Ist man ein Stier, wenn man mit gesenktem Haupt auf Passanten losgeht? Szenen am Rande eines Gerichtsprozesses im Amtsgericht Ludwigsburg.

Ditzingen - Liebe Gemeinden!

 

Der Mensch ist auch nur ein Tier, diese Erkenntnis ist nicht neu. Artbezeichnungen wie dumme Kuh, Grasdackel oder blöder Affe sind seit Ewigkeiten im Umlauf. Bereits vor Jahren haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass wir Menschen manchen Gattungen nicht nur äußerlich, sondern auch genetisch recht nahe stehen. Zu 60 Prozent erfüllen die Gene einer Fruchtfliege ähnliche Funktionen wie die von uns.

Der Mensch, die Krone der Schöpfung? Man darf zweifeln. Allerdings: richtig überraschend ist diese Erkenntnis auch nicht. „Ich kenne meinen Nachbarn doch auch so, dafür muss ich ihn nicht unters Mikroskop legen“, hat so mancher morgens am Kaffeetisch gebrummt, als er die Nachricht las.

Doch anscheinend gibt es feine Unterschiede. „Sind Sie mit gesenktem Haupt auf den Angeklagten losgegangen?“ Diese Frage wurde vor kurzem einem Zeugen aus Ditzingen im Amtsgericht Ludwigsburg gestellt. Der Mann – gut gebaut, aber erkennbar ohne Hörner auf der Stirn – schaute den Verteidiger erst verdutzt und dann ein bisschen beleidigt an. „Natürlich nicht“, gab er schließlich zurück, „ich bin doch kein Stier.“ Merke: man lebt ländlich in Ditzingen, inmitten von Feldern und Wiesen. Aber deswegen ist man nicht automatisch ein Rindvieh.

So sei es!