Mit einem Festakt ist der Bürgermeister Dieter Hofmann offiziell verabschiedet worden.

Rutesheim - Dass man auch als Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt trotzdem noch ein Kind ist, wenn man Eltern hat, durfte Dieter Hofmann bei seinem Abschied tief gerührt erfahren. Als die zahlreichen Gäste sich schon auf das musikalische Abschlussstück des Festaktes eingestellt hatten, betrat ganz unerwartet ein rüstiger Senior das Rednerpult in der örtlichen Bühlhalle, sodass der Zeremoniemeister, der Rutesheimer Erste Beigeordnete Martin Killinger, schnell den Festablauf ändern musste.

 

Ein bisschen mit Wehmut sehe er, dass die 16 Jahre nun zu Ende seien, aber andererseits freue es ihn sehr, dass der Amtsinhaber sie gut überstanden hat, meinte der Redner und schloss mit dem Text von Dietrich Bonhoeffer: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Der Überraschungsredner war der Vater des scheidenden Bürgermeisters, der 92-jährige Richard Hofmann, dem die Gäste den längsten Beifall für seine kurze, herzberührende Rede zollten.

Natürlich gab es auch Beifall für den Böblinger Landrat Roland Bernhard, der den Bürgermeister Dieter Hofmann offiziell nach zwei Amtsperioden verabschiedete. Und das, obwohl er sich an die russische Volksweisheit hielt: „Lob ist des Mannes Untergang.“ Dabei weigerte er sich konsequent, Hofmann zu loben, dafür dass in seiner Amtszeit Rutesheim zu einer dynamischen und lebendigen Stadt mit hoher Lebensqualität wurde. Ebenso „wollte“ Bernhard den Bürgermeister nicht loben, dass in dessen Zeit 167 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert wurden und die Stadt trotzdem schuldenfrei und mit einer respektablen Rücklage dasteht.

Lob aus dem Gemeinderat

„Kein Lob“ vom Landrat gab es auch dafür, dass die jüngste Stadt im Kreis vielfältige Einrichtungen für ihre Bürger und die aus den Nachbarorten bietet, dass sich die Verkehrsinfrastruktur verbessert hat und sich nicht zuletzt der gesellschaftliche Zusammenhalt im Ort gestärkt hat. Bernhard musste erkennen: „Eine fabelhafte Bilanz für zwei Amtszeiten – für all diese Leistungen muss ich Sie eigentlich loben.“

Keine Probleme damit, den scheidenden Bürgermeister zu loben, hatte Wolfgang Diehm, der stellvertretende Bürgermeister, als Vertreter des Gemeinderates. „Rutesheim hat eine rasante Entwicklung in ganz vielen Bereichen erlebt“, so Diehm. Dabei sei es möglich gewesen, die vom Vorgänger Wilfried Reichert übernommene solide Finanzausstattung, weiter zu verbessern, was Spielraum für künftige Vorhaben eröffne. Hoch schätzte der Gemeinderat die Offenheit und Transparenz, die die 16 Jahre gekennzeichnet hätten und den respektvollen Umgang miteinander, auch wenn man unterschiedlicher Meinung war. Als Überraschung hatte Wolfgang Diehm eine besondere Urkunde mit dabei: In Würdigung seiner Verdienste um Rutesheim verlieh der Gemeinderat Dieter Hofmann die Ehrenbürgerschaft der Stadt.

Die gute kollegiale Zusammenarbeit mit Dieter Hoffman würdigte der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler, als Vertreter des Böblinger Kreisverbandes des Gemeindetags Baden-Württemberg und der Bürgermeistervereinigung. Er würdigte auch die Verdienste der „unbezahlten und unbezahlbaren Ratgeberin des Bürgermeisters Dieter Hofmann“, seiner Ehefrau Daniela, die ihm zusammen mit den beiden Kindern immer den Rücken gestärkt habe.

Die Leidenschaft, mit der sich der Bürgermeister für die Belange aller Schulen im Ort eingesetzt hat, hob der Leiter des Rutesheimer Gymnasiums, Jürgen Schwartz, hervor. „Aus der Sicht der Schulen können wir ihm ein gutes Zeugnis ausstellen.“

„Ich war gerne Ihr Bürgermeister“

Die gute Zusammenarbeit mit den Kirchen, hob die Pfarrerin Angelika Rühle hervor, während Volker Epple von der SKV Rutesheim die Wertschätzung Dieter Hofmanns für das Ehrenamt lobte. Der Garant für 16 erfolgreiche Jahre seien das Vertrauen in die Mitarbeiter und die gute Zusammenarbeit mit ihnen gewesen, sagte Mechthild Hagemeier-Beck als Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung.

„Ich war gerne Ihr Bürgermeister“, bekannte Dieter Hofmann zum Abschluss. Es sei einer der interessantesten Berufe, denn es gebe nur wenige mit so viel Gestaltungsspielraum, wo man die Früchte seiner Arbeit so unmittelbar sehen und erleben könne. Die Erfolge der Vergangenheit seien ein Gemeinschaftswerk vieler Beteiligter. Neben der Verleihung des Ehrenbürgerrechts fühle er sich auch durch das Lob des Rutesheimer Urgesteins Eugen Konz geehrt, der meinte: „S’war trotzdem recht gwä!“, so Hofmann. „Der Bürgermeister geht jetzt, aber der Mensch bleibt in Rutesheim“, sagte Hofmann. Und er freue sich auf jede Begegnung mit Menschen, die in ihm nicht nur den Bürgermeister gesehen hätten. „Ich habe mir vorgenommen, zum künftigen Stadtgeschehen eine mittlere Distanz einzunehmen und mich jeder Kommentierung aktueller Vorgänge zu enthalten“, versprach Dieter Hofmann.

Den musikalischen Part des Festaktes haben die Gruppe „High Voltage“ der Realschule (Leitung Andreas Serr) und die Big Band des Gymnasiums (Leitung Michael Friedinger) gekonnt gestaltet.