Nach dem Karriereknick durch den EnBW-Deal haben Stefan Mappus und Dirk Notheis beruflich jetzt wieder Fuss gefasst: Der frühere Ministerpräsident sitzt jetzt im Vorstand einer Software-Firma, der Ex-Banker sammelt Millionen für Mittelständler.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der EnBW-Deal war für beide ein schwerer Karriereknick: Stefan Mappus verlor als Ministerpräsident auch darüber die Landtagswahl, Dirk Notheis später seinen Chefposten bei der Investmentbank Morgan Stanley. Nun aber haben sich die seit Jugendtagen befreundeten CDU-Männer beruflich offenbar wieder fest etabliert. Mappus ist inzwischen zum Vorstand jenes Software- und Beratungsunternehmens aufgestiegen, bei dem er nach dem Machtverlust als Berater begonnen hatte, Notheis dreht als Chef einer Fondsgesellschaft wieder ein großes Rad.

 

„Rantum Capital“ heißt die in Frankfurt ansässige, auf Mittelstandsfinanzierung spezialisierte Gesellschaft – nach dem Ferienort Rantum auf der Insel Sylt. Diese Woche, gut zwei Jahre nach dem Start, ließ der Mitgründer Notheis eine Art Durchbruch verkünden: Man habe erfolgreich den ersten Kreditfonds für den deutschen Mittelstand aufgelegt, mit einem Volumen von zunächst 100 Millionen Euro. „Ankerinvestoren“ seien große Versicherungen, Pensionsfonds und Vermögensverwalter, auch die Rantum-Gründer hätten sich finanziell beteiligt. Durch das Vertrauen der institutionellen Anleger zeigte sich Notheis bestätigt: Als bankenunabhängiger Mittelstandsfinanzierer habe man „großes Wachstumspotenzial für die Zukunft“.

Klangvolle Namen um sich versammelt

Für ihn beginne damit auch ein „neues berufliches Kapitel“, ließ der 47-jährige Ex-Investmentbanker erklären. Alle Vorwürfe in Sachen EnBW seien „erwartungsgemäß . . . in sich zusammengefallen“, die Untreue-Ermittlungen der Justiz „endgültig und ohne jeden Zweifel eingestellt worden“ – nun könne er als Unternehmer und Investor zusammen mit einem „erstklassigen Team“ neu durchstarten.

Tatsächlich hat Notheis, der schon immer als geschickter Netzwerker galt, illustre Mitstreiter um sich versammelt. Chairman von Rantum Capital ist der frühere Chef von Air Berlin, Joachim Hunold. Unter den „Industrial Partners“ finden sich bekannte Namen auch aus Baden-Württemberg: Michael Rogowski aus Heidenheim, der einstige Chef von Voith und Präsident des Bundesverbandes der Industrie, ist ebenso dabei wie Karlheinz Kögel aus Baden-Baden, Chef von Media Control und L’Tur. Als weitere Partner firmieren unter anderem der frühere Metro-Chef Hans-Joachim Körber, der Ex-Wirtschaftsstaatssekretär Alfred Tacke (SPD) und Pro7-Sat1-Chef Thomas Ebeling. Nicht mehr genannt wird der anfangs ebenfallls aufgeführte Heidelberger Unternehmer Jürgen B. Harder, der wegen Bestechungsverdachts ins Visier der Justiz geraten war.

Der Ex-Premier sitzt jetzt im Vorstand

Während Notheis für sich erkennbar einen Schlussstrich unter den EnBW-Deal gezogen hat, beschäftigt dieser Mappus nach wie vor. Im Kampf um seine Rehabilitierung hatte der Ex-Regierungschef zuletzt wenig Erfolg: die Klage gegen seine Anwälte bei dem Aktiencoup wurde in erster Instanz abgewiesen, die Herausgabe der Ermittlungsakten ans Land konnte er gerichtlich nicht verhindern. Unlängst machte ihm das Verwaltungsgericht wenig Hoffnung für sein Vorgehen gegen den Landtag. Von diesem fühlt sich Mappus benachteiligt, weil er im EnBW-Ausschuss keine Fragen oder Beweisanträge stellen durfte.

Beruflich geht es bei Mappus (49), der sich bald nach der Abwahl aus der Politik verabschiedet hatte, hingegen wieder aufwärts. Bei dem Software- und Beratungsunternehmen pm-One in Unterschleißheim bei München, zu dem er über einen privaten Pforzheimer Kontakt gestoßen war, erhielt er nach und nach mehr Verantwortung. Begonnen hatte er dort Ende 2012 als Berater des Vorstands; später wurde er Geschäftsführer zweier Tochterunternehmen. Seit März diesen Jahres gehört der Diplom-Ökonom dem fünfköpfigen Vorstand an, der neuerdings von dem früheren Nokia-Manager und Vorwerk-Chef Peter Oberegger geführt wird. Das 2007 gegründete Unternehmen bietet Software-Lösungen für Unternehmen. Es beschäftigt derzeit 200 Mitarbeiter an acht Standorten in Deutschland, der Schweiz und Österreich.

Mappus entlässt Mitarbeiter ohne Sozialplan

In einem der von Mappus geführten Tochterunternehmen, der Alzenauer Firma Mind Business, gibt es derzeit Turbulenzen wegen eines Personalabbaus. Als für Finanzen und Administration zuständiger Geschäftsführer kündigte Mappus 15 Mitarbeitern ohne Sozialplan, wie ein Firmensprecher bestätigte. Man bemühe sich mit den Beschäftigten aber um eine einvernehmliche Lösung, die Gespräche sollten in den nächsten Tagen abgeschlossen werden. Hintergrund sei die „strategische Entscheidung“, einen Geschäftsbereich der Firma mit Blick auf die künftige Marktentwicklung zu schließen. Dies sei vom gesamten Vorstandsteam beschlossen worden, sagte der Sprecher. Als treibende Kraft dafür wird im Unternehmen der neue Vorstandschef Oberegger angesehen, der damit erste eigene Akzente setze. Mappus müsse den Personalabbau, den er mit beschlossen habe, nun umsetzen.