Trumpf findet zu wenig IT-Experten. Der Ditzinger Maschinenbauer forscht verstärkt im Bereich Künstliche Intelligenz.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Ditzingen - Wir sind bei der Digitalisierung in den vergangenen Jahren gemessen an unseren Ansprüchen nicht so weit gekommen, wie es unser Ziel war“, sagte Trumpf-Digitalchef Mathias Kammüller zum Auftakt der alljährlichen Hausmesse Intech des Maschinenbauers Trumpf am Dienstag in Ditzingen. Hier führt das Unternehmen in dieser Woche 4000 erwarteten Teilnehmern die neuesten Technologietrends vor.

 

Rund 200 Millionen Euro an Jahresumsatz mit neuen digitalen Produkten hatte man im Visier – erreicht habe man bisher rund 20 bis 30 Millionen, sagte Kammüller. „Das Ganze ist viel aufwendiger als erwartet.“ Selbst eine Verdreifachung der Aufwendungen für die Informationstechnologie und die Bereitschaft, dieses Budget zu überziehen, habe nicht gereicht. Im Vergleich zu Wettbewerbern sei man allerdings weit vorne: „In der Intensität, wie wir das betreiben, gibt es nur wenige Firmen im Maschinenbau.“ Nicht der Wille oder der finanzielle Aufwand seien der Hemmschuh: „Es liegt massiv am Personal.“ Dies gelte, obwohl man die Zahl der Mitarbeiter im Bereich der IT um die Hälfte gesteigert habe. Wenn der digitale Wandel in die Unternehmen getragen werden solle, hänge dies aber an Menschen: „Sie brauchen Projektleiter, welche die Mitarbeiter führen können.“ Investitionen ließen sich steigern: „Kompetenzen müssen sie sich im Unternehmen erst einmal aufbauen. Das geht nicht per Knopfdruck.“

Grundlagenforschung wie im „Cyber Valley“ ist wichtig – aber teuer

Große Projekte zur Technologieforschung, wie sie das Land Baden-Württemberg beispielsweise mit dem Cyber Valley rund um den Bereich der Künstlichen Intelligenz angestoßen habe, seien zwar für die Weiterentwicklung des Standortes wichtig, sagte Trumpf-Technologiechef Peter Leibinger. An den Bedürfnissen selbst eines Unternehmens wie Trumpf, das immerhin 3,5 Milliarden Euro Jahresumsatz macht, führe das Konzept bisher vorbei: „Wenn wir mitforschen wollten, dann müssten wir in Tübingen eine Forschergruppe ansiedeln.“ Bei Trumpf beschäftigten sich in unterschiedlichen Abteilungen 40 Mitarbeiter in Vollzeit mit dem Thema Künstliche Intelligenz. „Ich kann da jetzt nicht zehn bis 20 Leute nach Tübingen setzen für Projekte, die nicht unmittelbar mit Produkten zu tun haben.“ Nur ganz große Spieler wie Bosch oder Daimler könnten sich das leisten. Bisher ist das eine Spitzenforschungsveranstaltung für große Spieler. Das ist eine unvollständige Konstruktion, die sich im Laufe der Jahre erweitern muss“, sagte Leibinger.

Trumpf führte in Ditzingen vor, wie man selbst das Thema Künstliche Intelligenz weitertreibt. Marktreif ist ein lernendes System für Laserschneidemaschinen. Bisher ist es eine delikate Aufgabe, etwa aus Blechen herausgeschnittene Teile schnell und ohne Beschädigung herauszulösen. Hier war bisher selbst bei Highttech-Lasermaschinen menschliche Handarbeit gefragt. Die Erfahrung lehrte die Mitarbeiter im Laufe der Zeit, wie sie am besten das Teil herausdrücken mussten. Trumpf bietet nun eine selbstlernende Maschine an, die im Lauf der Zeit herausfindet, wie ein Teil ohne zu Verhaken herausgelöst wird. Wenn die Verwender dem Datenaustausch mit Trumpf zustimmen, profitieren sie auch von „Lernerfahrungen“ der Schneidemaschinen in anderen Unternehmen.

Ohne Laser lassen sich keine Batteriezellen herstellen

Bei der E-Mobilität sieht sich Trumpf mit solchen Technologien als großer Gewinner. Schon die Hälfte der Geschäfte mit Kunden aus dem Automobilbereich seien in diesem Bereich, sagte Leibinger: „Das ist für uns ein tolles Thema. Viele Bauteile und Systeme, die in ein E-Fahrzeug oder einen Hybrid gehen, können nur mit Laser hergestellt werden.“ Dazu gehörten etwa Batteriezellen. Auch der nötige Leichtbau lasse sich nur mit Lasern erreichen: „Uns hat übrigens die Herstellung von Herzschrittmachern befähigt, Batteriezellen zu verschweißen, ohne dass die Elektronik beschädigt wird.“