An diesem Freitag (18 Uhr/ARD) starten die deutschen Handball in die WM in Ägypten, Auftaktgegner ist Uruguay. Die Südamerikaner sowie der nächste Gegner Kap Verde sind unbeschriebene Blätter.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart/Gizeh - An diesem Freitagabend (18 Uhr/ARD) starten die deutschen Handballer in die WM in Ägypten, dabei treffen sie auf die Mannschaft aus Uruguay. Ein Auftaktsieg ist beim Team von Bundestrainer Alfred Gislason fest eingeplant und alles andere wäre eine riesige Sensation, denn die Südamerikaner sind WM-Neulinge wie auch der zweite Gegner Kap Verde am Sonntag (18 Uhr/ARD). Mit dem dritten Vorrundengegner Ungarn am Dienstag (20.30 Uhr/ZDF) hatten die Deutschen dagegen in der Vergangenheit schon häufiger zu tun. Zwei Unbekannte und ein alter Bekannter – wir stellen die drei Gruppenkonkurrenten sowie den WM-Modus kurz vor.

 

Uruguay

Gleich zu Beginn wartet die erste Unbekannte. Es ist keine große, sondern vielmehr eine kleine Unbekannte. Die Südamerikaner sind zum ersten Mal bei einer WM dabei, eine Partie gegen das DHB-Team gab es noch nie. Das WM-Ticket sicherte sich die Mannschaft von Trainer Jorge Botejara durch einen dritten Platz bei der Südamerikameisterschaft 2020 in Brasilien. Dort schlug Uruguay den mehrfachen WM-Teilnehmer Chile mit 28:25 – für Bundestrainer Alfred Gislason „ein Team, das deutlich höher einzuschätzen ist“. Trotz Uruguays Außenseiterrolle warnt er vor dem Auftaktgegner: „Sie spielen unorthodox und sind unbequem.“ Die meisten Spieler aus dem Kader des Neulings sind in Uruguay aktiv, die Rückraumspieler Maximo Cancio, Diego Morandeira, Kreisläufer Gabriel Chaparro und Linksaußen Cristian Rostagno spielen bei spanischen Vereinen – allerdings unterhalb der ersten Liga. Kapitän Nicolas Fabra stellt „aufgrund seiner großen Entschlossenheit zu gewinnen“, wie Uruguays Trainer Botejara formuliert, einen wichtigen Teil im Mannschaftsgefüge dar.

Kap Verde

In Spiel Nummer zwei der Deutschen wartet die zweite kleine Unbekannte. Kap Verde, ein weißes Blatt im internationalen Handball. Am 25. Januar 2020 brach 5000 Kilometer entfernt von Deutschland südwestlich im Atlantik Jubel aus. An diesem Tag qualifizierte sich die kleine Insel (540 000 Einwohner) mit einem 37:28 gegen Marokko erstmals für eine WM. Wie es der Zufall wollte, kreuzen sich in Ägypten die Wege dieser beiden so unterschiedlichen Handball-Nationen Deutschland und Kap Verde. Am Sonntag soll es zum ersten Duell kommen, falls Corona keinen Strich durch die Rechnung macht. Das Team hatte bereits im Vorfeld einige Coronafälle zu beklagen, am Donnerstag waren in Ägypten vier weitere Spieler positiv getestet worden. Stolz sind die Handballer dennoch. „Weil wir uns als kleines Land quasi ohne Ressourcen qualifiziert haben. Wir haben kaum Spieler und kein Geld“, sagte Verbandschef Nelson Jesus. Das Gros der Mannschaft von Trainer Jose Tomas spielt in Portugal, nur fünf Spieler sind in Kap Verde aktiv. Die große Ausnahme ist Ivo Santos. Der 28-Jährige verdient bei der zweiten Mannschaft des Bergischen HC seine Brötchen. In Gizeh trifft er auf David Schmidt, der spielt in der Bundesliga-Mannschaft des BHC. Kapitän im Team von Kap Verde ist Leandro Semedo vom früheren spanischen Europapokalsieger Ademar Leon. „Wir haben keinen Druck. Wir wollen die Chance nutzen, die Spiele zu genießen und vielleicht sogar einen Sieg gegen Uruguay einfahren“, sagte Semedo.

Ungarn

Im Vereinshandball zählt Ungarn seit Jahren zur erweiterten Spitze Europas. Der KC Veszprem stand 2015, 2016 und 2019 im Finale der Champions League und Pick Szeged mischt immer wieder auf europäischer Ebene mit. Das ist aber vor allem auf das Engagement von ausländischen Topstars zurückzuführen. Auf Nationalmannschaftsebene liegen die Topergebnisse der großen Handballnation mit viel Tradition länger zurück. Auch bei der 21. WM-Teilnahme ist Platz zwei wie 1986 kaum drin. Die letzten vier Duelle gegen die Magyaren hat die DHB-Auswahl allesamt gewonnen. Seine Stärken hat das Team von Trainer Istvan Gulyas vor allem am Kreis, Bence Banhidi und Miklos Rosta verdienen ihr Geld in Szeged und können internationale Erfahrung vorweisen. Auch Spielmacher Matyas Györi ist zu beachten. Mit dem gebürtigen Kroaten Petar Topic und dem gebürtigen Spanier Pedro Rodriguez erhielten noch zwei Außenspieler rechtzeitig vor dem Turnier ungarische Pässe und können für den EM-Neunten von 2020 auflaufen.

Der Modus

Erstmals findet die WM mit 32 Teams statt. Dabei gibt es acht Vorrundengruppen mit je vier Mannschaften. Aus den acht Vorrundengruppen schaffen es die drei besten Teams in die Hauptrunde in Kairo und Gizeh (vier Sechser-Gruppen). Qualifiziert sich Deutschland, geht’s ab dem 21. Januar gegen die drei Erstplatzierten der Gruppe B, in der Europameister Spanien, Brasilien, Polen und Tunesien spielen. Die Gruppensieger und -zweiten der vier Hauptrunden-Gruppen (I bis IV) qualifizieren sich für die Viertelfinals ab dem 27. Januar in Kairo und Gizeh. Die Gewinner der Viertelfinals ziehen ins Halbfinale am 29. Januar ein. Die Sieger der Halbfinal-Partien spielen im Finale am 31. Januar in Kairo um den Titel.