Schon jetzt ist sicher: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird bei der Wüsten-WM 2022 dabei sein. Ebenso klar ist, dass die Kicker in Katar ein außergewöhnliches Turnier erleben werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Stuttgart - Die Pflicht ist erfüllt. Durch den 4:0-Erfolg in Skopje gegen Nordmazedonien hat das Team von Bundestrainer Hansi Flick das Ticket zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar gelöst – als erste Nationalmannschaft überhaupt. Weshalb sich nun die Frage stellt: Was erwartet die DFB-Elf bei der Wüsten-WM? Ein Überblick.

 

Starke Gegner

Das Turnier in Katar ist (Stand heute) vorläufig das letzte, das mit „nur“ 32 Mannschaften ausgetragen wird. Entsprechend hoch wird das Leistungsniveau sein. Das weiß natürlich auch Hansi Flick, dessen Team in seiner Qualifikationsgruppe nur auf internationale Leichtgewichte traf. „Der Weg zurück an die Weltspitze ist weit“, sagt der neue Bundestrainer, „aber unsere Spieler haben auch die Qualität, um gegen Frankreich, Spanien, Italien oder Belgien zu bestehen. Ich bin da sehr zuversichtlich.“

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Muss er auch sein. Denn schon bei der Auslosung der WM-Vorrundengruppen im April wird es spannend. Deutschland dürfte dann wohl nicht im Topf der besten Teams vertreten sein, weil alles danach aussieht, als wäre auch diesmal die Weltrangliste das wichtigste Kriterium für die Setzliste. Demnach wären neben Katar, das als Gastgeber diesen prominenten Platz sicher hat, die bestplatzierten sieben Teams im ersten Topf. Diese Ränge nehmen derzeit Belgien, Brasilien, England, Frankreich, Italien, Argentinien und Portugal ein. Deutschland liegt mit deutlichem Rückstand an Position 14 und würde bei dem Turnier folglich in der Vorrunde auf einen der acht Gruppenköpfe treffen.

Große Erwartungen

Zuletzt wurden die deutschen Nationalkicker ziemlich oft nach ihren sportlichen Zielen gefragt. In den Antworten fielen immer wieder zwei Worte: „Titel holen!“ Doch nicht nur die Ansprüche innerhalb der Mannschaft sind groß, auch die Fans erhoffen sich nach den beiden missglückten Turnieren (WM 2018: Aus in der Vorrunde, EM 2021: Aus im Achtelfinale) und dem Abschied von Joachim Löw durch Hansi Flick die Trendwende. „Wir müssen uns bis zur WM weiterentwickeln“, sagt der neue Bundestrainer, „wie weit wir dann sein werden, weiß ich nicht. Aber ich weiß auf jeden Fall, dass mit der Mentalität, die wir zuletzt gezeigt haben, einiges machbar ist.“

Ungewöhnlicher Termin

Die erste Winter-WM der Fußball-Geschichte beginnt am 21. November 2022. Das Endspiel findet am 18. Dezember statt. Sollte Deutschland dann noch dabei sein, könnte es sechs Tage vor Weihnachten Public Viewing mit Glühwein geben – je nachdem, wie groß das Interesse der Fans an diesem ungewöhnlichen Turnier sein wird.

Hohe Temperaturen

Im November kann das Thermometer in Katar durchaus mal auf bis zu 30 Grad Celsius steigen, im Dezember liegen die Spitzenwerte rund fünf Grad niedriger. Das ist zwar hoch, aber für Fußballer natürlich kein Problem. Und wenn es doch anders käme? Werden in den Stadien eben die Klimaanlagen angeworfen.

Neue Stadien

Ursprünglich waren zwölf Arenen geplant. Nach der Vergabe der WM kam die Frage auf, warum ein kleines Land wie Katar (2,8 Millionen Einwohner) so viele große Stadien bauen müsse. Gespielt wird die WM 2022 nun in acht Arenen. Sechs wurden neu errichtet, ein Stadion vergrößert, eines renoviert.

Diskussionen über Menschenrechte

Die weltweite Kritik an der WM 2022 ist massiv. Angeprangert werden unter anderem die Korruption bei der WM-Vergabe, die Arbeitsbedingungen beim Stadionbau, der generelle Umgang in Katar mit den Menschenrechten. Auch die DFB-Elf hat sich im Frühjahr 2021 an den Protesten beteiligt, zum Beispiel mit selbst bemalten T-Shirts („Human rights“). Das Wort Katar fiel in diesem Zusammenhang allerdings nicht, und zuletzt gab es auch keine Bekundungen dieser Art mehr.

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Wie schwer sich der deutsche Fußball mit der Einordnung der WM 2022 tut, zeigen beispielhaft einige Sätze von DFB-Interimspräsident Peter Peters. Nachdem er sich zwei Tage zuvor gegenüber der „Sportschau“ klar positioniert hatte („Die Entscheidung, nach Katar zu gehen, war falsch. Sie fiel in einer Zeit, als der Fußball käuflich war“), erklärte er nun vor dem Spiel in Skopje auf der verbandseigenen Homepage: „Ein Boykott, wie er zum Teil gefordert wird, wird Katar und seine Menschen nicht voranbringen. Zudem hat es in den vergangenen Jahren zahlreiche positive Entwicklungen gegeben. Katar ist ein Land mitten im Wandel, gleichzeitig gibt es noch viel zu tun. Wir wollen vor Ort dazu beitragen, diese Entwicklung zu stärken und weitere Erfolge zu erreichen.“

Man darf gespannt sein, wie dies aussehen wird. Und ob es gelingt.