Die Mobilität der Zukunft wird in Geislingen erforscht. Zusammen mit der TU München können an der Hochschule nun auch höhere akademische Weihen erreicht werden.

Geislingen - An besonders qualifizierte Studenten wendet sich ein neues Angebot der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt am Standort Geislingen. Gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) München und der Hans-Böckler-Stiftung hat sie ein Promotionskolleg aus der Taufe gehoben, das Doktoranden ermöglicht, zukunftsfähige Mobilitätskulturen zu erforschen. Mit an Bord ist der Soziologe Sven Kesselring, der in Geislingen eine Forschungsprofessur übernommen hat.

 

Wie kommt ein Soziologe zur Automobilwirtschaft

Wie kommt eigentlich ausgerechnet ein Soziologe zum Geislinger Studiengang Automobilwirtschaft? Für Sven Kesselring liegt die Zusammenarbeit nahe, schließlich erforsche er die sich verändernde Praxis der Mobilität. Weil sich die Formen des Arbeitens und Handelns veränderten, seien die Menschen heute zunehmend internationaler unterwegs, Carsharing- und Cityfahrrädersysteme seien im Entstehen, das eigene Auto sei für junge Leute weniger wichtig als ein Smartphone und ein Tablet. Diese Veränderungen wirkten sich natürlich auch sozial und gesellschaftlich aus.

Die Sparkasse stiftet die Professur

Kesselring ist im Jahr 2015 auf eine von der Kreissparkasse Göppingen gestiftete Professur berufen worden, mit der die Bank den automobilwirtschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengang der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen am Standort Geislingen im Fachgebiet Nachhaltige Mobilität erklärtermaßen unterstützen will. Die Interdisziplinäre Mobilitätsforschung ist einer der Schwerpunkte von Sven Kesselring, der in diesem Bereich an der TU München habilitiert wurde.

Die neue Zusammenarbeit der Hochschule Geislingen mit München läuft vor allem über das dortige Institut für Verkehrswesen, wo sich Gebhard Wulfhorst im Fachgebiet für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung auf die Wechselwirkungen von räumlichen Strukturen und dem Mobilitätsverhalten spezialisiert hat und die Entwicklung von integrierten Siedlungs- und Verkehrskonzepten sowie die Gestaltung von Planungs- und Realisierungsprozessen auf stadtregionaler Ebene erforscht, wie die Hochschule mitteilt.

Die Ballungsräume unter die Lupe nehmen

Die Doktoranden sollen vor allem Ballungsräume wie die Metropolregion München unter die Lupe nehmen, da „wir stark mit der Region München verwurzelt sind“, erläutert Kesselring. Gerne möchte er Doktoranden auch zu einer vergleichenden Betrachtung der Räume Stuttgart und München oder anderer europäischer Ballungsräume einladen. In jedem Fall sollen von den Doktoranden mit dem Wandel der Mobilität die brennendsten Themen der Zeit untersucht werden. Einen lokalen Niederschlag wird das Thema zukunftsfähige Mobilität auch bei einer gleichnamigen Tagung finden, zu der die Evangelische Akademie Bad Boll für November einlädt.

Neun Nachwuchswissenschaftler werden gefördert

Promotionskolleg
: Für die zweite Phase des Promotionskollegs werden Kandidaten für eine Post-Doc-Stelle und acht Promotionsstipendiaten gesucht. Die Laufzeit der Stipendien beträgt bis zu drei Jahre. Sie werden monatlich mit 1450 Euro honoriert.

Fragestellungen
: Individuelle Fragestellungen sind möglich in den Bereichen neue Mobilitätskonzepte und Mobilitätshandeln im Wandel beispielsweise aufgrund der veränderten Arbeitswelten. Dazu zählen auch die Auswirkungen von Informations- und Kommunikationstechnologien auf die Mobilitätspraxis. Der dritte Schwerpunkt dreht sich um die Veränderungen der Verkehrs- hin zur Mobilitätspolitik, etwa am Beispiel der Metropolregion München, während sich ein vierter Themenkanon um nachhaltige Mobilitätskulturen, die Elemente einer interdisziplinären Mobilitätstheorie und deren Relevanz drehen soll.

Förderer:
Die Hans-Böckler-Stiftung ist das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Gefördert werden wissenschaftlich besonders befähigte und gewerkschaftlich oder gesellschaftspolitisch engagierte Doktoranden aller Fachrichtungen, die an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule zur Promotion zugelassen sind. Die Altersgrenze liegt bei 40 Jahren.