US-Präsident Donald Trump hat zur nächsten Verbalattacke ausgeholt. Er bezeichnet Europa als einen Feind der USA. Die EU widerspricht umgehend.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Donald Trump hat eine binäre Weltsicht: für ihn gibt es Freunde und Feinde. Auf seiner aktuellen Tour durch Europa hat der US-Präsident offensichtlich bemerkt, dass die Staats- und Regierungschefs der EU seinem von einem sehr großen Ego gesteuerten, sprunghaften Politikstil eher kritisch gegenüber stehen. Damit ist die Sache für ihn klar: Trump bezeichnete die Europäische Union in einem Interview als einen Feind der USA. „Ich denke, wir haben eine Menge Feinde. Ich meine, die Europäische Union ist ein Feind, mit Blick auf das, was sie uns im Handel antut“, sagte Trump dem US-Sender CBS. „Man würde jetzt nicht unbedingt an die EU denken, aber sie ist ein Feind.“ In dem Gespräch verwendete Trump das englische Wort „foe“, das sich als „Feind“ oder als „Gegner“ ins Deutsche übersetzen lässt. Trump erklärte seine Äußerungen unter anderem mit den seiner Einschätzung nach unfairen Handelspraktiken der Europäer.

 

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Trump sieht überall Feinde

Allerdings wird in dem Interview auch deutlich, dass Donald Trump im großen Feld seiner Feinde durchaus zu differenzieren weiß. So ist Russland „in gewisser Hinsicht“ auch ein Feind. Was das bedeutet, lässt der US-Präsident offen. Und natürlich ist auch China ein Feind – allerdings nur wirtschaftlich.

Dann präzisiert er seine Aussage über die Feinde der USA noch etwas, trägt damit aber eher zur Verwirrung bei: Diese Aussage bedeute aber nicht, dass diese von ihm genannten Staaten schlecht seien. Es bedeute gar nichts. Es bedeute, dass sie Konkurrenten seien.

Die EU reagiert auf Trumps Worte

Diese vieldeutige Aussage wollte die EU allerdings nicht unkommentiert stehen lassen. EU-Ratspräsident Donald Tusk widersprach Trump umgehend. „Amerika und die EU sind beste Freunde“, schrieb Tusk auf dem US-Kurznachrichtendienst Twitter. Als Konter benutzt Tusk gezielt einen Begriff, den Trump erst groß gemacht hat. „Wer auch immer sagt, wir seien Feinde, verbreitet Fake News.“

Trump zerstört die Weltordnung

Schließlich erinnert Tusk den in vielen Situationen etwas geschichtsvergessenen US-Präsidenten daran, dass die welches Chaos er mit seinen Worten anrichten kann. Die jahrzehntealte Weltordnung habe den Kalten Krieg beendet, Europa den Frieden gebracht und China wirtschaftliche Entwicklung. „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung in Europa, China, Amerika und Russland, diese Ordnung nicht zu zerstören, sondern zu verbessern“, mahnte Tusk. „Nicht Handelskriege zu starten, die so oft in unserer Geschichte zu kriegerischen Konflikten wurden, sondern mutig und verantwortlich die regelbasierte Weltordnung zu reformieren.“

Angesichts eines Treffens am Montag von Trump mit Russlands Staatschef Wladimir Putin in Helsinki ruft der EU-Ratspräsident den US-Präsidenten und seinen russischen Kollegen auf, gemeinsam die Welthandelsorganisation zu reformieren. „Es ist noch Zeit, um Konflikt und Chaos zu verhindern.“