Die Staatsgalerie Stuttgart stellt ihre Pläne vor. Geben soll es auch ein Symposium zur Zukunft der Museen.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Gibt es ein Museum, dem der Platz ausreicht? Dessen Depot nicht aus allen Nähten platzt und das all das ausstellen kann, was wert wäre, der Öffentlichkeit gezeigt zu werden? Museen werden immer wieder vergrößert und bekommen An- und Neubauten, die Sammlungsbestände wachsen – und auch die Kunstwerke selbst haben immer häufiger Formate, die die Dimensionen der Ausstellungsräume sprengen. Trotzdem scheint sich der Bedarf nicht decken zu lassen. Aber können Museen immer weiter wachsen? Diese Frage will die Staatsgalerie Stuttgart diskutieren – sie wird am 26. und 27.  November ein Symposium veranstalten zu dem Thema „Grenzen des Wachstums. Das Kunstmuseum gestern, heute und morgen.“

 

Christiane Lange, die Direktorin der Staatsgalerie, hat nun ihr neues Programm vorgestellt – und will bei der Tagung mit Experten auch darüber diskutieren, ob sich die Kunstwelt letztlich der Wirtschaft angepasst hat und Wachstum auch ihre einzige Erfolgsformel ist. Geplant sind aber auch Vorträge und Podien zu Themen wie Digitalisierung, Sammlungsstrategien und Museumsarchitektur. Im Vorfeld des Symposiums wird es außerdem eine Veranstaltungsreihe geben mit Führungen und Podiumsgesprächen zu den bisherigen Kernaufgaben des öffentlichen Museums: sammeln, bewahren, forschen, ausstellen und vermitteln.

Die nächste große Ausstellung der Staatsgalerie wird am 23. Oktober eröffnet werden: „Poesie der Farbe“. Ausgangspunkt soll ein Briefwechsel zwischen August Macke und Franz Marc über die Bedeutung der Primärfarben sein. Die beiden Maler waren sich einig, dass Blau das männliche Prinzip darstelle, Gelb das weibliche und Rot die Materie. Dem Farbkonzept der beiden folgend repräsentieren in der Ausstellung die Künstler des Blauen Reiter die Farbe Blau – Macke, Paul Klee, Emil Nolde und Heinrich Campendonk. Rot dagegen galt den Malern als Sinnbild des Krieges – und meint Werke von Max Beckmann, Otto Dix und George Grosz.

Hören und staunen

Christian Marclay ist Künstler und Musiker. Er wird sich mit dem Archiv Sohm auseinandersetzen und im Zusammenspiel mit den Fluxus-Werken eine Ausstellung entwickeln. Von Mitte Oktober an wird seine Präsentation „Shake Rattle and Roll“ zu sehen und vor allem auch zu hören sein, denn Christian Marclay will einige der Fluxus-Multiples auch auf ihre klanglichen Qualitäten hin abklopfen.

Im kommenden Jahr steht in der Staatsgalerie dann die große Sonderausstellung „Magie der Moderne“ zu Giorgio de Chirico an, die am 18. März 2016 eröffnet werden wird. Ausgehend von dem Stuttgarter Gemälde „Metaphysisches Interieur mit großer Fabrik“ von 1916 soll de Chiricos „pittura metafisica“ dadaistischen und surrealistischen Werken gegenübergestellt werden – etwas von René Magritte, Max Ernst und Salvador Dalí. Damit will man zeigen, welche Bedeutung de Chirico für die Kunst der Europäischen Avantgarde hatte.

Die Ausstellung „Unsichtbare Räume“, die dann im Oktober 2016 beginnen wird, widmet sich dem Werk von Francis Bacon (1909 bis 1992). Dabei soll es vor allem um die architektonischen Strukturen und Räume gehen, in denen Bacon seine schmerzvollen Kreaturen zeigte. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Tate Liverpool und wird rund 35 großformatige Gemälde zeigen sowie Papierarbeiten.