Wenn sich fünf der gefragtesten Session-Musiker zusammentun, kann man was erleben – so wie bei den Sons of Apollo, die auf höchstem Niveau Rock, Fusion-Jazz und Metal miteinander verbinden.

Stuttgart - Selten kommen Rock und Fusion-Jazz zu einem so intensiven tête-à-tête wie am Freitagabend im Club im Wizemann: Unter dem Namen Sons of Apollo versammeln sich fünf illustre Rockmusiker mit langer Erfahrung in unterschiedlichen Konstellationen. Der Besuch lohnt sich allein wegen dem früheren Dream Theater-Drummer Mike Portnoy, der einen harten Beat schlägt wie einst John Bonham bei Led Zeppelin, denselben Beat aber zugleich permanent nach Belieben umspielt und auskontert, dass einem schwindlig werden kann. Als nicht minder beeindruckend erweist sich der Bassist Billy Sheehan, seit seinen Auftritten mit der David Lee Roth-Band in den 80ern berühmt für seine aberwitzigen Kabinettstückchen und seinen elastischen Sound.

 

Der Gitarrist Ron Thal ist ein Flitzefinger, der gerne auch mal nur Geräusche produziert. Er spielt harte Riffs und unter anderem auch die „Pink Panther“-Soloeinlage, die noch aus seinen Zeiten als Aushilfe bei Guns N’Roses stammt, wobei er das Thema in flirrenden Skalen und erdigen Blues-Licks aufgehen lässt. Der Keyboarder Derek Sherinian ist ein Meister der Schweineorgel und intoniert in seinem Soloteil auf den Tasten tatsächlich „Eruption“, das Parade-Gitarrensolo, mit dem Eddie Van Halen Ende der 70er eine neue Ära einläutete.

Der Höhepunkt: ein 20-minütiger Jam

Der Sänger Jeff Scott Soto hat als Stimme das, was früher gerne als „Rockröhre“ bezeichnet wurde, inzwischen aber vom Tenor zu einem kraftvollen Bariton gefunden. Er gibt sich keine Blöße, peitscht die Leute auf, lässt sie mit- und nachsingen und huldigt an einer Stelle Freddie Mercury, indem er die einander überlagernden Gesangsechos im Mittelteil des Queen-Titels „Prophet’s Song“ imitiert.

Die Sons of Apollo machen mächtig Alarm mit Material von ihrem Debütalbum, das ebenso plakativ betitelt ist („Psychotic Symphony”) wie die Songs: „God of the Sun“, „Sign of the Times“, „Labyrinth”. Auch wenn der Sound ein wenig verwaschen bleibt und nie ganz die Transparenz erreicht, die man sich bei diesem Niveau wünschen würde, ist das Publikum bei der Sache wie einst im Mai, als diese Form progressiver Rockmusik aus der Taufe gehoben wurde. Zur herausragenden Sequenz des Abends wird ein rund 20-minütiger Jam, bei dem die Musiker sich die Bälle zuspielen, oft in atemberaubender Geschwindigkeit, mit irren Rhythmen experimentieren und harmonische Grenzen ausloten.

Soto besteht manchen Test

Natürlich haben sie auch Material von Dream Theater im Programm, der New Yorker Metal-Fusion-Combo, die Portnoy einst mitbegründet hat – und „Lines in the Sand“ vom Album „Falling into Infinity“ (1998), auf dem auch Sherinian dabei war, klingt roher, saftiger und weniger überproduziert als in der Studiofassung. Soto fährt hier seine Männerstimme aus und besteht des Test ebenso wie kurz darauf beim Van Halen-Cover „And the Cradle will Rock“. Das Publikum ist aus dem Häuschen: Es hat in intimem Rahmen wahren Meistern bei der Arbeit zugeschaut, die sich kein bisschen als Supergroup gerieren, sondern wie Stars zum Anfassen.