Es ist richtig und wichtig, dass Bosch vertrauliche Unterlagen zur Aufarbeitung des Dieselskandals an das Landgericht Stuttgart offenlegen muss, meint Thomas Thieme.

Stuttgart - Bosch muss nach Ansicht des Landgerichts brisante Unterlagen freigeben. Die Meinungen über diesen Erfolg für die Kläger gegen VW & Co. gehen auseinander: Ist es bloß ein vernachlässigbarer Zwischenschritt auf einem Nebenschauplatz im Zuge der juristischen Aufarbeitung in der Dieselaffäre? Oder könnten diese Dokumente womöglich ein Fenster öffnen, dass Licht ins Dunkel des milliardenschweren Betrugsskandals um manipulierte Abgaswerte bringt? Es lassen sich, je nachdem, wen man fragt, für beide Sichtweisen schlüssige Argumente finden.

 

Doch schon allein deshalb, weil die letztgenannte Variante zutreffen könnte, ist die Entscheidung des Landgerichts zu begrüßen. Im Übrigen wurden die umstrittenen Unterlagen schon im US-Verfahren präsentiert. Bosch nimmt, die Schuldfrage sei hier ausdrücklich ausgeklammert, eine Schlüsselposition im Abgasskandal ein. Ohne die Basistechnik aus den Forschungslaboren des Konzerns wäre es dem Volkswagen-Konzern nicht möglich gewesen, millionenfach Dieselmotoren so zu manipulieren, dass sie im Regelbetrieb mehr Abgase ausstoßen als auf dem Prüfstand. Dadurch wurden die eigenen Kunden betrogen sowie Umwelt- und Gesundheitsschäden in Kauf genommen.

Konzerne haben sich zur Aufklärung bekannt

Ein mehr oder weniger großer Kreis von Eingeweihten bei Bosch muss genau gewusst haben, wozu die Steuerungsgeräte missbraucht werden können. Das belegt schon der Wunsch, von jeglicher Haftung freigestellt zu werden. Wie alle involvierten Konzerne hat sich auch Bosch offen zur Aufklärung bekannt – dazu gehört größtmögliche Transparenz. Das ist das Mindeste, was geprellte Kunden, Anleger und Beschäftigte des Stiftungsunternehmens erwarten dürfen. Also: Karten auf den Tisch!