Mit lustigen Umsynchronisationen von Filmschnipseln und Politikern ist Dodokay zum Star geworden. Nun hat er einen kompletten deutschen Kinokrimi von 1960 umgestaltet: Remix nennt er das.

Stuttgart - Kleine Schnipsel aus großen Kinofilmen zu stibitzen und sie mit ganz anderem Inhalt auf Schwäbisch neu zu synchronisieren, mit dieser Methode ist Dominik Kuhn berühmt geworden – unter seinem Künstlernamen Dodokay. Nun aber hat Dodokay sich erstmals einen ganzen Filmklassiker vorgenommen und bringt ihn als Remix und mit nicht ganz drehbuchtreuer Neusynchronisation zurück ins Kino. Am 30 August startet „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“, basierend auf Fritz Langs „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ aus dem Jahr 1960, der damals so erfolgreich war, dass weitere Mabuse-Filme folgten.

 

Der 1969 in Reutlingen geborene Kuhn ist eigentlich Fachmann für virale Werbekampagnen. Weil er viel von Mundpropaganda und Empfehlungen in sozialen Netzwerken hält, wird „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“ vor dem Start in einer großen Preview-Tour vorgestellt. Die beginnt am Freitag, dem 10. August 2018, um 21.45 Uhr in Ludwigsburg beim Sommernachtskino und führt gleich zweimal nach Stuttgart. Am Donnerstag, dem 30. August um 20 Uhr läuft der Film mit Premierenfeier im Gloria, am 4. September, also nach dem offiziellen Bundesstart, ist er im Cinemaxx am SI-Centrum zu sehen. Die weiteren Termine für Reutlingen, Nürtingen, Esslingen etc. sind hier zu finden.

Freier Zugang zum Filmarchiv

Der Regisseur Fritz Lang (1890-1976) gehörte mit Werken wie „Metropolis“ (1927) und „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931) zu den wichtigsten und weltweit bewunderten Filmkünstlern der Weimarer Republik. 1933 emigrierte er aus Nazideutschland erst nach Paris, dann nach Hollywood, wo er 23 Filme drehte. Als die Angebote der Studios für den alternden Lang spärlicher wurden, ließ er sich vom Produzenten Artur Brauner zurück nach Deutschland locken, wo er dann Unterhaltungsware wie „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ drehte. Die wurde von der Filmkritik lange Zeit all zu misslaunig abgeurteilt, weil sie nicht den Rang von „Metropolis“ hat.

Artur Brauner selbst hat gerade seinen 100. Geburtstag gefeiert, Brauners Tochter Alice aber führt die Firma weiter. Und sie bot Dodokay an, sich doch einmal durchs umfangreiche Archiv ihrer CCC-Filmproduktion zu wühlen und einen Film zu bearbeiten – ähnlich wie einst das legendäre Jazzlabel Blue Note den Londoner Rappern von Us3 sein Archiv für das Sampling-Album „Hand on the Torch“ (1992) öffnete. Dodokay entschied sich für Langs Mabuse-Film mit Gert Fröbe, Peter van Eyck und Dawn Addams.

Die Story auf Schwäbisch

Den Inhalt seiner Remix-Fassung hat erklärt er selbst, aber auf Schwäbisch. Achtung, ab hier sind Reigschmeckte wohl verloren: „1960. D’ Stuttgarter Bolizei isch hender ’ma myschteriösa Gangschter-Genie her, dem wo sei Hurglerei arg an des vom Dr. Mabuse erinnert, der wo in der 30er Jôhr verschtorba isch. Es sieht so aus, als hätt’s der Lombasiach uff d’ neischte schwäbisch Erfindung abg’säa: Des no unbekannte, obacha g’schickte Internet, dem wo sei geheime Schaltzentrale m’r im Hotel ‚Zum güldenen Grasdackel’ in Leimerstetta uff d’r schwäbischa Alb onderbrôcht hôdd. D’r Kommissar Krass (Gert Fröbe) muaß ermittla. Em Hotel lauft’r onder anderem em Millionär Helmut Wurster (Peter van Eyck) iber’n Weg, d’r lebensmüda Sabine Hirrlinger (Dawn Addams), ond em Vertreter Hans-Martin B. Lamparter (Werner Peters). Ond nô taucht au no d’r Mark Sackerberg (Wolfgang Preiss) uff, an schmieriger Denger, der wo au edd älles sagt, was ’r denkt. Die Anschläg’ uff’s Internet werdet emmer meh. Ond iber ällem schwebt d’r zwielichtige Wahrsager Dieter Gekeler, der wo ebafalls fescht d’rvo iberzeigt isch, dass d’r Dr. Mabuse von de Dode ufferschtanda isch. Kriagt’s d’r Kommissar Krass nô, des Internet zom schütza?“