Das Ziel war gut: Einen Abend lang wollte das ZDF die Schicksale der Flüchtlinge in den Mittelpunkt rücken. Doch das Ergebnis war gruselig. Vor allem Johannes B. Kerner. Eine Glosse von StZ-Kulturredakteur Tim Schleider.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Ich habe es wirklich versucht. Man musste es ja versuchen. Was kann man anderes tun, als zuzuschauen, wenn das ZDF einen ganzen Abend live „die Flüchtlinge“ in den Mittelpunkt rückt, ihr Schicksal, ihre Nöte, und wie Deutschland ihnen hilft. Da wird das öffentlich-rechtliche Fernsehen schließlich seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht, zeigt Flagge, tritt für das Gute ein!

 

Ich habe versucht, zuzusehen. Es ging nicht. Diese Art von mit Klavierklimpern unterlegtem Betroffenheits-Erregungszauber mag kurzfristig die Spendensummen hochtreiben – wird aber in sich zusammenpupsen wie ein halbgares Soufflé, sobald in der neuen deutschen Einwanderungsgesellschaft irgendwo die nicht sofort durch Geld, Wasserflaschen und Stofftiere lösbaren Probleme des Alltags auftauchen. Und sie werden auftauchen, keine Frage. Die Botschaft der ZDF-Show war vor allem diese: Johannes Kerner ist ein guter Mensch. Und die vielen anderen Promis erst recht! Nein, es ging nicht, das Zusehen. Nach zwanzig Minuten hatte ich den Wunsch, auf den Verkaufssender HSE umzuschalten. Da verkaufte Sarah Kern großgemusterte Jacken zu hautengen Jeans. Mir kam das alles sehr viel ehrlicher vor.