Hunderte Demonstranten strömen in die Innenstadt von Tulsa. Später werden sie von bewaffneten Männern verfolgt. Viele Trump-Anhänger bei der Kundgebung tragen keinen Mundschutz

Tulsa - Anhänger von US-Präsident Donald Trump und Verfechter von „Black Lives Matter“ haben sich in Tulsa Auseinandersetzungen geliefert. Die Zusammenstöße ereigneten sich angesichts der ersten Wahlkampfkundgebung von Trump seit Monaten trotz Bedenken wegen des neuen Coronavirus. Hunderte Demonstranten strömten in die Straßen der Innenstadt und blockierten teilweise den Verkehr. Die Polizei meldete aber nur eine Handvoll Festnahmen.

 

Einige der Marschteilnehmer lieferten sich Ruf-Wettkämpfe mit Trump-Unterstützern. Die Trump-Anhänger waren stärker vertreten. Sie riefen „All lives matter“ (Alle Leben zählen). Später am Abend verfolgte eine Gruppe bewaffneter Männer die Demonstranten. Als diese eine Straßenkreuzung blockierten, stieg ein Mann mit einem Trump-Shirt aus einem Auto und besprühte sie mit Pfefferspray. Als Protestteilnehmer sich einem Bus der Nationalgarde näherten, der von seiner Kolonne getrennt war, drängte die Polizei die Menge mit Pfeffer zurück, wie Sprecher Richard Meulenberg sagte.

Erste Wahlkampfkundgebung seit 110 Tagen

Trump hielt seine erste Wahlkampfkundgebung seit 110 Tagen trotz Bedenken von Behördenvertretern ab, dass das mit einer weiteren Ausbreitung des Virus in Tulsa einhergehen könnte. Die Trump-Anhänger versammelten sich im Stadion BOK Center. Die Kundgebung war offenbar die größte Indoor-Veranstaltung in den USA seit die Beschränkungen gegen das Coronavirus im März begannen. Viele der Anhänger trugen keinen Mundschutz.

Mitarbeiter mit Schutzbrillen, Mundschutzen, Handschuhen und blauer Schutzkleidung maßen die Temperatur von Personen, die in die Gegend der Kundgebung kamen.

Die Teilnehmerzahl war niedriger als vom Wahlkampfteam vorhergesagt. Wahlkampfteamvertreter sagten, Demonstranten hätten die Anhänger von Trump daran gehindert, ins Stadion zu gelangen. Drei Journalisten der Nachrichtenagentur AP sahen im Vorfeld der Rede von Trump keine Demonstranten, die den Zugang zur Gegend blockierten.

Trump bat nach eigenen Angaben seine Regierung zur Verlangsamung der Coronavirus-Tests. Die USA hätten Tests bei 25 Millionen Menschen vorgenommen, weit mehr als jedes anderes Land, sagte Trump bei seiner Wahlkampfveranstaltung. Der „schlechte Teil“ daran sei, dass weit verbreitete Tests zu einer Dokumentation von mehr Fällen mit dem neuen Coronavirus führten, sagte Trump.

In den USA sind rund 120.000 Menschen mit dem Coronavirus gestorben

„Wenn man in dem Ausmaß Tests macht, wird man mehr Leute finden, wird man mehr Fälle finden“, sagte Trump. „Also habe ich meinen Leuten gesagt, „verlangsamt bitte das Testen“. Sie testen und sie testen.“

Das Wahlkampfteam von Trumps designiertem demokratischen Herausforderer bei der US-Präsidentschaftswahl, Joe Biden, teilte mit, Trump bevorzuge die Politik gegenüber der Sicherheit und Gesundheit von Amerikanern.

In den USA sind rund 120 000 Menschen mit dem Coronavirus gestorben, weltweit knapp eine halbe Million, wie aus einer Zählung der Johns-Hopkins-Universität hervorgeht. Die echten Zahlen sind vermutlich höher.

Laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AP ist die Zahl der neu bestätigten Fälle pro Tag von rund 21 400 vor zwei Wochen auf 23 200 gestiegen. Ein Anstieg der Fälle kann zum Teil auf eine größere Verfügbarkeit von Tests zurückgeführt werden. Milde Fälle mit dem Virus tauchen jetzt in den Zahlen auf.