Beim Männerchor Rosa Note zählt mehr als die Stimme. Wer bei den Chorkabarett-Stücken mitsingen möchte, muss schwul sein und gerne auf der Bühne stehen.

S-Süd - Als nächstes besingen sie sich selbst. Die Sänger der Rosa Note proben gerade für das Stück „Choralverkehr“. Darin geht es passenderweise um einen Schwulenchor. Ein Thema also, in dem sich die Tenöre und Bässe der Rosa Note bestens auskennen. Doch vor der ersten Präsentation des neuen Programms stehen noch einige Proben an, denn Chorleiter Amadeus Hoffmann ist bislang nicht zufrieden. „Ich will euch das glauben können“, sagt er, als die Männer eine Passage nicht ganz so überzeugt singen, wie er sich das vorgestellt hat. „Nur schön aussehen, das hilft leider nicht“ lautete passenderweise der Text ein paar Takte zuvor.

 

Chorkabarett, das ist die Spezialität der Rosa Note. Mit einer Mischung aus Gesang, Choreografie und Witz treten die Sänger auf und das nicht nur vor Szenepublikum. Sie sind ebenso im Theater der Altstadt zu sehen wie bei der Parade zum Christopher Street Day. „Wir haben schon einen politischen Anspruch. Wir wollen, dass es selbstverständlich ist, dass ein Schwulenchor auftritt. Deshalb zeigen wir unser Programm einer breiten Bevölkerungsgruppe“, sagt Oliver Rademann, einer der drei Vorsitzenden des Chors, „außerdem ist unser Konzept außergewöhnlich und wir sind verdammt gut.“

Seine Texte komponiert der Chor selbst

Das Konzept der Rosa Note besteht darin, auf mehr oder weniger bekannte Melodien eigene Texte zu dichten. Immer zu einem übergeordneten Thema, so dass am Ende daraus ein einstündiges Programm mit rotem Faden wird. Das gegenwärtig aktuelle Stück handelt vom Alltag eines Friseurs und heißt „Waschen Legen Stöhnen“. Die Texte für die Sangeskünstler der Rosa Note verfasst der sechsköpfige, künstlerische Beirat des Chors. In „Choralverkehr“ erwartet die Zuschauer demnächst eine Adaption von Freddy Mercurys Bohemian Rhapsody. Der Termin für die Premiere steht aber noch nicht fest.

Die Idee zum Chor hatte Ulrich Jäger. Zunächst probten die Sangeswilligen im Liberalen Zentrum, während andere ihren Kaffee tranken. Mit der Zeit entwickelte sich der Chor. Nach Schließung des Zentrums durften sie in Lauras Club proben. Seit der Eröffnung des Schwul-Lesbischen Zentrums Weißenburg im Jahr 1996 hat die Rosa Note dort ihr Hauptquartier. Wer beim Chor mitmachen will, der muss nicht nur schwul sein, sondern auch Talent zum Singen haben. Wer beim Vorsingen nicht überzeugt, der wird abgelehnt. Das passiere aber eher selten, sagt Rademann.

Besiegelung des Coming Outs

Für einige Sänger wie Ingo war der Eintritt in den Chor die Besiegelung seines Coming Outs. Seinen Nachnamen behält er lieber für sich, doch seine Erfahrung schildert er gerne: „Nachdem Coming Out fühlte ich mich zwar auf der einen Seite befreit, aber das Leben als Schwuler in der Öffentlichkeit habe ich nie gelernt. Auf der Bühne ist man in der Öffentlichkeit, aber gleichzeitig geschützt in der Gruppe.“

Steckbrief der Rosa Note

Anschrift: Weißenburgstaße 28a, 70180 Stuttgart Telefon: 0711/640 33 98 Mail: kontakt@rosanote.de Homepage: www.rosanote.de Vorsitzende: Amadeus Hoffmann, Oliver Rademann und Ralf Feuerstein Gründungsjahr: 1991 Mitgliederzahl: 35

Weitere Vereine in Stuttgart sind im Vereinswegweiser der Stadt Stuttgart zu finden.