Den Freiberger Bürgermeister Dirk Schaible zieht es an den Bodensee: er will dort Landrat werden. Der 49-Jährige rechnet sich gute Chancen aus – und weiß, dass seine Kandidatur nicht jedem in seiner Stadt gefällt.

Freiberg/Neckar - Der Freiberger Bürgermeister Dirk Schaible hat am Donnerstag überraschend bekannt gegeben, dass er im März bei der Landratswahl in Konstanz antritt. Sollte Schaible sich durchsetzen, steht die Stadt bereits im Mai ohne Bürgermeister da. Der 49-Jährige rechnet sich gute Chancen aus. „Sonst würde ich es nicht versuchen“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Er sei nicht auf der Flucht, aber ihn reize die Herausforderung in einer „hochattraktiven Region“. Nach intensiver Beratung mit seinen vier Kindern und seiner Frau habe er sich daher kurz vor Weihnachten entschieden, „den Hut in den Ring zu werfen“.

 

Der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle (CDU) ist seit 1997 im Amt und erklärte kürzlich, dass er nicht erneut antritt. Neben Schaible gibt es einen weiteren Bewerber: Zeno Danner, zurzeit Vize-Landrat in Calw. Dort hatte einst auch Schaibles Karriere in der Kommunalpolitik bekonnen.

Seit 2008 Bürgermeister in Freiberg

Bis 2003 war der gebürtige Calwer persönlicher Referent des Calwer Oberbürgermeisters Werner Spec, bevor er diesem nach Ludwigsburg folgte. 2008 wurde der Diplom-Verwaltungswirt Bürgermeister in Freiberg und 2016 mit fast 95 Prozent der Stimmen bestätigt. Schaible ist parteilos, sitzt aber für die Freien Wähler im Kreistag – und über die Wählervereinigung kam nun die Verbindung nach Konstanz zustande. Die dortige Fraktion habe ihn im November kontaktiert und gefragt, ob er sich einen Wechsel vorstellen könne, sagt Schaible. „Ich war nicht aktiv auf Jobsuche.“

Manche Gemeinderäte sind sprachlos

Bis zum 25. März hat er Zeit, die anderen Fraktionen von sich zu überzeugen: Der Landrat wird nicht von den Bürgern, sondern vom Kreistag gewählt. Als Bürgermeister ist Schaible beliebt. Als er kam, waren Verwaltung und Gemeiderat zerstritten, mehrere Lager bekämpften sich, es herrschte Stillstand. „Ich denke, dass auch ich meinen Teil dazu beigetragen habe, dass alle wieder an einem Strang ziehen“, sagt Schaible, der weiß, dass er mit seiner Kandidatur einen Teil seiner Popularität in Freiberg riskiert. „Mir ist klar, dass meine Entscheidung geteilte Reaktionen hervorrufen wird.“ Ute Kienzle, die Fraktionschefin der Freien Wähler, erklärt, sie sei „sprachlos“ gewesen, als sie von Schaibles Plänen erfahren habe. „Für die Stadt tut es mir sehr leid“, denn die Verdienste des 49-Jährigen seien groß. Klaus-Peter Bakalorz (SPD) sieht den möglichen Abgang kritischer: Angesichts von großen Projekten wie dem 80-Millionen-Neubau der Oscar-Paret-Schule hätte sich seine Fraktion Kontinuität gewünscht. „Was man anfängt, sollte man auch zu Ende führen.“

Der Landkreis Konstanz ist mit 284 000 Einwohnern deutlich kleiner als das Ludwigsburger Pendant. Wie auch der Region Stuttgart geht es der Region um die Kreisstadt Konstanz wirtschaftlich vergleichsweise gut, die Stadt verfügt über zwei renommierte Hochschulen.