Die Stuttgart Reds sind in die Baseball-Bundesliga aufgestiegen. Doch nach vier Spielen warten sie noch immer auf den ersten Sieg.

Stuttgart - Ganz so haben sich die Stuttgart Reds ihre Heimpremiere in der Baseball-Bundesliga nicht vorgestellt. Was sich zunächst einmal auf die Rahmenbedingungen bezog. Sieben Grad, plus immerhin, und ein kalter Wind lagen über Cannstatt, dennoch kamen mehr als 350 Zuschauer zur Spielstätte auf dem Schnarrenberg. Die Fans feuerten ihre Mannschaft in der Kälte fünf Stunden lang an – geholfen hat das aber nichts. Die Reds verloren am vergangenen Wochenende beide Spiele gegen den ehemaligen Deutschen Meister aus Mainz (4:7 und 1:3).

 

„Man hat gesehen, dass unser Team nah an der Leistungsspitze des deutschen Baseballs spielen kann“, sagte der Cheftrainer Bret Helenius, ein New Yorker mit irischen Wurzeln dennoch. Und der Abteilungsleiter Christoph Manske fügte hinzu: „Wir hatten auch in diesen beiden Spielen gegen starke Mainzer unsere Siegchancen.“ Aber letztlich blieb für den Aufsteiger aus der vergangenen Saison nichts – außer einem erneuten Schulterklopfen für die gute Leistung gegen den Ligakonkurrenten Mainz.

Zweimal geschlagen

Bereits vor einer Woche mussten sich die Reds beim Saisonauftakt in Haar bei München zweimal geschlagen geben (9:10 und 5:6); vor allem der Mangel an Alternativen auf der Werferposition für Germain Brunswick war mit ein Grund. Obwohl die Stuttgarter in beiden Spielen gegen Ende in Führung lagen, konnten die Gegner im letzten Abschnitt noch den Ausgleich erzielen. Und die Verlängerung brachte schließlich zwei knappe Siege – da machte sich auch die mangelnde Erfahrung bemerkbar.

Bereits vor Saisonbeginn hat der Trainer Bret Helenius geahnt, dass es sein Team in der neuen Liga nicht einfach haben wird: „Wir haben sowohl Spieler mit viel Erfahrung als auch sehr junge Spieler, die dementsprechend noch einige Fehler machen“, sagte Helenius. „Das erste Jahr in der Bundesliga wird daher sehr schwer für uns, aber wir sind bereit.“

Primäres Ziel ist der Klassenverbleib, dazu ist der vorletzte Platz nötig, wenn alles gut läuft, will die Mannschaft sogar in die Play-offs, wozu Platz vier nötig wäre. Ein ambitioniertes Ziel. Deshalb wurde zuletzt auch noch der aus Kanada stammende Brite Aaron Hornostaj verpflichtet. Der 28-jährige Infielder hatte seit 2001 für die San Francisco Giants acht Jahre lang professionell Baseball gespielt, war dann in die erste französische Liga zu den Rouen Huskies gewechselt und spielte 2011 für die Valencia Astros in der ersten spanischen Liga. Der Kontakt bestand schon seit 2010, als Hornostaj mit der britischen Nationalmannschaft in Stuttgart bei der Baseball-EM gespielt hatte.

Wechsel von Valencia

Er arbeitet hier, zudem wollte er die Trainerlaufbahn einschlagen, und wird seine Erfahrung praktischerweise in die Nachwuchsarbeit der Reds einbringen. Die Stadt, der Verein und die Trainingsbedingungen gefielen Aaron Hornostaj schon damals, und so musste er nicht lange überlegen und stimmte dem Wechsel von Valencia sofort zu. Gegen die Mainz Athletics gelangen ihm in der Offensive zwei Hits, mit welchen er unter anderem den einzigen Punkt im zweiten Spiel schlagen konnte.

Bei der Spielerauswahl ging es Helenius nicht nur um die Leistung: „Ausschlaggebend war, dass sie teamfähig sind und zur Weiterentwicklung von Jugendspielern beitragen können.“ So war der Kader mit Hagen Rätz und den Nationalspielern Markus Winkler sowie Richard Olson aus Australien verstärkt worden. Zumindest auf dem Papier, bis das Verletzungspech zuschlug. Der für die Stuttgarter wichtige Nationalwerfer Markus Winkler musste bisher aufgrund von Rückenproblemen pausieren und kam über Ostern zunächst einmal mit der zweiten Mannschaft bei einem Vorbereitungsturnier zum Einsatz.

Auf den zweiten Werfer, Marcel Hering, musste beim Auswärtsspiel ebenfalls verzichtet werden, da er sich nach einer Schulterverletzung erst im Aufbautraining befand. Am Samstag wagte sich Marcel Hering allerdings nach zwei Monaten Pause überraschend wieder auf den Wurfhügel.

Hiobsbotschaft

Doch prompt folgte die nächste Hiobsbotschaft. Unglücklicherweise brach er sich im zweiten Spiel bei einer Defensivaktion den Mittelfinger der linken Hand. „Ohne Winkler und Hering gehen uns am Ende der Spiele die Werfer aus“, sagt der Trainer Helenius. „Ich hoffe, dass ich ihn am Wochenende mit gebrochenem Finger zumindest als Ersatzwerfer mit einem Spezialhandschuh einsetzen kann.“

Nicht dass sich der Chefcoach (und sein Assistent) wie in Haar sogar selbst auf den Wurfhügel stellen müssen. „Es ist eine Weile her, dass ich auf hohem Niveau geworfen habe“, sagte der 37-Jährige Bret Helenius, der in den USA semiprofessionell Baseball gespielt hatte. Auch wenn den Reds bisher kein Sieg gelang, so ist ihr Co-Trainer trotzdem mit der Leistung zufrieden: „Wir haben gezeigt, dass wir mit den anderen Mannschaften durchaus mithalten können und nicht untergehen“, sagt Michael Antczak. „Wir hatten in allen vier Spielen die Chance zu gewinnen, aber wir haben Fehler gemacht, die in dieser Spielklasse einfach sofort bestraft werden.“ Sobald Winkler und Hering wieder einsatzfähig sind, soll sich der Wind aber drehen.