Gregor Kobel muss um seinen Stammplatz im Tor des VfB Stuttgart bangen, da Fabian Bredlow gut gehalten hat und Trainer Tim Walter keine Garantie für die Position zwischen den Pfosten ausspricht. Dafür hat der Coach gute Gründe.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Es sind noch zwei Übungseinheiten zu absolvieren, ehe das Spiel des VfB Stuttgart am Montag (20.30 Uhr/Liveticker) beim SV Darmstadt 98 angepfiffen wird. Im Grunde bleibt also nur noch wenig Zeit, doch Tim Walter will sie abwarten und er wird dabei immer wieder genau auf die Torhüter schauen. Denn der 44-Jährige will nach den letzten Trainingseindrücken entscheiden, wie es so schön im Fußballjargon heißt. Fabian Bredlow oder Gregor Kobel – wer steht im Tor des Zweitligisten? Das ist die Frage, die der Chefcoach aufgeworfen hat.

 

Auf den ersten Blick kommt die Frage aus dem Nichts. Bereits am vergangenen Montag wunderte sich so mancher Stadiongänger, warum Kobel gegen den 1. FC Nürnberg (3:1) nicht den Posten zwischen den Pfosten einnahm. Okay, der Schweizer war in den Tagen zuvor angeschlagen gewesen. Eine Oberschenkelprellung. Es ließ sich also noch erklären, dass Bredlows Name als Erstes auf dem Spielberichtsbogen auftauchte. Kobel saß jedoch auf der Bank – was letztlich bedeutete, dass der 22-Jährige einsatzfähig war.

Tim Walter will den Konkurrenzkampf

Nun muss Kobel um seinen Stammplatz bangen, obwohl er vollkommen fit ist. „Fabian Bredlow hat seinen Job gut erledigt“, sagt Walter, „jetzt geht es einfach darum, ob man eine gute Leistung im Spiel belohnt.“ Dieses Lob wird der bisherige Ersatzmann gerne hören, da es mit der Chance verbunden ist, noch mehr Spielzeit zu erhalten. Denn bisher waren die Verhältnisse klar. Kobel war die Nummer eins. Diesen Anspruch erhob die Leihgabe von 1899 Hoffenheim gleich nach seiner Ankunft beim VfB. Der Junioren-Nationaltorhüter untermauerte diesen anschließend mit guten Leistungen. Dies wird ihm auch von Walter attestiert. Nur: Für den Trainer gilt der gelebte Konkurrenzkampf – auf allen Positionen.

Walter mag nicht die Europapokal-erprobten Mario Gomez, Holger Badstuber oder Gonzalo Castro in manchen Begegnungen draußen lassen und Kobel eine Einsatzgarantie aussprechen. Das passt für ihn nicht. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, Kobel weiter das Vertrauen auszusprechen. Dennoch will der Trainer den augenblicklichen Zustand nicht als grundsätzlichen Zweifel am eidgenössischen Torwarttalent verstanden wissen. Sondern: „Ich muss entscheiden, was bringt dir für unser Spiel mehr?“

Zwei Dinge unterscheiden die Torhüter

So lautet die Frage, mit der sich der Coach beschäftigt. Die Unterschiede zwischen Kobel und Bredlow macht er an zwei Punkten fest: „Präsenz und das Spiel schnell machen.“ Der frühere Nürnberger Bredlow zeigte sich diesbezüglich zuletzt offenbar stärker als Kobel, der schon für den FC Augsburg in der Bundesliga gespielt hat. Als Libero mit Handschuhen wurde der ambitionierte Kobel geholt, da er nicht nur sein Handwerk versteht, sondern ebenso mit den Füßen ordentlich mitspielen kann. Eine Anforderung, die Walter stellt.

Bei der Niederlage in Sandhausen (und auch schon zuvor) zeigte der Schweizer, der von seinen Kollegen und sich sportlich viel verlangt, jedoch leichte Schwächen. Bredlow hat dagegen jedes Mal bewiesen, dass auf ihn Verlass ist, wenn er aufgeboten wird. In zwei Pokalpartien war das bisher der Fall sowie in zwei Ligaspielen. Gegen die SpVgg Greuther Fürth wurde der 24-Jährige für den verletzten Kobel eingewechselt, gegen seinen Ex-Club aus Franken spielte er durch – und alle vier Begegnungen gewann der VfB.

Als Argument für Bredlow dient die Bilanz aber kaum, da Kobel keine Reihe von torwarttypischen Fehlern anzukreiden ist. Dennoch liebäugelt Walter offenbar mit einem Torwartwechsel – was unter Trainern oft eine Bauchentscheidung ist.