler Mittelständler vor. Das Problem: Einerseits wird sich der Wert des VfB durch den Aufstieg markant erhöhen; andererseits haben die meisten Unternehmen in der momentanen Situation ganz andere Sorgen, als ihr Geld in den VfB zu investieren, auch wenn er wieder zu den besseren Adressen gehört.

Stadion und Clubzentrum – wann wird umgebaut?

Infrastruktur Es sind zwei große Infrastrukturprojekte, die sich Thomas Hitzlsperger auf die Fahnen geschrieben hat: den erneuten Umbau der Mercedes-Benz-Arena und die Errichtung eines neuen Vereinsheimes. Beide Pläne wären kaum zu realisieren gewesen, hätte der VfB den Aufstieg verpasst. Während sich das Vereinsheim vorerst auch weiter nur im Ideen-Status befindet, besteht nun immerhin bei der Stadionmodernisierung die Hoffnung auf erfolgreiche Umsetzung. Vorgesehener Baubeginn ist nach der kommenden Saison. Die Kosten sind ursprünglich auf 65 Millionen Euro veranschlagt worden, von denen die Stadt aufgrund der EM 2024 mindestens 20 Millionen übernimmt. Den großen Rest muss die Stadion-KG und der VfB tragen.