Sie lieben den Hefezopf, aber nur mit einem Haufen Butter drin: 21 Jahre nach ihrem Radiotod feiern Frau Kächele und Frau Peters, die wilden Schwabenweiber, mit einer Bühnenshow ihr Comeback. Das Jägerhaus in Untertürkheim tobte.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Hefezopf-Fans sagen, es sei das schwäbische Comeback des Jahres. Schwertgosch reloaded: 21 Jahre nach ihrem Radiotod melden sich Frau Kächele und Frau Peters zurück. Und sie sind nun sogar mutig genug, sich dafür auf eine Bühne zu stellen. Früher haben sie’s nie getan. Endlich kann die Schwabenwelt prüfen, ob zu den schrillen Stimmen echte Radiogesichter gehören. Und siehe da! Man kann sie vorzeigen! Ihr Mimikspiel ist viel zu gut, um in einem Funkhaus-Studio versteckt zu werden. Davon hat sich das begeisterte und immer wieder laut lachende Publikum in dem zur Premiere ausverkauften Jägerhaus in Untertürkheim überzeugen können.

 

Die schrägen Dialoge der überdrehten Alten stammen aus einer Zeit, als es noch ein „Radio für den wilden Süden“ gab. So lautete der Slogan von SDR 3. Für diesen Sender haben die beiden Schwäbinnen, die den Hefezopf liebten, aber nur „mit einem Haufen Butter drin“, von 1986 bis 1998 in etwa 800 Radiospots unter anderem einen BH mit Ventilator erfunden und darüber nachgedacht, wer in der Hölle über die Kehrwoche wacht.

Im Herbst feiert das Jägerhaus den 120. Geburtstag

Teflon Fonfara, der geistige Vater der Unvergessenen, hat fürs Erinnern an seinen größten Erfolg die Musikerin und Schauspielerin Babs Steinbock, die seit 1997 als Mitglied der Kultband Cleanin’ Women in der Stadt sauber macht, an seine Seite geholt. Unter der schwarzen Perücke spielt die Teilzeit-Wirtin des Jägerhauses (immer am ersten Wochenende im Monat öffnet das Traditionslokal, das im Herbst 120 Jahre alt wird) die Frau Kächele so locker und beschwingt, als sei sie schon immer die knitze und schlaue Schwäbin gewesen, die ihre liebe Not hat mit der einfältigen Frau Peters. Dass Frau Peters nicht ganz so helle ist wie ihre schulterlange Mähne, zeigt sich auch noch nach der Show. Während Babs Steinbock ihre Perücke absetzt, will dies Teflon Fonfara einfach nicht gelingen. Im Publikum gesehen: die Kabarettistin Sabine Schief, der Autor Olaf Nägele, die Fotokünstlerin Birgit Unterweger. Auch Äffle & Pferdle-Autor Heiko Volz ist dabei und trägt seinen Lieblingsdialog vor, den er noch immer auswendig kann: „Sie Frau Peters, ihr Tiger hat mir s kloine Fingerle abbissa! - Leget se s an Dellerrand, Frau Kächele.“

Am 26. Juni Auftritt im Stuttgarter Dreigroschentheater

Einst hat der geistige Vater des Schwabenduos, das fast so bekannt war wie Äffle und Pferdle, beide Stimmen daheim auf den Kassettenrekorder eingesprochen und technisch verändert. Sodann bra chte Fonfara die Kassetten ins Funkhaus, wo die Geschichten unbearbeitet gesendet wurden. Mit der Fusion 1998 endete die Radiokarriere des Hefezopfs mit einem Haufen Butter drin. Die Comedy-Hoheit von SWR 3 lag von nun an in Baden-Baden. Dort wollte man die wilden Südweiber nicht mehr. Jetzt touren Fonfara und die neue Kollegin mit Originalsketchen der 1980er und 1990er durch schwäbische Theaterbühnen (am 26. Juni im Dreigroschentheater), und man ist überrascht, wie aktuell vieles geblieben ist, etwa mit dem Ozonloch und dem Klima. Der Zeitungskritiker braucht nur einen Satz, um alles über dieses Comeback zu sagen: So viel Unfug macht nur Sinn mit einem Haufen Butter drin!