Ein junger Familienvater aus Ditzingen kündigt seinen Vollzeitjob und wagt den Schritt in die Selbstständigkeit: Matthias Pflügner entwickelt Bauchmassagegeräte für Babys – speziell für Väter. Die Geschäftsidee entstand aus der eigenen Not heraus.

Ditzingen - An Geschäftsideen mangelte es Matthias Pflügner noch nie. An der Zeit für die Umsetzung dagegen schon. Nach der Geburt seines zweiten Kindes im Juni 2018 machte der 34-jährige Ditzinger Nägel mit Köpfen: Er kündigte seinen Job bei einem Stuttgarter Autobauer und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Als Ingenieur, so denkt der Jungunternehmer bis heute, finde er im Zweifelsfall immer eine Arbeit.

 

Der Neustart ins Ungewisse war verbunden mit einer Geschäftsidee, die aus der eigenen Not heraus entstand: Matthias Pflügner entwickelte das nach eigenen Angaben erste Bauchmassagegerät für Babys und gründete die Marke Papalapapa. „Sie ist die erste Marke nur für Väter“, sagt der Ditzinger, der auch eine vierjährige Tochter hat. Das Produkt, verpackt in einer Plüschfigur, soll helfen, Bauchweh bei Babys zu lindern.

„Nach kurzer Zeit ist mir der Arm abgefallen“

Matthias Pflügners Sohn Nils kämpfte nach der Geburt viel mit Koliken. „Die Krämpfe treten in Wellen auf und bereiten dem Säugling starke Schmerzen“, sagt der Ditzinger. Den Eltern bescheren sie so schlaflose wie sorgenvolle Nächte. Bei manchen Babys hilft da der Fliegergriff: Das Kind liegt mit dem Bauch nach unten auf den Armen eines Elternteils.

Weil Nils bei der Geburt aber mehr als vier Kilo wog und damit recht schwer war, „ist mir nach kurzer Zeit der Arm abgefallen“, erinnert sich Matthias Pflügner und lacht. Er begann deshalb, seinem Sohn sanft den Bauch zu massieren. Im Uhrzeigersinn kreiste er mit den Fingern um den Nabel, so, wie er es von der Hebamme und Videos aus dem Internet lernte.

Das linderte Nils’ Schmerzen. Dennoch grübelte der 34-Jährige beim Massieren ständig, ob er alles richtig mache. „Außerdem konnte ich während der Massage mit Nils nicht kuscheln, weil ich konzentriert vor oder neben ihm saß“, sagt Matthias Pflügner. Eine für ihn unbefriedigende Situation, in der an Schlaf nicht zu denken war. In seinem Kopf ratterte es.

Viele Papas seien unsicher

Er recherchierte nach Massagegeräten für Babys, fand aber nur Massagekissen. „Ich besorgte mir eins und wollte es umbauen in ein Gerät für die Hand, das sich dreht und wärmt“, sagt Matthias Pflügner. Sein Plan scheiterte. Also entwickelte er selbst ein Gerät. „Das wollte ich dann auch anderen Papas an die Hand geben.“ Zumal seiner Erfahrung nach ganz viele Väter nicht wüssten, wie sie die Bauchmassage richtig anwenden sollen – gerade unter Stress. In den gerät man aber schnell, wenn das Baby lautstark weint. „Stress überträgt sich auf das Kind und verschlimmert das Problem“, so Pflügner. Mit seiner Erfindung und Marke wolle er Väter dazu ermutigen, Berührungsängste in dieser schwierigen Phase abzubauen – und sie dabei unterstützen, die Bindung zum Nachwuchs von Beginn an zu stärken. „Der Papa kann sich entspannt und voll auf das Kind konzentrieren, während die Massage von selbst läuft.“

Ein Held ist, wer sein Kind zum Schlafen bringt

Und noch ein Aspekt spielte eine Rolle: Viele Produkte seien auf Mütter ausgelegt, Werbung mit Kindern zeige in der Regel Frauen. „Das spricht mich als Vater nicht an“, sagt Pflügner. Deshalb sind die Plüschfiguren menschliche Wesen mit Namen. „Und papaähnlichen Berufen“, sagt der 34-Jährige und grinst: „Helden eben.“ Nämlich dann, wenn sie das Baby zum Schlafen bringen. Sechs solcher Helden gibt es derzeit: Perry ist Feuerwehrmann, Pepper Koch, Philbert Kinderarzt, Peter, das Erstlingswerk, ist Handwerker.

Bis es soweit war, dass die Massagegeräte in den Verkauf gehen konnten, dauerte es eine ganze Weile. Matthias Pflügner musste zum Beispiel einen passenden Lieferanten finden, das Produkt zahlreichen Sicherheitsprüfungen unterziehen und jemanden auftreiben, der die Plüschfiguren auf Papier nach seinen Vorstellungen umsetzt. Seit Anfang November betreibt der Ditzinger nun seinen Online-Shop.

Jetzt kommt die „größte Herausforderung“

Jetzt gilt es, Kunden zu gewinnen. „Bekannt zu werden, ist die größte Herausforderung“, stellt Matthias Pflügner fest, der auch Handpuppen Wärmekissen und Schnulleranhänger anbietet. „Das Marketing ist teuer und muss gezielt gesteuert werden.“ Dabei unterstützt ihn seine Frau Karoline. Womit Papalapapa ein kleines Familienunternehmen ist, denn auch die zwei Kinder helfen tatkräftig mit: Sie testen die Produkte immer als erste. Wenn die Massagegeräte gut ankommen, will Matthias Pflügner sein Sortiment ausbauen. Genug Ideen hat er.