Der Teigwarenhersteller Bürger wächst wieder. Warum Maultaschen, Pasta, Schupfnudeln & Co. wieder gefragt sind und was die mit Jumbo-Jets gemeinsam haben?

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Ditzingen - Nach einem herben Umsatzverlust durch die Corona-Krise hat das Geschäft beim Teigwarenhersteller Bürger mit Werken am Stammsitz Ditzingen und in Crailsheim wieder angezogen.

 

Die starke Nachfrage vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 hat sogar teils zu Produktionsengpässen geführt, deshalb will Bürger die Produktionsanlagen ausbauen und einzelne Linien weiter automatisieren. In Crailsheim soll in diesem Jahr zudem die neue Kältezentrale in Betrieb gehen, außerdem wurde dort im Sommer mit dem Bau des neuen Logistikzentrums begonnen, das Anfang 2023 fertig sein soll. Mit 45 Millionen Euro sei das die größte Einzelinvestition der Geschichte, teilte Bürger mit.

Mehr als 88 000 Tonnen oder 222 Jumbo-Jets

Der Absatz legte deutlich zu. 2021 produzierte Bürger rund acht Prozent beziehungsweise über 7000 Tonnen mehr Spätzle, Schupfnudeln, Gnocchi, Maultaschen und weitere Pastavariationen – insgesamt waren es 88 622 Tonnen Lebensmittel. Das entspricht dem Gewicht von 222 Jumbo-Jets. „Trotz aller Herausforderungen haben wir das vergangene Geschäftsjahr gut gemeistert“, sagte Firmenchef Martin Bihlmaier. Nach dem Jahr 2020 ohne Mengenzuwachs sei das sehr erfreulich, meinte er mit Blick auf das Absatzplus.

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Der Umsatz stieg von 203,6 Millionen auf 216, 6 Millionen Euro. Gut liefen vor allem die Produkte im Lebensmittel-Einzelhandel und in den Discountmärkten. Der 48-jährige Firmenchef führt dies auf die veränderten Gewohnheiten der Verbraucher während der Coronapandemie zurück. Eine „gewisse Erholung“ sieht er auch im Großverbraucher-Geschäft – also bei Gastronomie, Kantinen, Mensen und Heimen –, das rund ein Drittel des Geschäfts ausmacht. Zu schaffen machten Bürger aber die stark steigenden Preise für Rohstoffe, Energie und Transport.

Vegetarisches und Veganes wird beliebter

Auch vegetarische und vegane Spezialitäten finden immer mehr Anhänger – das reicht von veganen Eierspätzle über Dinkel-Grießklößchen bis zu Gnocchi-Varianten. Auch für 2022 gibt sich Bihlmaier zuversichtlich. Positiv sei, dass bei den Verbrauchern der Trend zu frischen und schnell zuzubereitenden Produkten anhalte. Die Strategie, die schwäbischen Spezialitäten noch mehr im Westen, Norden und Osten Deutschlands Verbrauchern schmackhaft zu machen, wird weiter forciert.

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Das Wachstum wirkte sich auch auf die Zahl der Mitarbeiter aus. Ende 2021 beschäftigte der Mittelständler 1012 Mitarbeitende, das sind 32 mehr als im Jahr zuvor. Mit gut 800 entfällt der Großteil der Beschäftigten aufs Werk Crailsheim, der Rest auf Ditzingen.

Fachkräftemangel wird zum Problem

„Wir würden an beiden Standorten, vor allem in Crailsheim, weiter personell expandieren, aber auf dem Arbeitsmarkt sind kaum mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen“, weist Bihlmaier auf das Problem des Facharbeitermangels hin, unter dem auch Bürger als florierendes Unternehmen sehr leide.

Familienunternehmen – mit Mayonnaise fing alles an

Gründung
Bürger wurde 1934 von Richard Bürger als kleine Manufaktur für Mayonnaise und Salate in Stuttgart-Feuerbach gegründet.

Maultaschen
1960 übernahm Erwin Bihlmaier, der Großvater des heutigen Firmenchefs, das Unternehmen. 1964 kam die erste, selbst entwickelte Maultaschenmaschine zum Einsatz. 1976 übernahm Richard Bihlmaier von seinem Vater den Betrieb. Zwei Jahre später zog das Unternehmen von Stuttgart-Feuerbach nach Ditzingen.

Ausbau
Als in Ditzingen der Platz nicht mehr ausreichte, baute Bürger 1983 den zweiten Standort in Crailsheim. Seit 2008 führt der 48 Jahre alte Martin Bihlmaier in dritter Generation das Unternehmen.