Im Sportbad finden am Wochenende außergewöhnliche deutsche Meisterschaften statt: 250 Rettungsschwimmer treten in elf verschiedenen Disziplinen gegeneinander an.

Die Rettungsschwimmer von Malibu sind seit der TV-Serie „Baywatch“ auch in deutschen Wohnzimmern bekannt. Regelmäßig hat sich Schauspieler David Hasselhoff in seiner Rolle als Mitch Buchannon in die Fluten des Pazifiks gestürzt, um Ertrinkende aus dem Wasser zu ziehen. Am Samstag und Sonntag, 6. und 7. Mai, müssen 250 Rettungssportler bei den diesjährigen deutschen Einzelstrecken-Meisterschaften der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) im Sportbad in Bad Cannstatt ganz ähnliche Leistungen vollbringen.

 

Hindernis-Schwimmen ist ein Höhepunkt

Sechs Einzel- und fünf Teamdisziplinen stehen bei der zweitägigen Veranstaltung auf dem Programm – unter anderem der Wettkampf „100 Meter Retten mit Flossen“. Nachdem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Bahn im 50-Meter-Becken geschwommen sind, greifen sie jedoch nicht wie in Kalifornien zur roten Boje, sondern zu einem gelben Spezialgurt, der einer Puppe umgelegt werden muss. „Er wird im Wasser eingeklinkt“, sagt DLRG-Sprecher Martin Holzhause. Anschließend geht es mit dem 50 Kilogramm schweren Dummy möglichst schnell ans rettende Ufer, sprich zurück zur Startposition. Ein Höhepunkt des DLRG-Wettkampfs, der von der Ortsgruppe Bad Cannstatt ausgerichtet wird, stellt auch das sogenannte Hindernis-Schwimmen dar. Auf einer Strecke von 200 Metern müssen die Athletinnen und Athleten sowohl im Einzelwettbewerb als auch in der Staffel (4 x 50 Meter) insgesamt unter acht Gegenständen durchtauchen. „Sie sind rund einen Meter tief im Wasser“, so Holzhause. Ziel sei es, so effizient wie möglich zu tauchen, um wenig Geschwindigkeit zu verlieren.

Aufs Tempo kommt es auch beim „Leine werfen“ an. Bei dieser Disziplin bleiben die Rettungssportler allerdings trocken: Vom Beckenrand aus gilt es, ein Seil zu einer Person zu schleudern, die sich in 15 Metern Entfernung im Becken befindet. Anschließend muss sie möglichst schnell herausgezogen werden. „Hier muss genau gezielt werden. Es gilt ein Zeitlimit von 45 Sekunden, gute Rettungssportler benötigen aber nur zehn Sekunden“, sagt der DLRG-Sprecher, der anmerkt, dass die Wettkämpfe nicht das Ziel hätten, die Realität exakt abzubilden. „Beim ‚Leine werfen’ dürfen die Partner im Wasser beispielsweise die Rettung mit Beinbewegungen unterstützen. Im Ernstfall würde das eine vollkommen entkräftete Person eher nicht machen.“ Bei einigen Disziplinen werde auch die Puppe unter den Arm gepackt, um möglichst schnell durch das Becken zu kraulen. „Einen echten Ertrinkenden würde man aber rückwärts hinter sich herziehen.“

Rettungssport dient auch der Nachwuchsbindung

Ute Vogt, die Präsidentin der DLRG, betont, dass „der Rettungssport ein attraktiver Leistungssport ist, der die Athletinnen und Athleten vielseitig fordert“. Zugleich sei er aber auch ein wichtiges Instrument für die Nachwuchsbindung in vielen der rund 2000 Ortsgruppen. „Unser Ziel ist es, Kinder und Jugendliche, die bei der DLRG das Schwimmen lernen, an den Verband zu binden“, fügt Martin Holzhause hinzu. In der Hoffnung, dass der eine oder andere später einmal Rettungsschwimmer wird. Allerdings an einem der vielen Badeseen im Land – nicht in Malibu.

Die Wettbewerbe beginnen am Samstag mit den Vorläufen in sechs Disziplinen (8.30 bis 13.30 Uhr). Ab 15 Uhr werden in den Finals die ersten Sieger ermittelt. Am Sonntag dauern die Vorläufe von 8 bis 12.30 Uhr an. Um 14 Uhr folgen die Endläufe des zweiten Wettkampftages. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos und einen Livestream gibt es unter: www.dlrg.de/dem.