Die türkisch-islamische Gemeinde hat in einem Mehrfamilienhaus nahe der Autobahn eigene Gebetsräume. Die Stadt will das Gebäude abreißen. Seit vielen Jahren sind deshalb beide Seiten auf der Suche nach einem Ersatz. Der scheint nun gefunden.

Es sind die Worte eines einzelnen Ditzingers gewesen, die zudem lediglich am Rande einer Bürgerversammlung zum geplanten Bau der Moschee fielen. Und doch brachten sie die Atmosphäre des Abends auf den Punkt: „Ich bin immer noch dagegen, aber so ist’s jetzt schon recht.“

 

Drei Aspekte vorab intensiv diskutiert

Rund hundert Bürger waren am Mittwoch zur zweiten Informationsveranstaltung in den Bürgersaal gekommen. Im Mai waren die Pläne erstmals öffentlich vorgestellt worden. In einer zweiten Runde informierte die Stadt nun über die modifizierten Pläne. Darin aufgenommen waren die Anregungen aus der ersten Bürgerinformation sowie die Forderungen des Gemeinderats. „Dass der Plan einen Kompromiss darstellt, wissen wir alle“, sagte der Bürgermeister Ulrich Bahmer zu Beginn. Gleichwohl seien die Gespräche mit dem Verein, den Anwohnern und dem Gemeinderat im Konsens verlaufen.

Sowohl unter den Bürgern als auch im Gemeinderat waren vor allem drei Aspekte intensiv diskutiert worden: das Minarett, die Zahl der Parkplätze sowie mögliche Lärmkonflikte, die von einer Dachterrasse ausgehen könnte. Das Minarett stieß bei den einen grundsätzlich, bei den anderen ob seiner geplanten Höhe von 20 Metern auf Widerstand. Es soll nun auf 15 Meter begrenzt werden, das Verwaltungsgebäude nicht überragen und auch keinen Balkon haben. Es soll ausschließlich symbolischen Charakter haben, der Ruf des Imam soll baulich und technisch ausgeschlossen werden.

Über das gesetzliche Maß hinausgehende Parkplätze sollen in einer weiteren Tiefgeschossebene im Verwaltungsgebäude entstehen. Weitere Parkplätze werden auf einer bisherigen Brache angelegt. Das städtische Grundstück soll auch anderen Vereinen und Organisationen zur Verfügung stehen. Um den Lärm zu minimieren, entfällt die Dachterrasse zugunsten einer Gästewohnung.

Zusätzliche Etage verursacht erhebliche Mehrkosten

Allein das zusätzliche Geschoss für 14 weitere Parkplätze verursacht für den Bauherrn, dem türkisch-islamischen Kulturverein, nach eigenen Angaben zusätzliche Kosten in Höhe von rund 400 000 Euro. Der erste Vorsitzende Hasan Öz türk geht von rund dreieinhalb Millionen Euro Gesamtkosten aus. Dennoch ist Öztürk zufrieden mit dem Kompromiss. „Wenn ich nicht zufrieden wäre, hätte ich es gesagt“, gab er am Tag nach der Bürgerinformation zu verstehen.

Die Verwaltung hatte darauf verwiesen, dass auch Öztürk in seinen Reihen für den Kompromiss habe werben müssen. Ursprünglich hatte sich die Gemeinde eine größere Freifläche gewünscht. Das ist auf dem vergleichsweise kleinen Grundstück aber nicht möglich. Der Gemeinderat hat das letzte Wort, er entscheidet am 8. November.

Wenngleich beide Fachausschüsse des Gemeinderats diese Woche bereits mehrheitlich Zustimmung zu den Plänen signalisiert haben, blieb die CDU laut ihrem Fraktionschef bei ihrer Kritik. Die Christdemokraten hatten angeregt, vergleichbar zu Hemmingen etwa eine leer stehende Immobilie im Gewerbegebiet zu nutzen.

Dass in Hemmingen die Erhöhung des Minaretts beantragt und in Köln nachträglich der Gebetsruf des Imam erlaubt wurde, bestärkte die Kritiker einer Ditzinger Moschee, wie am Mittwoch deutlich wurde. Die Moschee wird ebenso unter dem Ditib-Dachverband entstehen wie die Kölner und Hemminger. Dem hielt Bahmer entgegen, dass mit einer dinglichen Sicherung im Grundbuch getan werde, was man tun könne. Im übrigen sei Ditzingen nicht Köln. „Wir haben größtes Vertrauen in den Verein.“

Kölns Oberbürgermeisterin hatte vor einem Jahr bundesweit Schlagzeilen gemacht, als sie den Gebetsrufe von Moscheen unter Auflagen zuließ. In der islamischen Welt kündigt der Ruf des Muezzins vom Minarett die Zeit zum Gebet an. Fünf Gebete Richtung Mekka am Tag schreibt der Koran vor, das Gemeinschaftsgebet der Männer in der Moschee ist nur freitags Pflicht.

Vertrauen auf beiden Seiten erforderlich

Dass Vertrauen keine Einbahnstraße ist, machte die Verwaltung am Abend an anderer Stelle deutlich. Auf die Frage, ob der Moscheeverein denn Sicherheit habe, die Genehmigung zu erhalten, verwiesen Bürgermeister und Amtsleiter darauf, dass der Gemeinderat zu seinen Beschlüssen stehe und wie in jedem anderen Verfahren die Baugenehmigung erteilt werde, wenn alle Voraussetzungen erfüllt seien.