Die Freiflächen erhöhen einerseits die Aufenthaltsqualität im Strohgäu, wie in Gerlingen (vorne) und Ditzingen (im Hintergrund). Andererseits schränken sie die Kommunen in ihrer Entwicklung ein.

Ditzingen - Der Blick ist nach vorne gerichtet, natürlich. Das ist bei geplanten Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 29 Millionen Euro vergleichsweise leicht. Vor allem aber hatten sich die Ditzinger Stadträte und die Verwaltung im zu Ende gegangenen Jahr gemeinsam versichert, gut zusammengearbeitet zu haben und dies auch weiterhin so halten zu wollen. Dabei hob der Oberbürgermeister Michael Makurath die grundsätzliche Geschlossenheit hervor, mit der der Gemeinderat vor allem die Beschlüsse zur Flüchtlingsunterbringung gefasst hatte.

 

Diese gemeinsame Haltung, so der Rathauschef, erleichtere es der Verwaltung, dies umzusetzen und in der Diskussion mit den Bürgern auch zu vertreten. Denn klar ist, dass der Bau der Flüchtlingsunterkünfte – sie werden in allen Ortsteilen entstehen – nicht überall auf Zustimmung stößt und möglicherweise nicht alles so reibungslos verlaufen wird, wie sich das alle wünschen, und die Ehrenamtlichen der Stadt – ob es die Familienpaten der Bürgerstiftung oder des Arbeitskreises Asyl sind – ermöglichen können.

50 Jahre Stadt, 40 Jahre Große Kreisstadt

Die Unsicherheit bleibt, bei dem einen mehr, beim anderen weniger. Das wurde in den Haushaltsreden der Fraktionen in der letzten Sitzung des Gemeinderats vor Weihnachten deutlich. Aber vielleicht ist es gerade diese Mischung aus Zurückhaltung und Skepsis auf der einen, Zuversicht und Optimismus auf der anderen Seite, da auch den Ditzinger Gemeinderat zu einem ernsthaften Gremium einer Stadt macht, die in diesem Jahr doppelten Grund zum Feiern hat: Vor 50 Jahren wurde Ditzingen zur Stadt erhoben, vor 40 Jahren wurde es zur Großen Kreisstadt.

Bereits im Juni hatten die Stadträte ein Budget in Höhe von 77 000 Euro für das Festprogramm gebilligt. Verschiedene Veranstaltungen werden sich rund um das zentrale Festwochenende Ende Juni gruppieren. Ob Theater, Kino oder die Teilnahme am Lichtkunstprojekt der Kulturregion Stuttgart – kulturelle Veranstaltungen prägen das Jubiläumsjahr. Und es wird zu diesem Anlass ein Buch zur Ortsgeschichte geben. Dafür verantwortlich ist Herbert Hoffman, der langjährigen Stadtarchivar, Museumsleiter und Kenner der Ortsgeschichte wie es wohl keinen zweiten gibt. Die Präsentation des Buchs ist ebenfalls für die Jahresmitte geplant.

Mit dem Wirtschaftswachstum wächst das kulturelle Leben

So wenig sich die Strohgäu-Kommunen in ihrer Entwicklung im Detail gleichen, so gleichen sie sich doch in einem: Mit dem Wirtschaftswachstum und der damit verbundenen städtebaulichen Erweiterung ging die Erweiterung des kulturellen Lebens einher. Seit der Stadterhebung im Jahr 1966 entstanden in Ditzingen mehr als 70 Vereine. 1976 rückte die Stadt in die Riege der Großen Kreisstädte auf, die bisher selbstständigen Ortschaften Heimerdingen, Hirschlanden und Schöckingen wurden mit Ditzingen zusammengeschlossen.

Im Wissen um die Vergangenheit und mit dem Verweis auf die Folgen des Balkankriegs in den 1990er Jahren hatte der Oberbürgermeister Michael Makurath mehrfach für Zuversicht im Umgang mit den hinzukommenden Flüchtlingen geworben. Vor diesem Hintergrund muss sich der Gemeinderat zusätzlich jenen Themen widmen, die im vergangenen Jahr angestoßen wurden: Schulentwicklung, Kinderbetreuung, Schaffung bezahlbaren Wohnraums in einer prosperierenden Wirtschaftsregion. Doch so viele Gründe Ditzingen auch hat zu feiern – so wenig unterscheidet sie sich in der Bewältigung dieser Aufgaben von den anderen Strohgäu-Kommunen.